2024-04-30T08:05:46.171Z

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Hallenmeisterschaften finden immer weniger Anklang bei den Vereinen.
Hallenmeisterschaften finden immer weniger Anklang bei den Vereinen. – Foto: Andrea Jaksch

Hallenmeisterschaften: Braucht’s das noch? Kaum Teilnehmer dabei

FSV Höhenrain und SV Eurasburg einzige Teilnehmer aus dem Landkreis

Kürzlich hat Erhard Mach mal wieder den Blick in die Vergangenheit bemüht. Damals war das Interesse für die Hallenmeisterschaft größer.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Vor zehn Jahren kam Mach noch auf 36 Mannschaften, die sich für die Hallenmeisterschaft des Verbands bewarben. 36 Teams alleine in seiner Region, die – grob abgesteckt – die Landkreise Garmisch-Partenkirchen und das östliche Weilheim-Schongau abdeckt.

Drei Vorrundenturniere brauchte es alleine in dieser Gruppe, um die Starter bei der Zugspitzmeisterschaft zu ermitteln. Wenn der Spielleiter heute auf seine Gruppe Mitte blickt, sagt er: „Das Interesse ist total nach unten gegangen.“ Im ganzen Kreis – von Egenhofen im Norden bis Mittenwald im Süden – beteiligen sich nur noch 24 Klubs am Hallenturnier. Aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen sind gerade mal zwei Teams vertreten: Der FSV Höhenrain und der SV Eurasburg-Beuerberg.

Wird das Turnier bald begraben?

Da drängt sich die provokative Frage auf: „Braucht’s das Format eigentlich noch?“ Anruf bei Abteilungsleiter Joachim Plankensteiner in Penzberg, so was wie die Hallenkönige der Gegend. Der FCP war schon Bayerischer Meister, gehörte als Gründungsmitglied der Futsal-Bundesliga an. Also, Herr Plankensteiner, Turnier begraben oder nicht? „Ich würde es machen, so lange es Sinn macht. Ich finde es ganz gut, dass ein Teil weiter zusammen kickt.“ Bei 24 Mannschaften kann man die Sinnhaftigkeit noch erkennen.

In München hat der Exodus vom Hallenkick ganz andere Dimensionen angenommen. Von Kollegen hat Erhard Mach mitbekommen, dass sich in bestimmten Bereichen der Stadt teilweise nur noch vier Interessenten zusammenkratzen lassen. „Bei uns geht es ja noch“, sagt der Penzberger. Die Wahrheit sieht so aus: Der Bayerische Fußballverband möchte am Format festhalten, bittet regelmäßig seine Vertreter vor Ort, sie mögen doch Turniere ausrichten. Notfalls, so erzählt es Erhard Mach, sind sie angehalten, auch Turniere aus mehreren Regionen zusammenzuschmeißen. „Aber da sind wir kein Fan davon“, sagt Mach.

Weniger Herrenspieler, weniger Klubs – das Interesse lässt allgemein nach

Im Zugspitzkreis setzt ohnehin eine gegensätzliche Entwicklung ein. Nach der großen Dürre im Vorjahr, die Corona zuzuschreiben ist, „geht es wieder aufwärts“, sagt der Mit-Organisator. Wer von früher redet, muss über auch über den Wandel reden, den der Fußball durchgemacht hat: weniger Klubs, weniger Herrenspieler, dafür mehr Verlockungen abseits des Balls. „Einige wollen im Winter Abstand, einige zur Familie, einige andere Sportarten probieren. Die Nachfrage ist nicht so groß“, sagt Joachim Plankensteiner.

Die Pandemie wirkte wie ein Brandbeschleuniger. „Einige haben den Faden zum Fußball ganz verloren“, sagt der Penzberger. Mit der Umstellung auf das technisch anspruchsvollere Futsal dürfte man zudem einige vergrault haben. „Gehässig gesagt, waren früher Holzbeine dabei. Das war zum Teil gemeingefährlich“, sagt Plankensteiner. „Budenzauber war Rundum-Bande und Hau-Drauf“, pflichtet Erhard Mach bei. Er findet die Dynamik gar nicht so schlecht. Immerhin entsprang der Umstellung eine ganz neue Szene. Mittlerweile gibt es im Winter eine eigene Ligenstruktur bis hinunter zu den Futsal-Bezirksligen.

SV Eurasburg und der FSV Höhenrain sind dabei – „Spaß steht im Vordergrund“

Klubs wie Penzberg und Deisenhofen waren Vorreiter und steckten andere an. Wo also auf der einen Seite (bei den Hallenturnieren) einiges wegbrach, entstand auf der anderen eine neue, deutlich motivierte Hallenszene. „Das sind wirklich die, die Bock darauf haben“, sagt Mach. Bock haben die Kicker des SV Eurasburg-Beuerberg – aber keine großen Ambitionen. „Wir wollen einfach ein bisschen Spaß, am Ball bleiben und mit Freunden zusammen spielen – mehr is es ned“, sagt Trainer Felix Jung.

Ähnlich sehen es die Höhenrainer: „Die Burschen spielen gerne in der Halle, und ich verstehe das“, sagt Trainer Klaus Heller. Einmal pro Woche trainiert die Mannschaft in der Halle. Heller betont: „Bei uns steht der Spaß im Vordergrund.“ (Andreas Mayr und Christian Gampl)

Aufrufe: 06.12.2023, 09:33 Uhr
Christian GamplAutor