2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Abschied aus der Bayernliga: Martin Mayer (blau) möchte sich nach fast zwei Jahrzehnten Fußball beim FC Deisenhofen stärker der Familie mit drei kleinen Kindern widmen.
Abschied aus der Bayernliga: Martin Mayer (blau) möchte sich nach fast zwei Jahrzehnten Fußball beim FC Deisenhofen stärker der Familie mit drei kleinen Kindern widmen. – Foto: Robert Brouczek/Archiv

Martin Mayer über Karriere beim FC Deisenhofen: „Höhepunkte waren die Aufstiege, jeder einzelne“

FCD-Zauberfuß im Interview

Mit Martin Mayer verabschiedet sich eine Vereinslegende. Der 36-Jährige blickt im großen Interview auf seine Zeit beim FC Deisenhofen zurück.

Deisenhofen - Der lang anhaltende Aufschwung des Fußball-Bayernligisten FC Deisenhofen hat viele Protagonisten. Auf dem Rasen ragt einer aber aufgrund der Mischung aus Klasse und Bodenständigkeit heraus: Fast zwei Jahrzehnte lang dribbelte sich Martin Mayer mit den Blauhemden nach oben. Nun hat der begnadete Ballstreichler, der Ende Juli 36 wird, seine aktive Laufbahn in der Ersten Mannschaft beendet, um sich stärker der Familie mit drei kleinen Kindern zu widmen. Im Interview mit dem Münchner Merkur blickt er zurück.

Die Vorbereitung beim FC Deisenhofen läuft wieder. Haben Sie sich schon dabei ertappt, die Sporttasche zu packen?

Am Mittwoch habe ich die Tasche tatsächlich gepackt, weil ich bei der AH mittrainiert habe. Bei der Ersten musste ich sie nie packen, weil wir die Sachen immer in der Kabine hatten.

„Angefangen habe ich in der Kreisliga, unter Mike Probst.“

Martin Meyer

Kürzlich waren Sie noch beim UEFA Regions’ Cup aktiv, wurden mit der bayerischen Auswahl Dritter, nachdem Sie das Finale knapp verpasst haben. Wie beurteilen Sie das Turnier mit etwas Abstand?

Am Anfang war es enttäuschend, weil ich mir den Titel als krönenden Abschluss so sehr gewünscht hatte. Aber es war rundherum ein Superturnier. Die Plätze waren in einem Top-Zustand, es war alles super organisiert, das Hotel war super, die Mannschaft sowieso. Elf Spieler waren ja schon im Jahr davor in Italien dabei. Es waren alles Super-Charaktere und wir hatten richtig viel Spaß.

Sie haben mit einer Saison Unterbrechung 18 Jahre in der ersten Mannschaft gespielt. In dieser Zeit hat der Verein einen ungeheueren sportlichen Aufschwung genommen. Was waren für Sie die Höhepunkte?

Ich weiß gar nicht, dass es 18 Jahre waren. Angefangen habe ich in der Kreisliga, unter Mike Probst. Das erste Mal mittrainiert habe ich sogar noch davor bei Michael Niklaus. Höhepunkte waren die Aufstiege, jeder einzelne. Der Bayernligaaufstieg (2019 - d. Red.) war am schönsten, weil das die höchste Auszeichnung war.

„Ich bin nicht der Typ, der sich aufdrängt. Wenn jemand angerufen hätte, hätte ich es schon versucht.“

Martin Mayer über den Traum Profifußball.

Gab es auch Tiefschläge?

Die sind mir nicht so in Erinnerung geblieben. Spontan würde ich sagen, das zweite Relegationsspiel in Erlbach war vielleicht die größte Enttäuschung, dabei war es gar keine Niederlage. Nach dem 0:2 zuhause haben wir dort nur 1:0 gewonnen und sind damals (2016 - d. Red.) noch nicht in die Bayernliga aufgestiegen.

Hatten Sie als Kind, wie so viele andere auch, den Traum Profi-Fußballer zu werden?

Natürlich hatte ich diesen Traum. Aber ich bin so zufrieden, wie es gelaufen ist. Ich habe eine wunderbare Familie, die hätte ich vielleicht nicht, wenn ich Profi geworden wäre. Ich trauere nichts hinterher. Es gab keinen bestimmten Moment, wo ich es abgehakt habe, ich habe es ja auch nicht auf Biegen und Brechen versucht. Ich denke mir: So, wie es kommt, kommt’s. Ich bin nicht der Typ, der sich aufdrängt. Wenn jemand angerufen hätte, hätte ich es schon versucht.

„Wenn du jetzt schaust, was wir alles haben und wie viele Jugendmannschaften es gibt: Die Entwicklung ist brutal.“

Martin Mayer über den FC Deisenhofen.

2016 sind Sie für ein Jahr zum TSV Buchbach in die Regionalliga gewechselt. Was hat dieser Schritt im Nachhinein für eine Bedeutung?

Die haben angerufen. Dann habe ich die Chance wahrgenommen. Und auch wenn es nicht optimal gelaufen ist, war es ein Jahr Erfahrung. Vor allem war es ein Erlebnis, im Grünwalder Stadion gegen Bayern und Sechzig zu spielen. Das war etwas, was ich unbedingt wollte. Es ist nicht super gelaufen, vielleicht auch, weil das in Buchbach nicht so mein Fußball war. Aber ich bereue es nicht. Es war ein cooles Jahr und ich habe Spaß gehabt. Wenn ich es nicht gemacht hätte, hätte ich es später vielleicht bedauert.

Sie haben vor ungefähr 30 Jahren angefangen, beim FC Deisenhofen Fußball zu spielen: Wie hat sich der Verein seither aus Sicht der Kinder entwickelt?

Wenn ich an meine Kleinfeldzeit denke: Da haben wir noch in der Stadtgruppe gespielt, oft auf roter Erde. Und das Training war nicht auf einem richtigen Platz, sondern auf einem Stück Wiese, wo heute die Kabinen und die Parkplätze sind, da haben wir auf Eisentore gespielt. Wenn du jetzt schaust, was wir alles haben und wie viele Jugendmannschaften es gibt: Die Entwicklung ist brutal.

„Für die Doppelbelastung musst du richtig verrückt sein.“

Martin Mayer über seien Futsal-Leidenschaft.

Gab es einen Trainer, der Sie besonders weitergebracht hat?

Sportlich habe ich von jedem etwas mitgenommen, aber mit „Katsche“ (Dieter Meixelsberger - d. Red.) habe ich einen richtig guten Freund gewonnen. Er ist auch mein Trauzeuge. Mit ihm und Roman Tyce war es auch sportlich eine gute Zeit, weil da die Entwicklung zu meiner Vorstellung vom Fußball eingeleitet wurde.

Sie haben als leidenschaftlicher Techniker das Futsal-Team ins Leben gerufen. War das eher Spaß oder doch ambitioniert?

Das habe ich zusammen mit Tom Dötsch gemacht. Es ging am Anfang steil bergauf, das war schon ambitioniert, aber es ging genauso schnell runter. Die Jungen sind nicht so nachgekommen wie erhofft. Für die Doppelbelastung musst du richtig verrückt sein. Ich weiß nicht, wie es weitergeht, ob in der Bayernliga oder noch weiter unten, wo der Aufwand noch geringer ist. Das fände ich schade, weil die Jungen, die am Anfang dabei waren, vom Futsal auch viel für den Fußball mitgenommen haben. Aber ich trauere dem auch nicht hinterher.

„ Was ich auf jeden Fall machen werde, ist, in der Dritten Mannschaft ein paar Mal mitzuspielen.“

Martin Mayer hält dem FCD die Treue.

Bleiben Sie dem FC Deisenhofen weiter verbunden, zum Beispiel, wie bisher schon, als Platzwart?

In der AH werde ich auf jeden Fall spielen. Den Platz mache ich weiterhin und ich helfe auch weiter beim Standl aus, wenn ich da bin. Ich will aber nicht jedes Wochenende frei halten. Der Fokus liegt jetzt auf der Familie. Was ich auf jeden Fall machen werde, ist, in der Dritten Mannschaft ein paar Mal mitzuspielen. Das habe ich Dai (Tatai, Trainer des FCD III - d. Red.) schon vor Jahren versprochen. Mit Martin Kulmus hilft außerdem ein guter Freund von mir dort auch ab und zu aus.

Und wenn die Erste mal richtig in Not ist?

Der FC Deisenhofen ist mein Herzensverein. Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, wenn es dem nicht gut geht.

Sie haben zwei Mädchen, eines fast fünf Jahre und eines sechs Monate alt, und einen knapp zweijährigen Buben. Werden wir die drei auch mal beim FCD erleben?

Die Große ist ein bisschen ein Papakind, die ist immer mit dabei und hat schon Fußballschuhe. Aber noch ist sie beim Turnen und Tanzen. Ich hoffe es vor allem bei meinem Buben. Aber wenn es nichts wird, ist es auch nicht schlimm. Wichtig ist, dass die Kinder überhaupt was machen. (Das Gespräch führte Umberto Savignano.)

Aufrufe: 01.7.2023, 04:00 Uhr
Umberto SavignanoAutor