
Der verletzt fehlende Nuredin Alikahn brachte nach dem Schlusspfiff die Saison von Teutonia Weiden treffend auf den Punkt: „Ich bin 22 Jahre alt, aber mir sind in diesem Verein graue Haare gewachsen.“ Auch diese Spielzeit hatte das Nervenkostüm von Spielern wie Verantwortlichen auf eine harte Probe gestellt. Der sportliche GAU konnte aber verhindert werden: Der Würselener Club spielt auch in der kommenden Saison in der Fußball-Mittelrheinliga.
Die Weidener holten mit dem torlosen Remis bei der ebenfalls geretteten Zweitvertretung von Fortuna Köln noch einen Punkt für den Klassenerhalt. Lange Zeit sah es beim Blick auf die anderen Plätze auch so aus, als wäre dieser Zähler zwingend notwendig gewesen. Da Hürth aber in Porz nicht über ein 3:3 hinauskam, hätte sich die Teutonia sogar eine Niederlage erlauben können. „Trotzdem war es das schönste 0:0 meiner Karriere“, fand Kapitän Meik Kühnel.
Das Spiel selbst ließ sich in zwei ganz unterschiedliche Halbzeiten unterteilen: In Durchgang eins hatten beide Teams ihre Ballbesitzphasen und Möglichkeiten zu treffen. Die Fortuna war vor allem über lange Bälle an und in den Strafraum gefährlich und hätte in der 2. Minute und kurz vor dem Pausenpfiff in Führung gehen können.
Die Teutonia, bei denen neben dem verletzten Alikahn und dem gelbgesperrten Yassine Ali Gnondi auch Canel Cetin aus auch für das Team unbekannten Gründen gefehlt hatte, war vor allem über Standards gefährlich: Neben einer schönen Kombination von Cem Hircin und Sulayman Dawodu (8.) hatte Julian Braun zweimal die Gelegenheit, nach ruhenden Bällen zu treffen (14./34.). Kühnels Freistoß konnte von Fortuna-Torwart Lennart Stollenwerk noch zur Ecke abgewehrt werden (18.). „Beide Teams wollten treffen, es wäre auch fast gelungen“, meinte Weidens Kapitän.
In Durchgang zwei merkte man beiden Teams dann an, dass sie über die Führungen von Hürth, Pesch und Hennef informiert waren: Ein Rückstand hätte zu diesem Zeitpunkt den Abstieg bedeutet. „Je länger das Spiel gedauert hat, desto mehr wussten beide Teams, dass ein 0:0 reicht“, gab auch Kühnel zu. Die Teutonia hatte noch einmal eine Vierfachchance (77.), ansonsten neutralisierten sich beide Mannschaften bis zum Schlusspfiff. Sogar die Kölner Fans bejubelten jeden Querpass der Weidener Innenverteidiger Robin Ahns und Jan Gruhn.
Als der von beiden Seiten lautstark geforderte Schlusspfiff erklang, spürte man, wie den Teams der berühmte Stein vom Herzen gefallen war. Und den Teutonia-Spielern, von denen kaum jemand in der kommenden Saison noch das Weidener Trikot tragen wird, war deutlich anzumerken, was Alikahn auch vor Anpfiff in den FuPa-Liveticker geschrieben hatte: „Meine Zeit bei diesem Verein ist – man kann sagen – endlich vorbei.“
Kapitän Kühnel, der seit längerem Sportlicher Leiter des Vereins ist, wird das nicht sagen, betonte aber auch: „Ich freue mich, jetzt erst einmal die Beine hochzulegen. Ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste.“ Seine Arbeit im Hintergrund wird natürlich weitergehen: Fast alle Spieler des jetzigen Kaders werden gehen, neue müssen noch geholt werden: „Gut ist, dass ich jetzt mit Klarheit planen kann.“
Allerdings ist jetzt eine Planstelle aufgegangen, die eigentlich schon geschlossen war. Aber auch das passte zur Saison der „wirklich Unberechenbaren aus Weiden“, dass diese Nachricht am Tag des Klassenerhalts verkündet wurde: André Wolff, der eigentlich neuer Trainer der Teutonia werden sollte, wird dieses Amt doch nicht übernehmen: „André wird uns aus persönlichen Gründen nicht zur Verfügung stehen. Mehr möchte ich dazu nicht sagen“, verriet Kühnel.
Die Entscheidung habe schon länger festgestanden, der Sportliche Leiter wollte mit der Nachricht aber bis zum feststehenden Klassenerhalt warten. „Wir wünschen André das Beste, wir hätten ihn gerne bei uns gehabt. Aber so ist es manchmal. Wir müssen jetzt einen ambitionierten Trainer finden.“ Der dann mit dabei helfen soll, für etwas zu sorgen, das der nach Vichttal wechselnde Alikahn der Teutonia zum Abschluss wünschte: „Dass dieser Verein eine ruhige Saison spielt und der Fußball im Mittelpunkt steht.“
Weiden: Said - Braun, Gruhn, Ahns, Pacolli - Vujicic, Ruhrig - Tuncer, Kühnel, Hircin - Dawodu (90. +1 Tudilo)
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