2024-06-14T14:12:32.331Z

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– Foto: FuPa Lüneburg

Fußball-Ehe steht vor der Scheidung

Die Spielgemeinschaft Wehden/Debstedt kann nicht fortgesetzt werden - Sichtweisen der Vereine unterscheiden sich +++ Martin Döscher vor Rückkehr nach Debstedt

Die SG Wehden/Debstedt ist eine Erfolgsgeschichte. Doch in der nächsten Saison können die Fußballer des TSV Wehden und des TSV Debstedt nicht mehr als Spielgemeinschaft antreten. Beide Vereine streiten darüber, wie es weitergehen soll.

Die Spielgemeinschaft, die seit mehr als zehn Jahren besteht, kann sich sehen lassen. Immerhin vier Herrenmannschaften kicken als SG Wehden/Debstedt von der Kreisliga Cuxhaven bis in die 3. Kreisklasse, dazu kommen die Ü32- und Ü40-Oldies.

Doch der Erfolg ist der SG jetzt zum Verhängnis geworden. Der Spielausschuss des Fußball-Kreises Cuxhaven hat die Zulassung zum Spielbetrieb 2024/25 davon abhängig gemacht, dass eine andere Lösung gefunden wird - unter dem Dach der SG kicken mittlerweile mehr Teams, als laut Statuten zulässig sind. Debstedt und Wehden könnten aber als „Fußballclub“ (FC) weiter zusammenspielen. Der Vorstand des TSV Wehden ist für die Gründung eines FC, die Führungsriege des TSV Debstedt hat sich jedoch dagegen entschieden.

Dass sich die Wege zur kommenden Saison trennen werden, findet Marc Burkhardt bedauerlich. Der Vorsitzende des TSV Debstedt sieht bei einem FC aber die Gefahr, dass die Fußballer einen „Verein im Verein“ bilden: „Die Haupt- und Gründungssparte des TSV herauszulösen - dafür will ich nicht verantwortlich sein.“ In Debstedt werde ein gutes Miteinander zwischen den verschiedenen Sparten gepflegt, als Verein engagiere man sich für die Dorfgemeinschaft.

„Wenn wir einen Seniorennachmittag mit Kaffee und Kuchen organisieren oder Weihnachtsgeschenke für die Kinder kaufen, klappt das nur in der Gesamtheit“, erklärt Burkhardt. Der ehemalige Torhüter betont, dass ihm der Fußball am Herzen liege, er aber allen Vereinsmitgliedern verpflichtet sei - unter den insgesamt 690 Mitgliedern seien 60 Fußballer. „Ich bin der Vorsitzende des Gesamtvereins und nicht nur der Fußballsparte“, sagt Burkhardt.

Beim TSV Wehden wird die Situation anders eingeschätzt. „Wir haben uns klar dafür ausgesprochen, die Zusammenarbeit mit dem TSV Debstedt fortzuführen und diese Entscheidung dem Vorstand des TSV Debstedt mitgeteilt. Denn wir sind der Ansicht, dass unsere Spielgemeinschaft ein Erfolg ist und seit über zehn Jahren sehr gut funktioniert“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme der Führungsriege um den langjährigen Vorsitzenden Hans-Hinrich Brandes.

Fußballer haben das Thema gemeinsam diskutiert

Die verschiedenen Sichtweisen seien Anfang November bei einer Sitzung der Fußball-Abteilung zum Thema „Zukunft der Zusammenarbeit der beiden Vereine im Herrenfußball“ dargestellt worden. „Nach den Redebeiträgen fanden dann unter den aktiven Fußballern und den Vorständen eine Diskussion und eine Abstimmung statt. Dabei wurde mit deutlicher Mehrheit für eine weitere Zusammenarbeit der beiden Vereine, auch in Form eines zu gründenden Vereins, votiert“, teilt Wehdens Vorstand mit.

Es liege nun an den beiden Vereinsvorständen, „dieses Ergebnis zu bewerten und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen, damit das Wort der betroffenen Mitglieder Gehör findet“. Das „gute Verhältnis zwischen den Mitgliedern des TSV Debstedt und des TSV Wehden“ soll erhalten bleiben.

Für Marc Burkhardt steht jedoch fest, dass die Zusammenarbeit im Herrenbereich zur neuen Saison beendet wird. Einen entsprechenden Beschluss hat der Vorstand des TSV Debstedt gefasst. „Wenn einer heiraten will und der andere nicht, kann halt nicht geheiratet werden“, lehnt Burkhardt die FC-Gründung ab. Davon unberührt sei die Kooperation bei den beiden Altherren-Teams, die auch laut Statuten fortgesetzt werden könne. Auch seien Wehdener Kinder und Trainer weiterhin in der JSG Langen/Debstedt willkommen.

Burkhardt schlägt vor, dass die erste und zweite Herrenmannschaft in Wehden bleibt und die „Dritte“ und „Vierte“ zum TSV Debstedt wechselt, weil ein Großteil beider Teams von Spielern aus Debstedt gebildet werde. Mit Martin Döscher hat der TSV-Vorsitzende auch einen langjährigen Weggefährten als neuen Trainer verpflichtet. Beide haben zusammen beim TSV Debstedt und bei Rot-Weiß Köhlen gekickt.

Unter Döschers Regie erlebten die Debstedter Anfang des Jahrtausends einen Höhenflug, der nach zahlreichen Aufstiegen bis in die Landesliga führte. Dass er bei seiner Rückkehr nach Debstedt eine Mannschaft in der 1. oder 2. Kreisklasse übernehmen wird, stört den Dezernenten der Stadt Geestland nicht. „Ich habe es ja nie ausgeschlossen, wieder als Trainer aktiv zu werden und mache das gerne aus alter Verbundenheit zu Marc Burkhardt“, sagt der frühere Trainer der Oberliga-Frauen des FC Geestland.

Aufrufe: 02.12.2023, 10:00 Uhr
Nordsee/zeitung/Dietmar RoseAutor