2024-06-03T07:54:05.519Z

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Symbolbild – Foto: Kurth

HaHoHe… ein Wort zu Hertha BSC

Ein Rückblick/Fazit/Ausblick zur Saison von Hertha BSC

Hertha BSC verliert zum Abschluss bei Absteiger Osnabrück. Ein Sinnbild der Saison. Ein Rückblick und Fazit auf die gesamte Saison. Zudem: wohin führt der Weg?

Am Ende trafen sich Mannschaft und Fans vor dem Stadion in Osnabrück. Es gab ein paar versöhnliche Worte des scheidenden Trainers Pal Dardai, die Zuschauer applaudierten, feierten die Vereinslegende. Doch alle sind nicht dabei. Viele haben schon den Heimweg angetreten. Zum einen die Ultras, denen der Zugang zum Stadion verwehrt blieb, zum anderen enttäuschten Zuschauern der 2:1 Niederlage beim Absteiger.

Vor Pal wurde auch schon der langjährige Abwehrspieler Peter Pekarik gefeiert. Ob er seine Schuhe an den Nagel hängt, entscheidet der 37-Jährige nach der EM in Deutschland. Generell steht derzeit nur der Abschied von Dardai fest - der dem Verein aber in einer anderen Funktion erhalten bleiben soll. Offiziell verabschiedet wurde kein einziger Spieler. Die Stimmung ist trotz vieler Rückschläge recht positiv. Doch viele Fans schauen gespannt auf das Szenario, welches sich im Sommer abspielen wird. Sowohl die Entscheidung, wer neuer Cheftrainer werden soll, als auch, welche Position Pal bekleidet. Es spaltet den Verein. Mal wieder. Ein Rückblick/Fazit auf die Saison, sowie ein Blick in die Zukunft.

Es ist der 27.05.2023. Viele Hertha-Fans waren nach Wolfsburg gereist. Der Kartenverkauf begann weit vor dem feststehenden Abstieg. Der Gästeblock ist ausverkauft, der Support einzigartig. Blau-Weiß hält trotz des sportlichen Abstieges zusammen, ein Verdienst des damaligen Präsident Kaybernstein. Er hat aus dem Scherbenhaufen in Kleinstarbeit wieder eine Einheit geformt. Eine gewisse Euphorie ist zu spüren, trotz Liga 2. Es ist das erste Spiel von Tjark Ernst, Pascal Klemens und Ibrahim Maza, wenige Lichtblicke der nun abgelaufenen Saison 2023/2024.

Trotz des 2:1 Auswärtssieg in der Autostadt muss Hertha BSC runter. Und keiner weiß, was kommt. Die Lizenz, ein Problem, welches die Hertha fast über den ganzen Sommer verfolgt. Am Ende erhält Blau-Weiß das „Go“, die Kaderumgestaltung hat dort schon Formen angenommen. Maximilian Mittelstädt, Marvin Plattenhardt oder Kevin-Prince Boateng haben den Verein verlassen, Marco Richter, Dodi Lukebakio oder Filip Uremovic haben auf den letzten Drücker neue Herausforderungen gefunden, Fabian Reese, Harris Tabakovic, Jeremy Dudziak sollen die neuen Helden werden.

Der Saisonstart läuft alles andere als rund. Niederlage in Düsseldorf, Last-Minute-Pleite gegen Wehen Wiesbaden und null Punkte in Hamburg. Hertha findet sich zum Saisonstart erneut am Tabellenende wieder. Es wird nach Gründen gesucht. Ein Sieg gegen Greuther Fürth glättet die Wogen, doch Herthas Leistungen bleiben wechselhaft, trotzdem befreit sich das Team von den Abstiegssorgen.

In dieser Saison fängt sich Hertha BSC 59 Gegentreffer, stellt die sechst schlechteste Abwehr der 2. Liga. Auch vorne fallen die Tore, doch die Abhängigkeit von Flügelflitzer Fabian Reese, 9 Tore und 15 Vorlagen, sowie Haris Tabakovic, 22 Tore und fünf Vorlagen, ist unverkennbar. Hertha BSC ist ausrechenbar. Viele Gegner erkennen das im Laufe der Saison, lassen beide Spieler doppeln, nehmen die Schlüsselspieler raus. Immerhin kann Ibrahim Maza nach seiner Knieverletzung noch einige Impulse setzen, ihm gehört die Zukunft, bei Hertha oder einem anderen Verein. Ein Abschied steht im Raum, trotz laufenden Vertrag. Der 18-Jährige, der die U19 zur deutschen Meisterschaft tragen soll, ist einer der wenigen Lichtblicke.

Ob der Junioren-Nationalspieler noch gut auf Pal Dardai zu sprechen ist, steht nicht fest. Nach dem öffentlichen Rüffel scheint er mental angeschlagen zu sein. Was war die Idee des Cheftrainers dahinter? Es lässt sich nur rätseln. Wie bei vielen Entscheidungen in der Saison.

Warum wird vor dem entscheidenden Pokalspiel vor ausverkauftem Haus gegen Kaiserslautern ein System- und Torhüterwechsel vorgenommen, warum wird Ibrahim Bradley im Winter als der ultimative Neuzugang angekündigt, spielt dann aber U23, warum dürfen Andreas Bouchalakis oder Palko Dardai regelmäßig in der Startelf stehen, trotz mehr als bescheidener Leistungen, warum wird Smaijl Prevljak trotz vier Tore und zwei Vorlagen in den ersten Spielen in der Rückrunde gar nicht mehr berücksichtigt, warum wird Toni Leistner einem Linus Gechter vorgezogen, Stichwort Berliner Weg.

Diesen sehen vor allem die Ultras gefährdet. Der tragische Tod von Kay Bernstein (möge er in Frieden ruhen), die Einflussnahme um den skandalösen Investor 777 und der Abschied von Pal Dardai bieten dafür eine Angriffsfläche - doch ein weiter so unter Letztgenanntem konnte es nicht geben.

Viele sehen ihn aufgrund der 30-jährigen Vereinszugehörigkeit als den Berliner schlechthin, doch es benötigt dringen neue Impulse. Ein Trainer, der während der gesamten Saison Spieler öffentlich angiften, unter dem in mindestens 75% der Spiele kein spielerisches Konzept zu erkennen ist, der keine eigenen Fehler eingesteht, der mitverantwortlich für 59 Gegentreffer ist, war nicht mehr tragbar. Natürlich haben wir mit anderen Trainern nicht wirklich gute Erfahrungen gesammelt, doch das Potenzial muss ausgeschöpft werden. Wir hatten nicht nur den besten, sondern auch den teuersten Kader der zweiten Liga, der es nicht geschafft hat, drei Spiele in Folge zu gewinnen. Ein regelrechter Angsthasen-Fußball in vielen Halbzeiten hat es nicht zugelassen, die Qualität sich entfalten zu lassen. Auf ein gutes Spiel folgten meistens mehrere rätselhafte Auftritte. Viel mehr gab sich Dardai spätestens als die schmollende Person hin, als er von einem Kicker-Reporter „angegriffen“ wurde.

Sein Abschied hat in den letzten Tagen einen Spalt zwischen die Hertha-Fans getrieben. Für die sportliche Führung, den bald neu gewählten Präsidenten und die Mannschaft ist es die Aufgabe, die Wogen im Sommer wieder zu glätten. Sportlich wird es sicherlich nicht einfacher. Köln und Darmstadt steigen ab, Münster und Ulm auf. Die Qualität nimmt zu. Auch im Kader von Hertha?!

Der Verbleib von Tabakovic und Reese ist noch offen. Verabschiedet wurde, wie oben erwähnt, offiziell noch keiner, es droht der nächste Umbruch. Viele Spieler stehen auf der Abschussliste, wusste nicht mit Leistung zu überzeugen oder kosten schlichtweg zu viel Gehalt. Die Spekulationen über Neuzugänge hat bereits Fahrt aufgenommen. Hoffnungsträger sind und bleiben aber die (ehemaligen) Jugendspieler. Tjark Ernst, Linus Gechter, Pascal Klemens, Rückkehrer Julian Eitschberger, Marton Dardai, Ibrahim Maza oder Marten Winkler. Um sie sollte kein Weg herumführen. Möglicherweise auch Derry Sherhant. Und weitere Spieler aus der aktuellen U19 oder U23. Für den Berliner Weg, der auch ohne Dardai, ohne Bernstein vorgesetzt werden sollte. Mit Bodenständigkeit und den Fans zum Erfolg.

Aufrufe: 019.5.2024, 18:42 Uhr
Marcel PetersAutor