2024-05-10T08:19:16.237Z

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Peter Vogel kennt in Neuss jeder.
Peter Vogel kennt in Neuss jeder. – Foto: DOC

Peter Vogel: Das Sonntagskind ist 70

Peter Vogel spielte für den VfR 06 Neuss an der Hammer Landstraße vor mehr als 3000 Zuschauern, kickte für den MSV Duisburg in der Bundesliga und stieg in 37 Jahren als Trainer vier Mal auf. Auch mit 70 Jahren bewegt ihn der Fußball noch immer. 

Der 24. August 1952 war ein Sonntag. Natürlich. „Ich bin halt ein Sonntagskind“, stellt Peter Vogel lächelnd fest. Der seit Mittwoch 70-Jährige ist sehr zufrieden damit, wie sein Leben in den vergangenen sieben Jahrzehnten so gelaufen ist. Genau darum war eigentlich eine große Feier geplant, doch weil die Einladungsliste selbst bei 75 Personen noch höchst unvollständig war, „haben meine Frau und ich entschieden, es eine Nummer kleiner zu halten“, sagt der ehemalige Profikicker.

Zum Geburtstags-Brunch im Cafe del Sol direkt am Strandbad Lörick in Düsseldorf kommen – selbstverständlich am Sonntag – jetzt eben nur noch 25 Leute.

Dass Peter Vogel auch noch mit 70 in aller Munde ist, liegt an seinem einnehmenden Wesen und einer mehr als 60 Jahre umspannenden Karriere im Fußball. Die begann als Knirps vor der Haustür beim BV 04 Düsseldorf, nahm aber erst ab 1971 beim VfR 06 Neuss so richtig Fahrt auf. Und das kam so: Ursprünglich hatte der flinke Stürmer bei Fortuna Düsseldorf einen Amateurkontrakt unterschrieben, entschied sich dann aber doch für den Wechsel als Vertragsspieler zum damals noch in der Regionalliga (zweithöchste Spieklasse) kickenden VfR 06.

Eine gute Entscheidung. Zwar stieg er mit den Grün-Weißen sofort in die Verbandsliga ab, erlebte an der Hammer Landstraße dann aber Gänsehautmomente, die er daheim in NGZ-Artikeln und -Fotos sorgsam bewahrt. Er erinnert sich an Spiele vor mehr als 3000 Zuschauern, Seite an Seite mit dem unvergessenen Albert Brülls. Augenzeugen von damals schwärmen noch heute von der Flügelzange Peter Vogel (links) und Peter Müller (rechts), die, eingesetzt vom „genialen Spielmacher Herbert Clemens“ (Vogel), Peter Szech mit Flankenbällen fütterte. „Wir waren klein, aber sehr schnell und dribbelstark“, erinnert sich Vogel. „Beim VfR bin ich als Fußballer gereift.“ Kein Wunder, dass ihn der MSV Duisburg an die Wedau lockte, wo er in der Saison 1977/78 14 Mal als Teamkollege der Nationalspieler Bernard Dietz, Rudi Seliger und Ronald Worm im deutschen Oberhaus auflief.

Großen Wunsch erfüllt

„Meinen größten Wunsch, es als Fußballprofi in die Bundesliga zu schaffen, habe ich mir damit erfüllt“, sagt er heute und stellt zufrieden fest: „Ich bin schon stolz auf meine fußballerische Karriere.“ Wer hat in seiner Vita schon stehen, sich auf dem Platz mit Weltmeistern wie Franz Beckenbauer und Sepp Maier gemessen oder in einem Team mit Bernard „Ennatz“ Dietz, Kapitän der Europameister-Elf von 1980, gestanden zu haben. In der 2. Liga trug er von 1978 bis 1981 in insgesamt 67 Spielen das Trikot von Tennis Borussia Berlin, schoss dabei sieben Tore – erlebte dort aber auch mit knapp 29 Jahren das abrupte Ende seiner Profilaufbahn. Ein im Abschlusstraining vor der Partie gegen Werder Bremen im Zweikampf mit „Eddy“ Malura erlittener Sprunggelenkverrenkungsbruch zog ihn für zwei Jahre aus dem Gefecht. Eine Verletzung, die er im Nachhinein als Glücksfall bezeichnet, denn in dieser Zeit fand er über eine von der Berufsgenossenschaft begleitete Umschulung zum Industriekaufmann bei der Siemens SG den Einstieg in einen „geregelten Job“. Seine Brötchen verdiente er später als Außendienstler bei einem in Köln ansässigen Unternehmen der Kommunikationsbranche, dem Fußball blieb er jedoch ab 1984 als Trainer im Amateurbereich verbunden. Und das überaus erfolgreich: Der Inhaber der A-Lizenz führte den TuS Reuschenberg auf Anhieb von der B-Liga in die höchste Spielklasse auf Kreisebene. Mit der SG Kaarst brachte er es von der Kreisliga A bis in die Landesliga, mit dem FC Zons von der Landes- in die Verbandsliga. „Ich bin als Trainer viermal aufgestiegen, das können nur die wenigsten von sich behaupten“, sagt er. Na klar, die Jahre beim FC Zons mit Klassespielern wie Dirk Schneider, Eddy Hagedorn und Frank Klein zählen unbedingt zu den Highlights, aber auch den Abstecher in den Frauenfußball beim Niederrheinligisten CfR Links möchte er nicht missen. „Eine wervolle Erfahrung.“ Obwohl es beim TuS Grevenbroich und der DJK Novesia nicht wirklich rund lief, verbucht er die beiden letzten Etappen auf seiner 37 Jahre langen (Trainer-) Reise nicht als totale Fehlschläge. „Auch da habe ich tolle Menschen kennengelernt.“

Der Fußball lässt den Rentner auch mit 70 nicht los. Wenn er auf seinen Kurierfahrten für das Autohaus Moll, „für mich eine schöne Abwechslung“, an der einstigen Spielstätte des VfR 06 Neuss vorbeifährt, „blutet mir jedes Mal das Herz“, sagt er traurig. „Die Hammer Landstraße war Heimat!“ Es kribbelt immer noch. „Das war’s im Grunde für mich als Trainer“, versichert er zwar, „aber wenn noch mal ein guter Verein kommt ... Ich bin nach allen Seiten offen.“

Aufrufe: 026.8.2022, 11:00 Uhr
RP / Dirk SitterleAutor