2024-05-02T16:12:49.858Z

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Hrvoje Vlaovic verfolgt ein ganz anderes Konzept bei der Förderung der Jugend.
Hrvoje Vlaovic verfolgt ein ganz anderes Konzept bei der Förderung der Jugend. – Foto: Verein

Neue Heimat für den FC Niederrhein Soccer

Der Ausbildungsverein nutzt nun die Anlage von TuRa 88 Duisburg. Im Fußball-Kreis Moers wird das Konzept weiter kritisch beäugt.

Seinen größten Wunsch muss Hrvoje Vlaovic erst einmal wieder zurückstellen. Der Vorsitzende des FC Niederrhein Soccer träumt schon seit der Gründung des Vereins im Jahr 2019 von einer eigenen Platzanlage. „Wir wollen unseren Weg eben am liebsten allein gehen“, sagt Vlaovic.

Die Realität sieht jedoch anders aus. Bislang kam der Klub auf der Anlage des VfL Repelen unter. Der Vertrag wurde allerdings vom VfL zum 31. Dezember 2022 gekündigt. Künftig muss der FC Niederrhein Soccer also woanders spielen sowie trainieren – und hat dafür eine Lösung gefunden. „Wir haben uns mit TuRa 88 Duisburg darauf geeinigt, dass wir dort in den nächsten zweieinhalb Jahren spielen dürfen“, berichtet Vlaovic und spricht von einer „Übergangslösung“. Auch mit dem TV Asberg habe man Gespräche geführt. Trotz des Umzuges nach Duisburg bleibt der Verein aber weiterhin Mitglied im Fußball-Kreis Moers.

Die Talente des FCN trainieren mindestens drei- bis viermal pro Woche, sind unter anderem mit GPS-Trackern ausgerüstet und nehmen nicht nur am offiziellen Spielbetrieb, sondern auch an nationalen und internationalen Turnieren teil. Solch ein Aufwand ist für Amateurkicker eher unüblich, das Konzept von Vlaovic, der in der Jugend beim 1. FC Köln spielte und unter anderem auch für die Kickers Offenbach, den MSV Duisburg II oder die SpVgg Bayreuth auflief, wird in der Vereinslandschaft deshalb auch immer noch kritisch beäugt.

Konzept stößt auf Kritik

Das bekommt auch Hans Sommerfeld, Vorsitzender im Moerser Kreis-Jugendausschuss, mit: „Sie nehmen vielen kleinen Vereinen ihre besten Leute weg. Das sorgt natürlich automatisch für Ärger.“ Viel Empörung gebe es aber auch, weil der Monatsbeitrag beim FC Niederrhein Soccer mit 119 Euro vergleichsweise hoch ist. In anderen Sportvereinen ist selbst der Jahresbeitrag geringer. „Bei der Beitragshöhe konnte ich mir lange gar nicht vorstellen, dass das überhaupt funktionieren kann“, gibt Sommerfeld zu.

Hrvoje Vlaovic und sein Team mussten sich wegen dieser Summe schon einige Sprüche anhören: „Wenn wir ein Spiel gewinnen, werden wir immer gleich als arrogant bezeichnet und wenn wir verlieren, wird hämisch gefragt: Und dafür zahlt man 119 Euro?“, berichtet der ehemalige Mittelstürmer. Dadurch sei eine gewisse Rivalität zwischen dem FC Niederrhein Soccer und anderen Klubs im Kreis Moers entstanden, die sich der 42-Jährige so in keiner Weise wünscht: „Die Leute haben das Konzept nicht verstanden. Wir wollen nicht die Allerbesten sein, die mit einer super Strategie glänzen, wir haben einfach eine andere Herangehensweise als andere Vereine.“

In seinem Konzept gehe es vor allem darum, dass die Kreativität und die freie Entscheidungsfindung eines Spielers auf dem Platz einen deutlich größeren Stellenwert einnehmen als Tugenden wie Organisation und taktische Disziplin. „Denn wenn ein Spieler Druck verspürt, weil draußen an der Seitenlinie einer steht, der nach jedem Fehler lautstark fordert, dass man den Ball früher hätte abspielen sollen, dann spielt der Spieler irgendwann nur noch den Ball ab.“ Das wüsste er auch aus eigener Erfahrung. „Ich habe als Spieler zum Beispiel auch immer gerne gedribbelt. In der Jugend wollte man mir das aber schnell abgewöhnen, weil das schon damals verpönt war. Und nun wundert man sich, warum wir in Deutschland keine richtigen Dribbler mehr haben“, sagt der 42-Jährige, der in Siegen geboren und in Kroatien (damals Jugoslawien) aufgewachsen ist.

Erfolgreiche Förderung der Jugend

Dass die Nachwuchsarbeit bei den Fußballern des FC Niederrhein Soccer auch Früchte trägt, wurde zuletzt immer häufiger deutlich. Luka Vlaovic, Sohn des Vereinsgründers, durfte für die kroatische U13-Auswahl auflaufen. Aktuell spielen über 30 Kinder in den verschiedenen Kreis-Auswahlen. Insgesamt wechselten sieben Talente bereits in die Nachwuchsleistungszentren von Profivereinen. So schaffte beispielsweise Nils Peters gerade erst den Sprung in die U13 von Borussia Mönchengladbach. „Das Interesse ist groß, und die Bundesliga-Vereine schicken regelmäßig Scouts zu unseren Spielen“, weiß Vlaovic. Auch Kooperationsanfragen von größeren Vereinen hätte es schon gegeben. „Wir wollen uns aber nicht kooperativ an einen Verein binden, sondern unseren Kids mehrere Optionen offen lassen.“

Diesen Erfolg bei der Talentausbildung erkennt auch Sommerfeld an. „Erfolg hat der Verein, so viel steht fest. Auch wenn ich am Anfang skeptisch war, sieht man nun, dass der Klub immer weiter wächst und immer mehr Jugendteams entstanden sind. Das allein zeigt natürlich schon, dass das Konzept auch angenommen wird“, sagt der Kreis-Jugendvorsitzende. Er ist sich allerdings nicht sicher, ob auch alle Eltern den Umzug nach Duisburg mitmachen werden. „Das ist natürlich nochmals ein größerer Aufwand mit der Fahrerei. Ich bin mal gespannt, wie sich das nun alles entwickelt“, so Sommerfeld.

Aufrufe: 019.1.2023, 19:00 Uhr
RP / Nick DeutzAutor