2024-05-29T12:18:09.228Z

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Kein Kommentar zu den Attacken von Hasan Ismaik: 1860-Präsident Robert Reisinger.
Kein Kommentar zu den Attacken von Hasan Ismaik: 1860-Präsident Robert Reisinger. – Foto: IMAGO/Mladen Lackovic

Hasan Ismaik fordert Löwen-Fans zur Revolte auf – 1860-Präsident Robert Reisinger reagiert

„Ich ziehe das direkte Gespräch vor“

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Kaum ist der Klassenerhalt unter Dach und Fach, fliegen beim TSV 1860 die Fetzen. Investor Hasan Ismaik poltert, Robert Reisinger schweigt.

München – Der Klassenerhalt ist unter Dach und Fach, am Samstag steht nur noch das sportlich bedeutungslose Heimspiel gegen Bielefeld an (13.30 Uhr). Zeit für die Löwen, in Ruhe eine mühsame Saison sacken zu lassen? Von wegen! Bereits am gestrigen Montag kam es zum befürchteten Stabwechsel Fußballer/Funktionäre. Nach dem Abstiegskampf ist vor dem Kampf um die Macht im Verein.

Die Neuwahl des Verwaltungsrats am 16. Juni wirft finstere Schatten voraus. Die Hausmacht von Präsident Robert Reisinger kündigte eine Wahlveranstaltung an. Prompt meldete sich Hasan Ismaik zu Wort und rief die Fans via Facebook zur Revolte auf. „Es ist eine Schande“, poltert der Investor: „Warum steht Ihr nicht auf?“ Aber der Reihe nach.

Infoabend am Donnerstag: „Bündnis Zukunft 1860“ stellt sich trotz Bedenken

An diesem Donnerstag (16. Mai), exakt einen Monat vor der Mitgliederversammlung, findet in der Sechzger-Alm der nächste Infoabend statt. Die Vereinigung Pro1860, die das Gerüst sämtlicher e.V.-Gremien bildet, ruft die 24 Kandidaten für den Verwaltungsrat dazu auf, ihre Ideen zu präsentieren. Drei Minuten Redezeit für jeden, anschließend Diskussion, 500 Fans sind zugelassen.

An sich eine gute Sache, doch gespalten, wie der Verein nun mal ist, haben die Bewerber, die Reisingers Kurs kritisch sehen, das Gefühl, nicht unbedingt ein neutrales Umfeld vorzufinden. Ein Boykott wurde erwogen. Angeblich wollen die meisten nun aber doch auftreten, unter anderen die Vertreter der Initiative „Bündnis Zukunft 1860“. Um 19 Uhr geht's los am Donnerstag, im Einladungstext ist von einem „informellen Kennenlerngespräch“ die Rede.

Ismaik wittert ein abgekartetes Spiel und giftet gegen Pro1860 und Funktionäre des e.V.

Jeder, der die Löwen kennt, ahnt: emotional trifft es vermutlich besser als informell. In BR-Hörfunkreporter Peter Kveton konnten die Organisatoren einen erfahrenen Moderator gewinnen, und den wird es auch brauchen, denn die Wogen schlagen schon im Vorfeld hoch. Verantwortlich dafür: Ismaik, um den es seit seinem München-Besuch im Februar wieder ruhiger geworden war.

Jetzt wittert er ein abgekartetes Spiel – und nutzte einen Post, den er mit einem Saisonfazit einleitete ( „Der Verlauf hat mich emotional schwer enttäuscht“), um mächtig auszuteilen. „Die Leistung auf dem Platz ist ein Spiegelbild der verantwortlichen Funktionäre“, giftet Ismaik, „und diese sind ausschließlich auf der von Pro1860 unterstützten Vereinsseite zu finden.“ Dass es seine Leute waren, die die Saison geplant haben (Anthony Power, Saki Stimoniaris, Marc-Nicolai Pfeifer, Maurizio Jacobacci) und die Abwesenheit eines Sportchefs genutzt haben, um Fußballmanager zu spielen – kein Wort dazu.

„Ich halte es wie immer und werde mich nicht zu in den sozialen Medien getätigten Aussagen äußern. Ich ziehe das direkte Gespräch vor.“

Robert Reisinger

Ismaik hält das nicht davon ab, das schlechteste Abschneiden seit dem Aufstieg in die 3. Liga ausschließlich der e.V.-Seite anzulasten. Das Sprachbild von KGaA-Boss Oliver Mueller, der den Giesinger Altmeister mit einem 1er-Golf verglich, greift er dabei indirekt auf. Ismaiks plakativer Vergleich: „Es fühlt sich an, als wäre 1860 wie ein liegengebliebener Oldtimer auf dem Mittelstreifen der Autobahn, der dringend eine Generalüberholung benötigt.“

Klar, dass der Investor für diese Generalüberholung frische Männer fordert, zum Beispiel vom „Bündnis Zukunft 1860“, das für ein „konstruktives Miteinander“ stehe, während die Reisinger-Unterstützer ausschließlich daran interessiert seien, „1860 für ihre eigenen Zwecke und Ideologie klein zu halten“. In bester Trump-Manier trommelt Ismaik dafür, die aktuelle Löwen-Regierung abzuwählen. „Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, eurer Stimme Gehör zu verschaffen“, schließt er seinen Aufruf: „Jede einzelne Stimme zählt!“

Eine Stimme von Reisinger zu Ismaiks Aufruf gibt es übrigens nicht. Auf Nachfrage von Münchner Merkur und tz sagte der bis 2025 gewählte Präsident: „Ich halte es wie immer und werde mich nicht zu in den sozialen Medien getätigten Aussagen äußern. Ich ziehe das direkte Gespräch vor.“ Zu welchem Lager die Basis tendiert, wird man am 16. Mai sehen. Und ultimativ am 16. Juni.

Aufrufe: 014.5.2024, 07:49 Uhr
Uli KellnerAutor