2024-05-02T16:12:49.858Z

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Nicht nur für Dennis Raschka wäre die Regionalliga eine spannende Sache.
Nicht nur für Dennis Raschka wäre die Regionalliga eine spannende Sache. – Foto: Ant Palmer

Ratingen 04/19: „Hätte mega Bock auf die Regionalliga“

Der Traum vom Aufstieg lebt bei Ratingen 04/19 vor dem Wiederbeginn der Oberliga. Torwart Dennis Raschka, Kapitän Erkan Ari und Innenverteidiger Phil Spillmann beschreiben, was das für sie, den Verein und die Stadt bedeuten würde.

Am Samstag hätte Ratingen 04/19 seine Generalprobe für den Wiederbeginn in der Oberliga haben sollen, doch der Regionalligist Wuppertaler SV gab Trainer Martin Hasenpflug nach dem 2:0-Heimsieg gegen den 1. FC Köln II am Freitagabend einen Korb – zu viele Verletzte. So muss der aktuelle Tabellenzweite der Oberliga nun am Sonntag zu Hause gegen den VfB 03 Hilden antreten, der am gerade vergangenen Wochenende schon wieder gestartet ist, während die Ratinger zwangsweise pausieren mussten und somit nicht im selben Rhythmus sind.

Die Partie beim Wuppertaler SV hätte die Lücke füllen sollen, die durch den Rückzug des nun früheren Liga-Gegners SV Straelen entstanden ist.

Als kleiner Trost sei angemerkt: Sollte sich für 04/19 der Traum vom Aufstieg erfüllen, müsste man nächste Saison kein Testspiel mit dem WSV vereinbaren – die Duelle wären dann ohnehin Pflichtspiele. Unsere Redaktion hat zu diesem Gedankenspiel exklusiv drei der dienstältesten Spieler von 04/19 befragt.

Dennis Raschka (31 Jahre, seit 1. Juli 2014 in Ratingen, dafür 222 Oberliga- und zwölf Niederrheinpokal-Spiele absolviert) ist der Dienstälteste bei 04/19. Der Torwart ist eigentlich „nicht so der Freund davon, da so viel drüber zu reden“. Er weiß aber: „Wir haben uns in der Hinrunde eine gute Ausgangsposition geholt, der Verein kümmert sich um das Drumherum. Aber im Endeffekt ist es noch lange nicht so weit. Es hängt an uns, ob wir die Ausgangslage bestätigen können. Klar – wenn man da oben ist, will man auch da bleiben.“

Was würde der Aufstieg bedeuten? „Wir haben ein paar Spieler, die schon Regionalliga-Spiele haben, aber nicht massenhaft. Für die meisten wäre es Neuland, auch für mich“, sagt Raschka. „Ein Aufstieg hätte einen Vorteil für den ganzen Verein, die Aufmerksamkeit ist in der Regionalliga eine ganz andere, und wir könnten uns mit anderen Spielern und Mannschaften messen. Als Fußballer will man immer so hoch spielen wie es geht. Ich spiele jetzt seit zehn Jahren hier Oberliga – in meinem ersten Jahr sind wir auf der Zielgeraden Dritter geworden, hatten aber einen deutlichen Abstand zum Ersten. Wenn man jetzt vergleichsweise so nah dran ist, ist hier jeder falsch, der das nicht erreichen will.“

Nach einem Jahrzehnt in Ratingen kann der Torwart bewerten: „Ich habe Höhen und Tiefen erlebt, aber in den letzten Jahren sieht man, dass sich das Drumherum und die Spieler weiterentwickelt haben. Das ist jetzt auch schön, wenn unsere Leistung anerkannt wird und der Verein mit dem Vorstand alles dafür tut, dass wir Regionalliga spielen könnten.“

Als Unterschied sieht Raschka noch: „In der Regionalliga wären wir vor der Saison der erste Abstiegskandidat. Das wäre für uns auch Neuland und eine Herausforderung.“ Aber: „Die würde ich angehen wollen. Wenn du die Möglichkeit hast, mit dem Verein, in dem du groß geworden bist, Regionalliga zu spielen, bin ich dabei. Das wäre ein Neuland, das ich erleben möchte, wenn es sportlich und beruflich passt.“

Das ist kein unwesentlicher Punkt. Der Personaldienstleister bei einer Arbeitsvermittlungsfirma weiß: „In der Regionalliga müssen viele Spieler nicht arbeiten, bei uns schon. Wir müssten das alles unter einen Hut kriegen. Der Aufwand auf und neben dem Platz ist etwas ganz anderes als in der Oberliga.“ Raschka schließt: „Aber wenn man die Chance hat, bin ich so ehrgeizig, das alles unter einen Hut kriegen zu wollen, um Regionalliga spielen zu dürfen.“

Phil Spillmann (28 Jahre, seit 6. August 2015 in Ratingen, dafür 217 Oberliga- und 17 Niederrheinpokal-Spiele) ist der dienstälteste Feldspieler. Der Innenverteidiger hat für die Reserve des VfL Bochum auch schon 22 Partien in der Regionalliga bestritten und weiß zu berichten: „Da gibt es eine ganz andere Atmosphäre, große Kaliber und tolle Fans – das ist für jeden Fußballer geil, da zu spielen.“ Kein Wunder, dass er unmissverständlich anfügt: „Ich hätte mega Bock auf die Regionalliga mit Ratingen, und falls wir es schaffen sollten, gehe ich den Weg auch mit. Das wäre auch für die Stadt Raingen eine geile Sache, wenn das schöne Stadion mal voller und der Fußball noch populärer würde. Die Voraussetzungen sind alle gegeben.“ Für den Angestellten einer Wasserschadensfirma in Ratingenwäre der Mehraufwand des Trainings kein Problem: „Von der Arbeit sind es für mich nur zehn, 15 Minuten bis zum Platz.“

Als dienstältester Feldspieler kann er auch urteilen: „Wir haben so ein gutes Team wie noch nie. Wir verstehen uns top, haben nicht nur Spaß auf dem Platz, sondern auch daneben, was uns immer mehr zusammenschweißt. Der Kern der Mannschaft ist jetzt schon eine längere Zeit zusammen geblieben.“ Das führt auch dazu: „Nicht nur bei der Mannschaft, auch im Verein ist die Entwicklung sehr gut. Ich bin eigentlich immer skeptisch, aber in den letzten Jahren hat es echte Fortschritte gegeben: im Verein, bei uns in der Mannschaft, bei der A- und B-Jugend. Ich glaube, wenn wir Regionalliga spielen würden, wäre das auch noch mal ein Ansporn für die Jugend, weil das eine tolle Sache wäre.“

Aus der Kabine kann Spillmann berichten: „Die Jungs sind schon ziemlich euphorisch – 99 Prozent wollen das unbedingt schaffen. Wir reden schon immer mal wieder darüber, aber auch über das Halbfinale im Niederrheinpokal.“ Das hat 04/19 im zweiten Jahr in Folge erreicht und wartet noch auf seinen Gegner für die Partie im April – es wird der Sieger des Viertelfinales KFC Uerdingen gegen Rot-Weiss Essen sein.

Erkan Ari (36 Jahre, seit 29. August 2016 in Ratingen, dafür 213 Oberliga- und 14 Niederrheinpokal-Spiele) hat insgesamt schon weit mehr als 300 Partien in der Ober- und vier für die SSVg Velbert in der Regionalliga absolviert. Der 04/19-Kapitän ist „noch ein bisschen zurückhaltend“, ordnetdie Entwicklung aber ein: „Es ist schön zu sehen, wie der Verein in den letzten acht Jahren gewachsen und eine große Familie geworden ist. Wir spielen schon länger zusammen, der Kern ist geblieben, wir sind gute Freunde geworden, es macht richtig Spaß. Wir haben das Potenzial, Meister zu werden. Die Sportfreunde Baumberg, der KFC Uerdingen und Schonnebeck haben auch gute Mannschaften, aber wir können jeden schlagen. Als mahnendes Beispiel muss uns aber unsere Niederlage gegen St. Tönis dienen, dass wir immer 100 Prozent geben müssen.“

Der kaufmännische Projektleiter einer Firma für Prüftechnik hat noch einen laufenden liga-unabhängigen Vertrag und geht davon aus, den Mehraufwand in der Regionalliga hinzubekommen. „Solange ich gesund bin, spiele ich“, sagt Ari und ergänzt lachend: „Wenn man auch jetzt die Anzahl der Spiele sieht, die ich absolviere, wird mich mein Alter nicht daran hindern, mit den Jungs aufzusteigen und dann die neue Liga aufzumischen.“ Der 36-Jährige weiß: „Es liegt an uns, ob wir unser Potenzial abrufen. Wir haben schon eine gewisse Konstanz gezeigt, das hat uns Selbstvertrauen gegeben. Wir haben die Qualität, aber wir müssen gucken, was am Ende rauskommt.“

Denn bis dahin ist es nur ein Gedankenspiel.

Aufrufe: 019.2.2024, 20:00 Uhr
Georg AmendAutor