2024-05-23T12:47:39.813Z

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– Foto: Kevin Rosenberger

Martin Lanig zum Hollenbach-Abschied: "Saison bestmöglich abschließen"

Ex-Profi, Trainer und TV-Experte: Tausendsassa spricht über Zukunftspläne

Ex-Profi Martin Lanig, der unter anderem für Eintracht Frankfurt, den 1. FC Köln und den VfB Stuttgart spielte, hat eine bewegte Karriere hinter sich. Heute ist der 39-Jährige nicht nur TV-Experte bei Magenta-TV, sondern auch Trainer beim Oberligisten FSV Hollenbach.

Im Interview mit FuPa Württemberg gab Lanig Einblicke in seine Spielerkarriere. Er sprach über die Herausforderungen, die mit der Diagnose Kreuzbandriss einhergingen und warum er seine Spielerkarriere bereits mit 31 Jahren beendete. Außerdem erläuterte Lanig, warum ihn der Trainerberuf fasziniert und weshalb er dennoch zum Saisonende in Hollenbach aufhören wird. Auch sprach der 39-Jährige über seine weiteren Pläne im Profigeschäft.

FuPa: In deiner Laufbahn hast du für große Vereine wie Eintracht Frankfurt, dem 1. FC Köln, dem VfB Stuttgart und in Zypern für Nikosia gespielt: Zu welchem dieser Klubs hast du heute noch die größte Verbindung?

Martin Lanig: Ich spiele jetzt beim VfB in der Traditionsmannschaft. Diesbezüglich gibt es natürlich da eine enge Verbindung. Auch bin ich im Stadion gegen Köln in Stuttgart eingeladen, weil ich für beide Vereine gespielt habe und auch für die Stadionzeitung für ein Interview angefragt wurde.

Von daher gibt es die größte Verbindung zum VfB aktuell. Aber auch nach Köln und Frankfurt habe ich noch Verbindungen. Das sind alles Vereine, mit denen ich Erinnerungen teile, egal ob gut oder schlecht. Aber wie gesagt: Zum VfB aktuell noch am größten.

FuPa: Deinen Durchbruch in der Bundesliga hattest du in der Saison 2008/09 unter Armin Veh und im Verlauf dann Markus Babbel: Wie hat das damals dein Leben verändert?

Martin Lanig: Das war damals ein riesiger Sprung von Greuther Fürth zum VfB zu wechseln. Stuttgart hatte damals eine sehr gute Mannschaft: Lehmann im Tor, Hitzlsperger, Khedira, und Gomez – Namentlich absolut in den Top-3 der Bundesliga. Für mich den Schritt aus der zweiten Bundesliga dahin zu machen war natürlich phänomenal.

Ich habe mich immer suggestive verbessert aber der Sprung von Fürth nach Stuttgart war enorm. Die Strahlkraft des VfB, also wie viele Fans im Trainingslager und bei den Auswärtsspielen dabei sind, was das allgemein für ein Support beim Training ist, wie viel Autogramme man da gibt, das war für mich alles neu.

FuPa: In der Folgesaison hast du dann mit einem Kreuzbandriss einen schweren Rückschlag erlitten: Wie schwer war der Weg zurück und inwiefern hast du sogar an ein Karriereende gedacht?

Martin Lanig: Wenn man sein Knie so sieht, dann ist natürlich die Rückkehr auf den Platz in weiter Ferne. Mit einem Karriereende habe ich mich nicht beschäftigt, weil ich immer wusste, dass ich physiotechnisch und auch von den Ärzten sehr gut aufgehoben war.

Ich war mir auch darüber klar, dass ich zurückkommen werde. Ich bin dann in einer Situation zurückgekommen, in der der VfB für mich dann den Kuzmanovic für acht Millionen aus Italien gekauft hat.

Christian Gross, der damals Trainer in Stuttgart war, hatte schon mit Kuzmanovic zusammengearbeitet, der wie so ein Ziehsohn für ihn war. Meine Chancen waren dann nicht mehr so gut, als ich zurückgekommen war, wenngleich du auch ein gewisses Vertrauen und Unterstützung vom Trainer nach deiner Rückkehr brauchst.

Das habe ich für mich nicht gespürt und deshalb bin ich dann nach Köln gewechselt. In der Rückschau war die Situation natürlich ungünstig. Gerade in der Phase, in der ich wirklich gut drauf war. Man lernt natürlich auch viel in so einer Phase. Besser wäre gewesen, ich hätte die Verletzung nicht gehabt, aber dann hätte ich auch die Lerneffekte nicht haben können.

FuPa: In einem Interview hast du mal erzählt, dass du in deiner Karriere rund 25 Trainer hattest. Von welchen Coaches konntest du am meisten mitnehmen, sowohl damals als Spieler wie auch heute als Trainer?

Martin Lanig: Man nimmt von allen Trainern irgendwas mit. Das ist das Wertvolle an einer Fußballerkarriere für das spätere Trainerdasein, dass du ein breites Spektrum an Erfahrung hast. Es geht darum, dieses Spektrum mit deiner eigenen Persönlichkeit zusammenzufügen, wie man dann als Trainer sein wird.

Armin Veh beispielsweise hatte ein unglaubliches Gefühl in der Mannschaftsführung. Bruno Labbadia hat viel Wert darauf gelegt, die Mannschaft fit zu machen und hat viel mehr trainiert als alle anderen Trainer. Das alles zusammenzuführen ist für mich das Spannende am Trainer sein.

FuPa: Mit welchem Trainertyp bist du damals als Spieler am besten klar gekommen?

Martin Lanig: Ich habe damals unter Bruno Labbadia einen riesigen Sprung gemacht, bin sehr torgefährlich geworden und war auch körperlich auf einem sehr guten Level. Er hat viel durch seine Vorbildfunktion motiviert, war sehr fit noch, ist mit gelaufen und hat auch mittrainiert.

Ich hatte auch mit Armin Veh eine gute Basis, auf der wir vertrauensvoll zusammenarbeiten konnten. Klar, mit Thomas Schaaf dann nicht so eng, weil er grundsätzlich distanzierter war, aber dennoch auf einer professionellen Basis.

FuPa: Im Jahr 2015 hast du deine Karriere im Profifußball im Altern von nur 31 Jahren beendet: Welche Gründe waren dafür ausschlaggebend und wie blickst du heute auf das frühe Ende deiner Karriere?

Martin Lanig: Ich hatte in Nikosia noch ein Jahr Vertrag, habe den Vertrag dann aber aufgelöst nach einem halben Jahr. Ich hatte für mich das Gefühl, dass ich etwas Neues brauche, mal raus zu gehen aus dem Fußball.

Der Fußball hat damals meinem ganzen Leben den Takt vorgegeben, wodurch der Tag strukturiert und konditioniert war. Da gab es auf der einen Seite Abnutzungserscheinungen, auf der anderen Seite wollte ich mich einfach mal öffnen und da raus gehen. Die Entscheidung habe ich auch nie bereut und der Abstand hat mir gut getan.

Damals habe ich für mich schon fast ausgeschlossen, als Trainer in den Fußball zurückzukehren, aber ich bin zum Entschluss gekommen, dass mir das Trainerdasein extrem viel Spaß macht und deswegen freue ich mich auf die Aufgabe.

FuPa: Nach deiner Laufbahn können wir dich seit einigen Jahren als Experte für die dritte Liga bei Magenta TV sehen: Was fasziniert dich an der dritten Liga?

Martin Lanig: Also die dritte Liga an sich ist eine hochspannende und interessante Liga. Alleine schon deswegen, weil da unglaublich viele ambitionierte Traditionsvereine spielen und es immer wieder ein tolles Erlebnis ist, so nahe dran zu sein an den Trainern, in den Stadien und am Staff.

Der Umgang ist noch sehr offen und das ist natürlich reizvoll. Für mich ist es nett, da dabei zu bleiben, aber auch durch die Expertenrolle vor der Kamera eine Expertise abzugeben und Routine zu entwickeln, da adäquat aufzutreten.

FuPa: Aktuell bist auch Trainer beim FSV Hollenbach und ihr steht auf dem vierten Platz der Tabelle: Was macht euch besonders stark und was sind die genauen Saisonziele?

Martin Lanig: Wir haben eine gute Idee, wie wir spielen wollen, die gut zur Mannschaft passt und haben eine gute Philosophie getroffen. Auch sind die Jungs bereit, viel umzusetzen. Grundsätzlich hat die Mannschaft die Bereitschaft, hart und viel zu trainieren, Dinge umzusetzen und auch charakterlich ist das Team ein eingeschworener Haufen.

Auch mit den strukturellen Anpassungen, die wir vor der Saison vorgenommen haben, haben wir uns auf ein gutes Level gespielt und das auch größtenteils gehalten. Das führt dazu, dass wir auf dem vierten Platz stehen.

Was die Ziele anbelangt hat der Verein immer wieder kommuniziert, dass die Oberliga das Ziel ist. Nicht mehr und nicht weniger. Dem sind wir aktuell schon relativ nahe. Was dann das genaue Ziel mannschaftsintern ist, werden wir in den nächsten Tagen besprechen.

FuPa: Zum Ende der Saison wirst du in Hollenbach als Trainer aufhören. Wie schwer war für dich dieser Entschluss und was waren die genauen Gründe dafür?

Martin Lanig: Die Entscheidung war ein Abwägungsprozess und hat mit einem Gefühl zu tun, welches sich in einem entwickelt. Klar hat der Verein seine völlig legitimen Ansichten was die Ausrichtung betrifft. Ich habe meine Ansichten, was meine Vorstellung betrifft, was die Mannschaftsentwicklung anbelangt.

Wenn man im Gespräch dann merkt, dass man ein Stück weit auseinander liegt, um auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, ist es die richtige Konsequenz, dass sich beide Seiten neu orientieren. Dennoch haben wir nach wie vor ein professionelles Verhältnis und sind bestrebt, die Saison bestmöglich abzuschließen.

FuPa: Inwiefern gab es schon Anfragen an dich von anderen Vereinen und was sind deine Zukunftspläne, sowohl als Experte wie auch als Trainer?

Martin Lanig: Klar, Anfragen gibt es. Ich bin aktuell noch dabei, meinen A-Schein zu machen, der bis zum Sommer dauern wird. Das sind die Hauptaugenmerke, das bestmöglich über die Bühne zu bringen. Insgesamt ist es schon ein ordentliches Pensum mit dem Expertenjob, dem Trainerposten in Hollenbach und auch noch den A-Schein zu machen.

Das alles unter einen Hut zu bringen ist mein nahes Ziel und dann werde ich voraussichtlich auch als Experte weiterarbeiten. Was dann trainertechnisch ab Sommer passiert, werde ich in aller Ruhe im Sommer auf mich zukommen lassen.

Aufrufe: 021.2.2024, 19:00 Uhr
Nicolas BläseAutor