2024-05-17T14:19:24.476Z

Interview
Dawid Polotzek (31,links) und Richi Prommer (31) freuen sich auf ihre neue Aufgabe beim TSV Steinsfurt
Dawid Polotzek (31,links) und Richi Prommer (31) freuen sich auf ihre neue Aufgabe beim TSV Steinsfurt – Foto: TSV Steinsfurt

Prommer möchte Steinsfurts freien Fall stoppen

Die Freunde Prommer & Polotzek übernehmen den TSV +++ Angenehmer Start für die beiden Trainer-Novizen +++ Abstiegskampf ist kein Thema

FuPa hatte in seinem letzten Sonderheft vor der Saison 2022/23 aufgezeigt, dass es auf den Trainerstühlen in der A-Klasse jede Menge Prominenz gibt. Doch Mike Kronwald (ehemals Spieler bei Hansi Flick), Timo Teufel (ehemals Spieler bei Julian Nagelsmann) und René Lahr (ehemalige Spielmacher der TSG Hoffenheim) sind alle nicht mehr da. Da passt es gut, dass der TSV Steinsfurt mit Tormaschine Ben-Richard Prommer einen richtig bekannten Mann verpflichtet hat.

"Richi" hat in Steinsfurt in die fußballbegeisterte Familie Rippel eingeheiratet. Schwiegervater Silvio spielte früher beim VfR Mannheim in der Oberliga (damals dritthöchste Liga) bevor eine schwere Verletzung den Sprung in Liga 2 vermasselte. Prommers Schwager Benny ist seit Jahren Leistungsträger beim TSV Steinsfurt und selbstverständlich verpasst auch Ehefrau Natalie kaum ein Spiel ihres Torjägers.

Zum heutigen Interview hat FuPa Baden den Hertha BSC-Fan zusammen mit seinem Assistenten Dawid Polotzek getroffen.

Richi, Du hast nun die Seiten gewechselt. Weshalb ist für Dich gerade jetzt der richtige Zeitpunkt für den Wechsel ins Traineramt?

Prommer: Dass ich irgendwann Trainer werden möchte, war mir eigentlich schon lange klar. Die letzte Saison in Brühl lief für mich ganz schlecht. Unter anderem hing das zwar auch mit einer Verletzung zusammen, aber es war nicht mehr so, dass ich sagte, ich muss dort unbedingt verlängern. Die Saison war von Misserfolgen geprägt.
Ich wollte jetzt auch einfach mehr Zeit mit meinem kleinen Sohn verbringen. Da ich in Ludwigshafen arbeite und in Brühl Fußball spielte, kam das Familiäre seit seiner Geburt einfach zu kurz.
Da kam mir die Anfrage vom TSV Steinsfurt sehr gelegen. Nun habe ich die Möglichkeit mit dem Fahrrad ins Training zu fahren. Ich hatte unter Holm Hentschke schon einmal zwei sehr schöne Jahre an meinem Wohnort. Wir spielten in der Zeit drei Relegationsspiele und stiegen von der A-Klasse in die Kreisliga auf. Fast wäre der Durchmarsch in die Landesliga geglückt. Beim Abschied gab es meinerseits dann auch das ein oder andere Tränchen.

Nun kommst Du zusammen mit Dawid Polotzek, der hier im Kreis Sinsheim nur Insidern ein Begriff ist. Dawid, stelle Dich mal unseren Lesern vor.

Polotzek: Ursprünglich komme ich aus Mauer. Meine Position auf dem Platz ist die Innenverteidigung oder das defensive Mittelfeld. Richi und ich haben uns in der C-Jugend der TSG Hoffenheim kennengelernt. Wir haben uns sehr gut verstanden. Selbst als Richi die TSG wieder verließ, haben wir unseren Kontakt gehalten. Wir spielten dann nochmals kurz bei den Verbandsliga-Herren des FC Zuzenhausen zusammen. Seitdem wir in St. Ilgen vor ca. 5 Jahren erneut zusammengekommen sind, haben wir alle weiteren Stationen zusammen bestritten. Es ist durch den Fußball eine tolle Freundschaft entstanden.
Sportlich war ich von der E-Jugend bis zur U18 meine komplette Jugendzeit bei der TSG Hoffenheim. In der U17 gehörte ich zum Bundesligakader. Nach der U18 wurde ich dann, wie es auf diesem Niveau passieren kann, aussortiert. Ich schloss mich dann zwei Jahre dem FC Zuzenhausen an, danach zog ich nach Frankfurt/M., wo ich sieben Jahre Verbandsliga und Landesliga spielte. Es folgten noch St. Ilgen, der ASC Neuenheim und der FV Brühl.

Jetzt wolltest mal etwas Neues kennenlernen und bist ins Traineramt eingestiegen?

Polotzek: Mir ging es wie Richi. Der Spaß ging in Brühl zuletzt flöten. Hinzu kam ein Muskelbündelriß, der mich lange außer Gefecht setzte. Als er mir dann mitteilte, dass er den Trainerjob annimmt, fragte er zugleich, ob ich mir vorstellen könne, ihn zu assistieren. Ich musste nur wenige Minuten überlegen und war bei dieser Vorstellung sofort Feuer und Flamme.
Ich arbeite bei Intersport in Heilbronn und bin nun in eine Wohnung nach Rohrbach umgezogen. Das heißt für mich, dass ich in wenigen Minuten am Sportplatz Steinsfurt bin und auch schneller bei meiner Arbeitsstelle.

Wie verliefen Eure ersten 2,5 Wochen als Trainer?

Prommer: Ich habe schnell gemerkt, dass es gar nicht so einfach ist, gleichzeitig selbst am Training teilzunehmen, Spieler zu coachen und zu korrigieren. Aber die ersten Wochen haben mir unheimlich Spaß gemacht zumal die Spieler mit Ehrgeiz an den Übungseinheiten teilnehmen. Wir trainieren regelmäßig mit 17 bis maximal 20 Leuten. Wenn über 20 Leute im Training sind, kümmert sich Dana, der Trainer der 2. Mannschaft, um die weiteren Akteure.

Polotzek: Natürlich ist es eine große Umstellung mit viel mehr Verantwortung. Es gibt als Trainer viel mehr zu organisieren. Ein ganz wichtiger Punkt ist die Gestaltung der Trainingseinheiten, welche Richi und ich zusammen vornehmen. Hierzu treffen wir uns im Vorfeld entweder persönlich oder wir telefonieren.

Prommer: Als Spieler ließ man sich halt immer berieseln. Nun stehen wir selbst vor der Truppe und halten Ansprachen. Man macht sich z.B. Gedanken, wie sich Spieler besser positionieren können. Da Dawid ein defensiver Spieler ist und ich ein offensiver, können wir uns auch bei positionsspezifischem Training toll ergänzen.

An der Börse sagt man, dass man in keine fallenden Messer fassen solle. Trotz des sportlichen Steinsfurter Absturzes habt Ihr Euch für den Wechsel zum zweimaligen Absteiger entschieden. Aus welchem Grund?

Prommer: Es ist für mich eine Herzensangelegenheit. Wir haben hier 2016 gebaut und ich bin seitdem Steinsfurter Bürger. Die zwei Jahre, die ich schon einmal beim TSV spielte, haben mich so begeistert, dass ich gern wieder zurückgekommen bin. Dem Grunde nach war meine Rückkehr nur eine Frage der Zeit. Ich habe letzte Saison auch einige Spiele angeschaut. Oft stellte sich das Team in der Kreisliga fast von alleine auf. Nun haben wir den Vorteil eines größeren Kaders. Ich hoffe, dass die Jungs alle dabei bleiben.

Polotzek: Ich hatte ein tolles Gespräch mit Oliver Helget. Der TSV hat ein junges Team, das den Spielausschuss bildet. Diese haben eine unheimliche Verbundenheit zum Verein, was mir gut gefällt. Ich habe zudem von Rohrbach einen sehr kurzen Anfahrtsweg.
Die Arbeit in den ersten Wochen empfand ich als sehr angenehm. Wir sehen an welchen Defiziten wir arbeiten müssen und werden. Ich selbst habe zwar keine Steinsfurter Vergangenheit, muss aber sagen, dass ich mich vom ganzen Umfeld ganz toll aufgenommen fühle.

Habt Ihr den Fußballkreis Sinsheim zuletzt denn beobachtet?

Prommer: Ich habe mir weiterhin regelmäßig die Ergebnisse alle Sinsheimer Ligen angesehen. Sobald ich sonntagabends Zeit hatte, informierte ich mich bei Fupa über alle Ligen im Kreis.

Polotzek: Mein 21jähriger Bruder Maximilian spielt aktuell bei Zuzenhausen II. Deshalb ist mir der Kreis nicht völlig unbekannt.

Richi, Deinen Namen bringt man unweigerlich mit regelmäßig vielen Toren in Verbindung. Aus nachvollziehbaren Gründen bist Du die letzten Jahre oft Thorsten Barth gefolgt. Hat es Dich nicht gereizt nochmals in einer höheren Liga, als der Landesliga, aufzulaufen?

Prommer: Der Zeitaufwand wäre mir zu groß gewesen. Wenn ich so etwas mache, dann auch zu 100 Prozent. Wenn ein Oberligist vier mal wöchentlich trainiert, musst Du Dir das erst einmal einrichten können. Ich übe ja auch einen Beruf aus und kann mich nicht nur auf den Fußball konzentrieren. Je höher Du spielst, umso mehr fehlt einem Zeit für Familie, Freunde und andere Hobbys.

Was sind Eure Ziele für die anstehende Saison? Was denkt Ihr, dass möglich ist?

Polotzek: Unser Ziel ist es schon oben mitzuspielen. Da wir 32 Punktspiele zu absolvieren haben, sollte uns der große Kader zugute kommen.

Prommer: Wichtig ist über den Tabellenplatz hinaus, dass wir die jungen Spieler integrieren. Außerdem wollen wir jeden Spieler besser machen.

Welchen Verlauf erwartet Ihr in der Kreisliga A? Wer wird oben mitspielen?

Prommer: Es wird auch nächste Saison eng werden. Dühren hat den Pokal geholt. Das schafft man nicht mal eben so. Sondern das spricht schon für vorhandene Qualität. Der FC Weiler ist immer oben mit dabei. Der SV Babstadt hat ein super Rückrunde gespielt. Die türkischen Mannschften haben sich gut verstärkt.
Es wird sich kein Team vorne absetzen können, da die Teams zu ausgeglichen sind. Am Ende werden - wie auch diese Saison - vermutlich wieder um die 60 Punkte reichen, um auf einem Aufstiegsplatz zu stehen.

Polotzek: Ich möchte hier keinen Verein nennen, aber was ich sagen kann, ist, dass es sehr spannend werden wird.

Aufrufe: 025.7.2023, 14:45 Uhr
Volker KillusAutor