2024-05-02T16:12:49.858Z

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Seit drei Jahren an der Seitenlinie des SV Au-Wittnau: Heiko Günther
Seit drei Jahren an der Seitenlinie des SV Au-Wittnau: Heiko Günther – Foto: Verein

Heiko Günther, SV Wittnau: "Das ist sicherlich ein Plus für uns"

Landesligatrainer freut sich auf das Derby gegen Wolfenweiler

Acht Zähler nach sieben Spieltagen. Mit dieser Ausbeute belegt der SV Wittnau in der Landesliga Südbaden, Staffel II den zwölften Tabellenplatz, einen Rang vor der Abstiegszone. Warum SV-Trainer Heiko Günther trotzdem nicht unzufrieden mit dem Saisonstart ist, wie er sein Team auf den kommenden Gegner einschwört und was für ihn das primäre Ziel als Trainer ist, verrät der 42-jährige im Gespräch mit der BZ.

BZ: Herr Günther, am vergangenen Spieltag gab es für ihr Team eine deutliche 0:3-Niederlage beim derzeitigen Tabellenführer VfR Hausen. Wie haben Sie das Spiel gesehen?

Heiko Günther: Es gibt ja wenige Niederlagen, mit denen man als Trainer zufrieden sein kann. Aber an sich kann ich meiner Mannschaft keinen großen Vorwurf machen. Wir haben konzentriert angefangen, viele Zweikämpfe gewonnen. Nur unsere Chancen haben wir nicht genutzt. Gerade in der zweiten Halbzeit nach 0:2-Rückstand hatten wir starke zwanzig Minuten, in denen wir auf den Anschlusstreffer gedrängt haben. Als wir nach einer Ecke das 0:3 kassiert haben, ist uns hinten raus etwas die Luft ausgegangen. Aber ich bleibe dabei: wir haben ein gutes Spiel gezeigt und alles in die Waagschale geworfen. Wenn wir so spielen wie letzten Samstag, würden wir gegen zehn der sechzehn Teams in der Liga gewinnen.

BZ: Gegen Hausen verlor Wittnau zum dritten Mal in dieser Runde, neben zwei Unentschieden gab es immerhin schon zwei Siege. Wie bewerten Sie den Start ihrer Mannschaft in die aktuelle Runde?

Heiko Günther: Die Punkteausbeute ist unterdurchschnittlich, da haben wir uns ganz klar mehr erhofft. Das liegt auch daran, dass wir zu viele Schwankungen in unserer Startelf haben. Aber: von den drei Niederlagen haben wir nur gegen Kirchzarten verdient verloren, da waren wir richtig schlecht. Die Entwicklung vor allem in den letzten drei Partien sehe ich sehr positiv, vor allem weil wir unser Zweikampfverhalten optimiert haben.

BZ: Ihr Team ist lediglich am ersten Spieltag ohne Gegentor geblieben, ansonsten musste ihr Torwart in jedem Spiel mindestens zwei Mal hinter sich greifen. Wie bekommt Wittnau die defensive Anfälligkeit in den Griff?

Heiko Günther: Wir sind eine sehr unterhaltsame Mannschaft, sage ich immer. Wir schießen viele Tore selbst, kassieren aber auch sehr viele. Manchmal versuchen wir dem Gegner in den falschen Räumen den Ball abzuluchsen - wenn das dann nicht klappt, hat der Gegner auf einmal viel Platz. Unsere Umschaltbewegung von der Offensive auf die Defensive ist nicht gerade der Burner, zudem bekommen wir zu viele Gegentore nach Standards. Wir versuchen natürlich, da einen Fokus im Training darauf zu legen, um dem entgegenzuwirken. Aber bei einer nicht konstant hohen Trainingsbeteiligung ist das natürlich schwieriger, als wenn du in jedem Training mit dem kompletten Kader an den Abläufen arbeiten kannst.

BZ: Welchen Fußball wollen Sie denn generell von ihrem Team sehen? Legen Sie mehr Wert auf Robustheit und Physis oder ist ihnen das technisch-spielerische Element wichtiger?

Heiko Günther: Beide Aspekte sind wichtig, die Mischung macht's. Wir wollen kompakt agieren, aber natürlich nicht jeden gewonnenen Ball einfach nach vorne schlagen. Ich gewinne lieber 5:3 als 1:0. Eine gewissen Spielphilosophie und taktische Flexibilität sind mir wichtig. Seit letzter Saison spielen wir häufiger mit einer Dreierkette. So können wir auch während des Spiels das System wechseln, sei es jetzt ein 4-4-2 gegen den Ball oder dass wir mit einer Dreierkette im 3-5-2 oder 3-4-3 agieren.

BZ: Am Sonntag empfängt Au-Wittnau den Lokalrivalen FC Wolfenweiler-Schallstadt. Mit welcher Marschroute schicken Sie ihre Elf in die Partie?

Heiko Günther: Vor heimischer Kulisse ist es unser Anspruch, gegen jede Mannschaft zu gewinnen. Wolfenweiler ist eine sehr erfahrene Mannschaft mit einigen ehemaligen FFC-Spielern. Als Aufsteiger haben Sie bereits fest das Tabellenmittelfeld im Visier. Aber wir spielen unsere neunte Landesliga-Saison, das ist sicherlich ein Plus für uns. Ich bin mir sicher, dass sich keines der beiden Teams in der Defensive verbarrikadieren wird, und hoffe auf ein gutes Derby.

BZ: Sie haben es gesagt, es ist die neunte Landesligarunde in Folge für den SV. Wurde als Saisonziel nur der Klassenerhalt ausgegeben oder schielen Sie nicht mittelfristig doch auch mal in Richtung Aufstieg?

Heiko Günther: Natürlich möchte ich als Trainer immer das Maximum aus einer Mannschaft heraus holen. Aber wir wissen schon sehr gut, woher wir kommen und dass jede Saison in der Landesliga für uns ein i-Tüpfelchen ist. Wir tun gut daran, bodenständig zu bleiben, weil wir einfach nicht die finanziellen Möglichkeiten besitzen, wie sie andere Vereine haben. Irgendwann kann es für uns auch mal wieder eine Liga nach unten gehen, dessen sind wir uns bewusst. Aber davor haben wir keine Angst.

BZ: Sie bestreiten gerade ihre dritte Saison als Trainer des SV Au-Wittnau. Was ist ihre persönliche Handschrift, die Sei dem Verein mit ihrem Trainerteam in dieser Zeit verpasst haben?

Heiko Günther: Mein Hauptziel ist es, in jedem Jahr zwei junge Spieler an die erste Mannschaft heranzuführen. In dieser Saison fallen mir da Christoph Köpfer und Moritz Kloke ein. Chris kommt aus unserer eigenen Jugend, Moritz ist vor der Saison aus Merzhausen zu uns gewechselt. Beide spielen bei uns zuverlässig Landesligafußball. Und fußballerisch betrachtet sind wir eigentlich schon da, wo wir hinwollen. Es sind Kleinigkeiten, mit denen wir das Team sukzessive weiterentwickeln. Da geht es um Taktik, um unser Ballbesitz- und Aufbauspiel: Zum Beispiel sollen unsere Außenverteidiger versuchen, zwei von drei Bällen über die Außen zu spielen. Oder die Passgeber, die mit ihren Zuspielen die Passempfänger immer in die offene Stellung zwingen sollen, um unser Spiel noch schneller zu machen.

BZ: Abschließende Frage: Haben Sie ein Vorbild als Trainer?

Heiko Günther: Ich habe jetzt nicht das eine Vorbild. Ich bin mit 24 Jahren Trainer geworden, mache den Job seit 18 Jahren. Da entwickelt man über die Zeit schon seinen eigenen Stil und merkt, was gut funktioniert. Aber natürlich inspirieren mich Toptrainer wie Julian Nagelsmann oder Jürgen Klopp. Vor allem bei Kloppo fasziniert mich die Mischung: Einerseits ist er sehr ruhig. Und ab und zu implodiert er dann.

Aufrufe: 023.9.2022, 11:00 Uhr
Niko Rhein (BZ)Autor