2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Er gibt weiter die Kommandos: Johannes Franz wird Bezirksligist Raisting auch in der kommenden Saison betreuen. Länger als er hat nur Vereinsikone Charly Thalmeir den Klub trainiert.
Er gibt weiter die Kommandos: Johannes Franz wird Bezirksligist Raisting auch in der kommenden Saison betreuen. Länger als er hat nur Vereinsikone Charly Thalmeir den Klub trainiert. – Foto: andreas mayr

Johannes Franz (29) geht in sein siebtes Jahr als Coach: „Wir wollen erfolgreichen Fußball spielen“

Fast schon wie Charly Thalmeir

Johannes Franz verlängert beim SV Raisting und verspricht weiter erfolgreichen Fußball. Der Spielertrainer ist weiter auf seiner Rolle begeistert.

Raisting – Er war 22 Jahre alt, als der Fußball für ihn einen neuen Sinn bekam. Nie zuvor hatte er sich mit dem Gedanken beschäftigt, eine Mannschaft zu betreuen, er war ja schließlich selber noch Spieler und wollte es auch bleiben. Aber irgendwie konnte er jetzt auch nicht nein sagen. Johannes Franz nahm das Angebot seines ehemaligen Abteilungsleiters Herbert Weichart ohne Zögern an, den SV Raisting zu trainieren.

„Ich wollte vorangehen“, sagt er, er fühlte sich verantwortlich für den ins Trudeln geratenen Landesligisten. Zwar lief er nach seiner schweren Knieverletzung noch an Krücken, aber er verströmte bereits in jungen Jahren eine Aura, die ihn zur natürlichen Autorität unter seinen Teamgefährten werden ließ, obwohl die meisten von ihnen schon wesentlich mehr erlebt hatten als er.

„Ich glaube, dass ich bei einem anderen Verein nicht so lange beschäftigt gewesen wäre“

Johannes Franz, Trainer des SV Raisting.

Das war 2018. Inzwischen geht Franz in sein siebtes Jahr beim SV Raisting. Mit seinen inzwischen 29 Jahren ist er weiterhin der jüngste unter allen vier Trainern aus der hiesigen Region, die für einen Bezirksligisten verantwortlich sind, aber er ist auch der dienstälteste. „Drei oder vier Jahre, dann brauchen die Spieler einen neuen Input“, erinnert er daran, was in seiner Branche als ungeschriebenes Gesetz gilt. Er selbst scheint diesem Diktat nicht zu unterliegen. Wie einst Charly Thalmeir, der gefühlt sein ganzes Leben lang den SV Raisting trainierte, scheint auch er am Ammersee lebenslänglich für sich beantragt zu haben.

Es ist sicherlich ein Kuriosum. Franz hat in seiner Anfangszeit als Spieler des SV Raisting drei Trainer in drei Jahren erlebt. Roland Färber Peter Bootz und Markus Ansorge kamen und gingen, ohne eine Ära prägen zu können. Dann übernahm Franz, stieg mit der Mannschaft in die Bezirksliga ab und war sich trotzdem des Vertrauens seiner Abteilungsleitung stets sicher. „Ich glaube, dass ich bei einem anderen Verein nicht so lange beschäftigt gewesen wäre“, ist er überzeugt.

„Wir wollen, aber wir müssen nicht.“

Johannes Franz über einen möglichen Landesliga-Aufstieg in der Zukunft.

Zu seinem Glück waren die Verantwortlichen vernünftige Leute, die sich immer vor Augen hielten, dass sie mit ihm keinen fertigen Übungsleiter angestellt hatten, sondern einen jungen Menschen in Ausbildung, der sich in seinem neuen Aufgabenfeld erst selbst noch finden musste. Und so schenkten sie ihm mit jedem Jahr, in dem sie den Vertrag mit erneuerten, auch immer wieder die Geduld, sich ausprobieren zu dürfen. Zunächst Herbert Weichart und dann Max Stöckl hielten ihm die Stange. „Sie haben immer fest an mich geglaubt“, so Franz. Ohne seine beiden Fürsprecher und Förderer hätte er es sicherlich nicht so lange in Raisting ausgehalten.

Franz brachte aber auch etwas mit, was die Saat der Verantwortlichen auf einen fruchtbaren Boden fallen ließ. „Ich habe mich x-mal schon verändert.“ Er hat verinnerlicht, dass es für einen Coach keinen Stillstand geben darf. Gesagt hat ihm das niemand, dass er sich ständig weiterentwickeln muss, um die wachsenden Bedürfnisse seiner Mannschaft zu erfüllen. Von seinen drei Vorgängern in Raisting konnte er sich gar nicht so viel abschauen. Prägender war da schon Markus Marchner, der ihn bei der Freien Turnerschaft Starnberg in der A-Jugend trainierte. Aber abgeschaut hat er sich wenig. Er wollte ja Spieler und nicht Trainer werden.

Also musste er sich alles selbst beibringen, was am Anfang gar nicht so leicht war. Franz war es gewohnt, das gesamte Spiel durch die Brille eines Verteidigers zu lesen. Nun musste er sämtliche Perspektiven berücksichtigen, um sich ein komplexes Bild vom eigenen Spiel und dem des Gegners zu machen. Vor allem musste er auch den Mittelfeldakteuren und Stürmern Dinge mit an die Hand geben, die ihm eher fremd waren, ohne die eine gute Mannschaft aber nicht funktionieren konnte.

Irgendwie ist es ihm gut gelungen, das Große und Ganze zu sehen. Nach dem Abstieg in die Bezirksliga konnte er seine Mannschaft konsolidieren, seitdem mischt sie in jedem Jahr an der Tabellenspitze mit. Aus einem kleinen Kader formte er inzwischen ein gut besetztes Team, das das Potenzial besitzt, irgendwann wieder in die Landesliga aufzusteigen. „Wir wollen, aber wir müssen nicht“, stellt er jedoch klar, dass es vom Verein in puncto Aufstieg weder Druck noch Vorgaben gibt. Das ist und bleibt jedoch sein persönliches Ziel, worauf er mittlerweile jedes Frühjahr mit Nachdruck die eigene Sparte hinweist. Solle doch keiner annehmen, sein Engagement wäre eine reine Selbstverständlichkeit.

Also verfolgt Franz mit seiner Arbeit vordergründig weiter ideelle Ziele. „Wir wollen erfolgreichen und attraktiven Fußball spielen.“ Damit ihm das und seiner Mannschaft immer besser gelingt, hat er vor zwei Jahren die Übungsleiter-B-Lizenz erworben. Mag er mit dem Abschneiden seiner Elf in dieser Saison nicht restlos glücklich sein, Anerkennung erhält er für seine Arbeit genug. Unter ihm hat Raisting wieder eine gewisse sportliche Strahlkraft entwickelt. Aus der ganzen Umgebung streben Talente nach Raisting, um unter ihm zu lernen und zu spielen.

„Die Mannschaft passt sehr gut zusammen“, spricht er von Freundschaften, die sich rund um den Fußball bilden. Er selbst hat dazu einen wesentlichen Beitrag geleistet und wird es auch wohl noch weiter tun. Auch wenn der Volksmund vor dem „verflixten siebten Jahr“ einer Beziehung warnt, Johannes Franz besitzt inzwischen die Reife, auch diese Zeit mit Bravour zu bestehen. Schließlich hat er in Raisting einen neuen Sinn entdeckt, den der Fußball für ihn haben kann.

Aufrufe: 026.4.2024, 09:07 Uhr
Christian HeinrichAutor