2024-06-04T08:56:08.599Z

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Das Team, das Jacobacci selbst im Sommer zusammengestellt hat, löst sich auf.
Das Team, das Jacobacci selbst im Sommer zusammengestellt hat, löst sich auf. – Foto: IMAGO/Noah Wedel

Kommentar zum Tiefpunkt des TSV 1860: Die kranken Strukturen schützen den Trainer

Jacobacci hat fertig

Nach der 0:3-Niederlage bei der ersatzgeschwächten Reserve von Borussia Dortmund ist der TSV 1860 München endgültig am Tiefpunkt angekommen.

München – Wie weit es imagemäßig mit den Löwen gekommen ist, erfuhren sie am Sonntagabend in der 78. Spielminute – nach einem Slapsticktreffer, der einiges aussagt über den Zustand der aktuellen Mannschaft. Kapitän Verlaat blieb beim Dribbling am eigenen Strafraum hängen, in der Mitte lief der bis dato gute Torhüter Richter unter Eberweins Hereingabe durch, Innenverteidiger Kwadwo grätschte auf dem Hosenboden sitzend ins Leere – und Dortmunds U 23-Bubis? Die sagten nicht einfach nur Danke, indem sie den Ball zum 2:0 ins Netz schoben. Nein, Torschütze Hettwer feierte mit einer Geste, die man vom Pausenhof in der Grundschule kennt. Beide Hände winkend an den Ohren: Ätschbätsch, Löwen! Sogar Kultkommentator Christian Straßburger vom übertragenden Drittliga-Sender MagentaSport spöttelte: „Das ist ein Treffer, der nur einem Team passieren kann, nur einem Verein – dem TSV 1860 München.“

TSV 1860 München spielt historisch schlechte Drittliga-Hinrunde

Am Ende hieß es 0:3. Nach Blamagen in Pipinsried und gegen Unterhaching unterlag der TSV 1860 auch einer Mannschaft, die seit Ende September nur einmal gewonnen hatte, die zudem auf elf gesperrte oder verletzte Talente verzichten musste. Für die 500 mitgereisten 1860-Fans war der Schuldige schnell gefunden. „Trainer raus!“, brüllten sie – und in der Tat gibt es jetzt nur noch wenige Argumente, die Maurizio Jacobacci zu seinen Gunsten hervorbringen kann.

Das Team, das er selbst im Sommer zusammengestellt hat, löst sich auf. Nie in der 3. Liga standen die Löwen nach 17 Spieltagen schlechter da, nie schossen sie weniger Tore, kassierten mehr Niederlagen, zeigten sich weniger wehrhaft. Bezeichnend: Wann immer diese Mannschaft in Rückstand gerät, verliert sie. Sie versteht Jacobaccis Spielidee nicht – und wie der Italo-Schweizer die doppelte Torwart-Rochade mit Hiller und Richter moderiert hat, scheint seine Glaubwürdigkeit auch nicht gerade gestärkt zu haben.

Jacobacci hat fertig

Jacobacci hat fertig – an diesem Urteil kommt man nicht vorbei. Um weiterhin als Profiverein ernst genommen zu werden, müssten die Löwen spätestens jetzt handeln. Aber was ist bei diesem Verein schon normal? Einen Sportchef, um die Lage zu bewerten, gibt es seit 158 (!) Tagen nicht. Entlassen könnte den Trainer nur der Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer – der allerdings gerade erst selber erfahren hat, dass sein Vertrag am Ende dieser Saison auslaufen wird. Nur noch die kranken Strukturen in einem Verein mit zwei gegeneinander arbeitenden Gesellschaftern schützen einen Trainer, der mit seinem Latein am Ende ist. Arme Löwen-Fans! (Uli Kellner)

Aufrufe: 05.12.2023, 10:22 Uhr
Uli KellnerAutor