2024-05-08T14:46:11.570Z

Allgemeines
Günther Gorenzel steht vor einem Wechsel zu Austria Klagenfurt.
Günther Gorenzel steht vor einem Wechsel zu Austria Klagenfurt. – Foto: IMAGO/Revierfoto

Fanumfrage zum Gorenzel-Aus: „Er verdient einen anständigen Arbeitgeber“

Bevorstehender Wechsel

Die Zeit von Günther Gorenzel beim TSV 1860 ist abgelaufen. Sein Wechsel zu Austria Klagenfurt steht bevor. Das Fanlager ist gespalten.

München – Der Deal ist durch, doch die Mühlen bei 1860 mahlen bekanntlich langsam. Es wird also noch etwas Zeit ins Land gehen, bis die Löwen den Wechsel von Günther Gorenzel zu Austria Klagenfurt offiziell bestätigen, alles in enger Abstimmung mit dem Kärntner Erstligisten vom Wörthersee. Im Umfeld der Löwen ist Gorenzels Abschied bereits Thema Nummer 1.

Die einen sehen sein Wirken im Rückblick positiv, andere erhoffen sich durch seinen Abschied neue Impulse. In unserer Umfrage kommen beide Lager zu Wort.

Benjamin Niedergünzl: „Gorenzels Art hat dem Verein gut getan“

„Als Erstes muss man festhalten, dass Gorenzels Job nicht unbedingt beneidenswert ist. Für die Voraussetzungen hat er es sehr gut gemacht. Wie kurzfristig er oft erst wusste, mit welchem Budget er planen kann – und trotzdem hat er es meistens gut hingekriegt. Zweimal hat er einen Kader hingestellt, der am Ende Vierter geworden ist. Trotz heftigster Anfeindungen von einer Seite.

Benedikt Niedergünzl vertritt die „Kreativen für 1860“.
Benedikt Niedergünzl vertritt die „Kreativen für 1860“. – Foto: ulk

Sicher hat Gorenzel auch Fehler gemacht, zum Beispiel den Köllner letzte Saison zu spät entlassen. Aber find’ erst mal einen, der so loyal ist, der den Verein mit so einer ruhigen Hand führt! Meine Meinung ist, dass Gorenzels Art den Löwen gutgetan hat. Viele werden seinen Wert erst erkennen, wenn er weg ist. Dass die HAM-Seite die Stelle unbesetzt lassen möchte, ist kompletter Irrsinn. Geld sparen auf Kosten der Zukunft – so etwas gibt’s nur bei Hasan.“

Alfred Böswald: „Jede Stärke ist zugleich auch eine Schwäche“

„Günther Gorenzel stand für den absolut pflichtbewussten und loyalen Löwen, der nicht ein einziges Mal in all seinen Jahren bei 1860 intrigiert, politisiert oder zum eigenen Vorteil Menschen und Medien manipuliert hat. Das zeichnet ihn als Mensch und Profi ungemein aus. Teilweise war es als Außenstehender unerträglich mitansehen zu müssen, wie er sich von gewissen Menschen beleidigen lassen musste. Jeder andere hätte da schon aus Selbstachtung hingeworfen.

Alfred Böswald war Mentaltrainer bei 1860.
Alfred Böswald war Mentaltrainer bei 1860. – Foto: ulk

Aber jede Stärke ist zugleich auch eine Schwäche: Dieses bedingungslose Pflichtbewusstsein führte bei Gorenzel auch zu einer Führungsschwäche, die womöglich saisonmitentscheidend war: als er nämlich im Herbst 2022 nach der katastrophalen Misserfolgsserie Köllners die Entlassung des Trainers wollte, aber keine Zustimmung bei beiden Gesellschaftern fand, hätte er diese vor die Entscheidung stellen müssen: Köllner oder ich! So aber hat er etwas zähneknirschend akzeptiert, was eigentlich sportlich inakzeptabel war. Unter dem Strich hat Gorenzel Recht, dass er jetzt geht: Er hat einen anständigeren Arbeitgeber verdient. Ich wünsche ihm nur das Beste und viel Glück!“

Marleen Wankerl: „Ich hoffe, dass jemand kommt, der einen kühlen Kopf bewahrt“

„Ich find’s schade, dass er geht. Meine persönliche Meinung ist, dass er gut gearbeitet hat – im Rahmen der Möglichkeiten. Ich finde, es ist immer ein gutes Zeichen, wenn jemand so unauffällig agiert, er im Hintergrund seine Arbeit macht. Das zählt viel mehr als große Worte. Aus sportlicher Sicht, mein Gott: Der Erfolg war wieder nicht da. Wahrscheinlich muss man da als Verein irgendwann handeln. Ich bin gespannt, wer jetzt kommt, ob die Stelle überhaupt neu besetzt wird.

Marleen Wankerl verfolgt 1860 aus Regensburg.
Marleen Wankerl verfolgt 1860 aus Regensburg. – Foto: ulk

Einen direkten Wunschkandidaten habe ich nicht, aber ich würde mir jemanden wünschen, der es schafft, sich intern durchzusetzen, der sich nicht zwischen den Gesellschaftern hin- und herschieben lässt. Ich denke, man sitzt auf diesem Job gefährlich zwischen den Stühlen, deswegen hoffe ich, dass jemand kommt, der einen kühlen Kopf bewahrt.“

Michael Altinger: „Bei 1860 sind die Klagen bedauernswerterweise nicht furt“

Michael Altinger blickt als Kabarettist auf 1860.
Michael Altinger blickt als Kabarettist auf 1860. – Foto: ulk

„Ich bedaure wirklich, dass er geht. Ich mochte ihn recht gerne. So streng und besonnen, wie er im Fernsehen rüberkommt, so witzig und locker ist er im privaten Gespräch. Ich glaube auch, dass er alles, was möglich war, gemacht hat für den Verein. Vielleicht sollte er es künftig nicht mehr unbedingt als Trainer probieren, aber als Manager leistet er sehr solide Arbeit. Ich wünsche ihm alles Gute in Klagenfurt – bei 1860 sind die Klagen bedauernswerterweise nicht furt.“

Fritz Fehling: „Jochen Kientz als Nachfolger fände ich gut“

Fritz Fehling leidet mit 1860 als Allesfahrer.
Fritz Fehling leidet mit 1860 als Allesfahrer. – Foto: Stefan Matzke

„Ich nehme es zur Kenntnis. Ich hab nichts gegen Gorenzel, sehe, dass seine Arbeitsmöglichkeiten sehr begrenzt sind bzw. waren. Man kann schwer sagen: Das hat er gut gemacht, das schlecht – und wer ist daran schuld, wenn etwas daneben geht? Das ist alles von außen schwer zu beurteilen. Jochen Kientz als Nachfolger fände ich gut – ein Ex-Löwe, der in Mannheim sein gutes Händchen für Transfers bewiesen hat.“

Aufrufe: 014.6.2023, 06:09 Uhr
Uli KellnerAutor