2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
– Foto: Melissa Gracic

"In Deutschland erleben wir seit mehr als 3 Jahren Stillstand"

Kapitän Josip Čačić vom TSV Weilimdorf, dem Tabellenführer der Futsal-Bundesliga, spricht im FuPa-Interview über seinen Sport.

Der TSV Weilimdorf führt die Tabelle in der Futsal-Bundesliga an. Kapitän Josip Čačić erklärt im FuPa-Interview die Unterschiede zum Fußball. Der 34-Jährige blickt auch auf die Entwicklung von Futsal in Deutschland.

FuPa: Du führst mit dem TSV Weilimdorf die Tabelle in der Futsal-Bundesliga an. Ist das Fingerzeig, dass es für euch am Ende zum Titel reichen könnte?

Josip Čačić: Nach der Vorrunde an der Tabellenspitze zu stehen, ist natürlich die beste Ausgangslange für die
anschließenden Spiele in den Playoffs, aber in der K.O.-Runde kann es immer zu Überraschungen kommen. Ich würde daher sagen, dass uns die Tabellenführung eine gesunde Portion Selbtsvertrauen gibt, mit dem wir dann hoffentlich am Ende auch den Titel erreichen können.

FuPa: Welche Rolle übernimmst du als Kapitän in deinem Team?

Josip Čačić: Ich sehe meine Aufgabe als Kapitän als ein Bindeglied zwischen der Mannschaft, dem Trainerteam und dem Verein an. Natürlich stehe ich auch jedem Teammitglied immer als Ansprechpartner zur Verfügung, egal ob ein junger Spieler einen Rat benötigt oder einer unserer gestandenen Spieler sich einfach nur mit jemandem austauschen will.

– Foto: Daniel Nötzold

FuPa: Bist du ein Futsal-Profi oder verdienst du dein Geld mit einem anderen Beruf?

Josip Čačić: Der Futsal in Deutschland ist aktuell noch nicht so weit, dass man ausschließlich davon leben kann. Die Gründung der Futsal-Bundesliga war ein Schritt in die richtige Richtung, aber es ist noch ein weiter Weg, bis diese Sportart mit reinen Profimannschaften gespielt werden kann. Ich arbeite nebenher als Selbstständiger, andere Mitglieder meines Teams sind als Angestellte in Teilzeit oder Vollzeit neben dem Futsal berufstätig.

FuPa: Futsal ist noch nicht ganz so populär wie Fußball im Freien. Woran liegt das aus deiner Sicht?

Josip Čačić: Deutschland ist eine Fußballnation. Andere Sportarten tun sich daneben sehr schwer, so auch der Futsal. Das ist nicht überall so. In Südeuropa hat unsere Sportart deutlich mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und in den Medien und ist dadurch auch populärer. In Deutschland versucht man, erst seit wenigen Jahren den Futsal zu entwickeln, das braucht seine Zeit und bedarf auch den Willen des Verbandes. An letzterem fehlt es meiner Meinung nach aber leider, weshalb die Implementierung in den Fußballvereinen kaum stattgefunden hat.

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FuPa: Du hast ja auch schon im Freien unter anderem in der Landesliga für den TSV Weilimdorf gespielt. Welche gravierenden Unterschiede gibt es zum Futsal in der Halle?

Josip Čačić: Fußball und Futsal spielt man zwar beides mit dem Fuß, danach wird es mit den Gemeinsamkeiten dann aber auch schon schwieriger. Neben einem anderen Untergrund, einem kleineren Spielfeld und einem kleineren und schwereren Ball, sind es vor allem die Anforderungen an die Spieler, die sich gravierend unterscheiden. Futsal ist technisch sehr anspruchsvoll und fordert den Körper ganz anders. Durch die ständige Wechselmöglichkeit haben wir kurze, dafür aber sehr intensive Spielabschnitte, in denen wir auf minimalem Raum agieren müssen.

FuPa: Wie oft trainiert ihr und welche Trainingsschwerpunkt gibt es bei euch?

Josip Čačić: Wir trainieren aktuell an vier Tagen unter der Woche und haben am Wochenende ein Spiel. Wir haben Kraft- und Atlehtikeinheiten, technische und taktische Einheiten, genauso wie die Videoanalysen vor bzw. nach dem Spiel, bei denen wir uns mit den Spielen unserer Gegner und unseren eigenen Spielen auseinandersetzen. Die Schwerpunkte variieren je nach Terminplan und Gegner. Vor der Saison legen wir den Schwerpunkt stark auf Athletik und Taktik, in der Saison verschiebt sich das, sodass die Schwerpunkte stärker an der Spielbelastung und den Mannschaften auf dem Spielplan ausgerichtet werden.

FuPa: Ist es ein Vorteil, dass unter Hallendach fast immer gespielt werden kann, während die Freiluftfußballer gerade jetzt mit dem Wetter zu kämpfen haben?

Josip Čačić: Gerade im Winter genießen wir Futsaler die Vorzüge der Hallensportarten. Wenn im Sommer dann aber die Sonne aufs Hallendach scheint und die Sporthalle zum Backofen wird, dann sind wir immer froh, wenn wir die eine oder andere Trainingseinheit auch mal ins Freie verlegen können. Ich denke, dass beides seine Vor- und Nachteile hat, aber gerade bei Spielen ist die Atmosphäre mit den Zuschauern in der Halle doch nochmal intensiver als unter freiem Himmel.

– Foto: Melissa Gracic

FuPa: Welche Entwicklung wird aus deiner Sicht Futsal in den kommenden Jahren nehmen?

Josip Čačić: Das ist eine schwere Frage, die sich nicht ganz so einfach beantworten lässt. Was ich mir wünschen würde, ist, dass sich mehr Vereine für Futsal begeistern und es einen qualitativ soliden mehrklassigen Spielbetrieb gibt. Die deutsche Futsal-Nationalmannschaft hat im vergangenen Jahr das beste Ergebnis in seiner Historie eingefahren und braucht jetzt junge und talentierte Spieler, die darauf aufbauen können und damit die gesamte Sportart hier in Deutschland nach vorne bringen können. Aktuell fehlt aber dieser Nachwuchs und auch eine Strategie vom DFB und den Landesverbänden. Wie erfolgreiche Verbandsarbeit aussieht, kann man bei unseren Nachbarn in Frankreich sehen, bei denen der Futsal deutlich schneller und erfolgreicher entwickelt wird als bei uns. In Deutschland erleben wir, wenn wir die Sportart im Gesamten betrachten, seit mehr als 3 Jahren Stillstand.

FuPa: Hast du ein sportliches Vorbild und einen Lieblingsverein?

Josip Čačić: Als ich jünger war und noch Fußball spielte, hatte ich einige Vorbilder und Idole, wie beispielsweise Zidane und eine Generation weiter Messi. Aktuell habe ich keine Vorbilder, denen ich nacheifere. Ich bin Fan des kroatischen Vereines Hajduk Split und natürlich auch vom TSV Weilimdorf, dem ich jetzt seit bereits 8 Jahren angehöre.

FuPa: Welche Ziele hast du mittelfristig und langfristig?

Josip Čačić: Ich sehe mich auch in Zukunft beim TSV Weilimdorf und hoffe, dass ich noch lange fit und gesund bin, damit ich als Spieler für den Verein spielen kann. Sollte ich in der Zukunft dann aber irgendwann einmal feststellen, dass ich die Mannschaft nicht mehr zu 100 % als Spieler unterstützen kann, werde ich einen Schritt zurück treten, aber möchte dennoch in meinem Verein bleiben und hoffe, dass auch die Verantwortlichen das so sehen. Mein Ziel wäre es dann, meine Erfahrungswerte weiter zu geben und den Verein und das Team aus einer anderen Position heraus zu unterstützen.

Aufrufe: 019.1.2024, 12:00 Uhr
hesAutor