2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Ballrechten-Dottingens Rückkehrer Johannes Link (links) im Duell mit dem Rheinfelder Stürmer Tunahan Kocer | Foto: Norbert Kreienkamp
Ballrechten-Dottingens Rückkehrer Johannes Link (links) im Duell mit dem Rheinfelder Stürmer Tunahan Kocer | Foto: Norbert Kreienkamp

Moral und Cleverness: SV Ballrechten-Dottingen mit gelungenem Start

Mario Paolillo hat es schon wieder getan. Ebenso kaltschnäuzig wie unbarmherzig ließ der 27-Jährige in den Schlussminuten erneut seine Gegenspieler niedergeschlagen auf den Rasen sinken, während er, das kleine Kraftpaket, jubelnd abdrehte und die ihn verfolgende rot-weiße Jubelschar einen beherzten Freudenschrei durch das Sulzbachtal hallen ließ.

Auch im zweiten Heimspiel der Landesliga-Saison erzielte der Kapitän des SV Rot-Weiß Ballrechten-Dottingen den späten Siegtreffer. Hatte Paolillo beim Auftakt gegen den FSV Stegen in der 88. Minute das 2:1-Siegtor erzielt, lief gegen den FSV Rheinfelden diesmal die 86. Minute. Die Gäste drängten in Überzahl auf die Führung, doch agierte Paolillo bei deren Ecke an der Strafraumgrenze aufmerksam und hartnäckig. Er eroberte den Ball, marschierte rund 60 Meter unaufhaltsam nach vorne und zog aus 25 Metern einfach ab. Der pure Wille zum Erfolg.

Doch wäre der Pass nicht die erste Wahl gewesen? „Das haben alle gedacht“, sagte RW-Coach Michele Borrozzino mit einem Lächeln im Gesicht. Paolillo hätte seinen freien Mitspieler auf der linken Seite bedienen können – auf den ersten Blick die einfachere, wohl sicherere Wahl. Borrozzino bewertete die Szene sachlich, „der Spieler muss die Entscheidung treffen“ und „in dem Fall war es die richtige“. Denn der Ball schlug satt im Winkel ein. Traumtor. Kann man mal so machen, Nummer zwei – zu Nummer eins gleich.

Am Ende stand mit 3:1 der zweite Sieg im dritten Saisonspiel für Ballrechten-Dottingen. Dabei begann es für die Gastgeber zunächst harzig, „mit der ersten Halbzeit war ich nicht so zufrieden“, sagte Borrozzino. Rheinfelden dominierte und kam zu mehreren guten Chancen, „unser Plan ist nicht aufgegangen“, musste der RW-Trainer auch angesichts eines „guten Pressings des FSV“ einräumen.

Schlitzohr Minardi trifft zum zweiten Mal in dieser Saison

Doch wohl dem, der nicht nur Mario Paolillo, sondern auch Angelo Minardi in seinen Reihen weiß. Der 29-Jährige mit dem feinen Fuß, dem Gespür für den Torabschluss hatte für die zwar schmeichelhafte Pausenführung gesorgt, dies aber in ganzer Schlitzohr-Manier. Einen zu kurz geratenen Pass im Rheinfelder Aufbau fing er ab und zog kurzerhand aus 25 Metern ab. Mit seinem Aufsetzer auf dem vom vorherigen Regenschauer noch glitschigen Rasen erwischte er FSV-Keeper Oguz Ozan auf dem falschen Fuß. Kann man mal so machen, die erste.

Es war nach dem sehenswerten Freistoßtor in der Partie beim SV Weil (2:3) Minardis zweiter Saisontreffer, und beinahe hätte er im zweiten Abschnitt noch einen oben drauf gesetzt. Aus über 40 Metern versuchte er Ozan zu überwinden, wobei ihm der angedachte Lupfer zu einem halbhohen Schuss verrutschte und knapp das Gehäuse verfehlte. Der Traumtorversuch war indes kein Zufallsprodukt, wie Minardi später verriet, schließlich gab es den Hinweis darauf, dass Ozan seine Torhüterrolle in Neuerscher Manier offensiv interpretiert und sich derartige Abschlussmöglichkeiten ergeben können.

Nach der Pause fanden die Rot-Weißen auch dank entsprechender Nachjustierungen besser in die Partie, aber „gerade nach dem Platzverweis war es für unsere Mannschaft schwer, „so Borrozzino, „das Spiel kann auch in die andere Richtung kippen“. Aber da ist ja dieser eine Pluspunkt in der frühen Saisonphase: die Moral. Sowohl die beiden späten Siegtreffer in den Heimspielen als auch die Aufholjagd in Weil, als man nach 0:2-Rückstand beinahe die komplette Wende vollzog, unterstreichen den Willen, mit dem die Ballrechten-Dottinger agieren.

Die Mannschaft bewältigt den Umbruch bisher vielversprechend

„Wir wissen, wo wir herkommen“, sagte Borrozzino. Verfüge der Gegner über eine höhere individuelle Qualität, müsse man dies mit anderen Mitteln ausgleichen und „Moral und Zweikampfverhalten auf den Platz bringen“. Mit dem Saisonstart könne man absolut zufrieden sein, verwies der RW-Trainer zudem auf die gehobene Kategorie der bisherigen Gegner. Seinem Team attestierte er „über weite Strecken gute Phasen“, in denen man auch besser als die Kontrahenten agiert habe.

Die guten Resultate erscheinen umso wertiger, als dass bei Ballrechten-Dottingen im Sommer mehrere Eckpfeiler ihre Laufbahn beendet haben. Borrozzino weiß, dass ob der Abgänge „Rückschläge einzukalkulieren sind“. Doch trotz es Umbruchs erwecken die Rot-Weißen den Eindruck einer homogenen Einheit, der Coach lobt: „Die Jungs geben Gas. Bislang sind wir auf einem guten Weg.“

Aufrufe: 023.8.2022, 00:00 Uhr
Matthias Konzok (BZ)Autor