2024-06-04T08:56:08.599Z

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Im Interview erklärt der Übungsleiter, ob er sich schon auf eine neue Tätigkeit freut und was ein neuer Verein mitbringen muss.
Im Interview erklärt der Übungsleiter, ob er sich schon auf eine neue Tätigkeit freut und was ein neuer Verein mitbringen muss. – Foto: Spvgg. Ingelheim/stock.adobe - Bearbeitung: VRM

"Es war schön, mal über den Tellerrand hinausschauen zu können"

Nach drei Monaten Me-Time hat der Übungsleiter wieder Lust auf eine neue Herausforderung

Ingelheim. Seit Dezember ist Matthias Güldener nicht mehr an der Seitenlinie als Trainer aktiv. In einem ausführlichen Interview erzählt der erfahrene Übungsleiter, welche neuen Hobbies er während der freien Zeit entwickelt hat und was ein neuer Verein mitbringen muss, sodass er als Trainer dort anfangen würde.

Was waren die Gründe für den sofortigen Rücktritt?

Beruflich sowie privat war ich mental, körperlich und zeitlich am Limit. Als Spieler kannst du dir in solch einer Phase eine Auszeit nehmen, als Trainer hast du die Verantwortung und viele Verpflichtungen. Und was muss natürlich als erstes weichen, wenn du irgendwo an ein Limit kommst? Das ist nicht die Familie und auch nicht der Hauptberuf.

Wie hast du die ungewohnte freie Zeit genutzt?

Komischerweise habe ich zum Beispiel wieder angefangen mehr zu lesen (lacht) oder auch mich selbst wieder angefangen sportlich zu betätigen. Als Trainer fällt das schließlich meist hinten runter. Die wenige freie Zeit als Trainer nutzt man natürlich auch für Freunde und Familie und da passiert es schnell, dass man sich selbst vergisst. Das habe ich in dieser Zeit jetzt sozusagen nachgeholt. Es war wirklich sehr gut nach neun Jahren als Trainer diese drei Monate Dezember, Januar und Februar etwas Abstand vom Fußball zu gewinnen.

Bedeutet Abstand vom Fußball, dass du sowohl den Profi- als auch den Amateursport gänzlich aus deinem Leben gestrichen hattest?

Nicht ganz (lacht). Es war natürlich Winterpause und da habe ich die Chance genutzt andere Sportarten mir anzuschauen, vor allem Ringen. Freunde von mir ringen in Mainz und wurden dieses Jahr auch Deutscher Meister, bis auf das Finale habe ich alle Kämpfe gesehen. Ausnahmsweise hatte ich die Zeit und es war schön, mal etwas über den Tellerrand hinausschauen zu können. Ich habe mir auch mal das Training von einer Damenmannschaft angeschaut, um Unterschiede zwischen Damen- und Herrentraining im Fußball zu sehen. Es ist schön mal andere Sachen auf einen wirken zu lassen und sich Zeit zu nehmen für andere Dinge, die einen auch interessieren.

Ganz darf der Amateurfußball auch nicht fehlen. Beim Bezirksliga-Start TuS Neuhausen gegen Spvgg. Ingelheim und dem Winter-Testspiel FC Eddersheim gegen Schott Mainz habe ich vor Ort vorbeigeschaut. Doch der Unterschied ist, dass ich es nur gemacht habe, wenn ich auch wirklich Lust dazu hatte.

Ist nach drei Monaten Abstand vom Fußball nun das Kribbeln wieder zurück?

Tatsache ist, jetzt wo die Saison wieder angefangen hat, da kribbelt es natürlich schon. Mittlerweile könnte ich mir schon vorstellen, wieder einzusteigen.

Was müsste ein Verein erfüllen, damit er für dich als neue Tätigkeit in Frage kommt?

Natürlich reizt mich das höherklassige. Da hast du es als Trainer einfacher, weil die Jungs mit einem anderen Gewissen spielen. Klar wäre die Hessenliga zum Beispiel interessant, doch wenn man sich den Trainermarkt anschaut, wird es schwer, dort etwas zu finden. Die Konkurrenz ist groß. Ein Verein sollte auf jeden Fall geschlossen in eine Richtung gehen. Der Vorstand und der gesamte Verein sollten zusammen arbeiten. Es sollte nicht schon in den eigenen Reihen Uneinigkeiten geben. Es soll eine gezielte Ausrichtung geben mit einer Mannschaft, die eine gute Mischung hat. Eine homogene Truppe sollte es sein. Bereits in den ersten Gesprächen mit einem Verein merkst du oftmals, ob ein Vorstand sich einig ist oder ob es bereits dort unterschiedliche Richtungen gibt. Welche Richtung ein Verein im Detail einschlägt, da bin ich offen.

Gab es schon konkrete Gespräche mit neuen Vereinen?

Es gab die ein oder andere Anfrage. Aber bis auf eine Sache gab es nichts was ich mir vorstellen könnte. Alles andere kam für mich zum jetzigen Zeitpunkt nicht in Frage. Für die B-Klasse fehlt mir stand jetzt die Muße. Ich suche eher etwas für den Sommer. Wenn es ein sofortiges Angebot ist, müsste es schon perfekt passen. Es müsste beim ersten Treffen schon kribbeln. Tendenziell wäre es schöner im Sommer, von Null zu starten. Denn wenn ein Verein jetzt einen Trainer sucht, weißt du: Dort läuft es nicht.

Wäre eine Tätigkeit als Co-Trainer ebenfalls eine Option?

Es kommt immer darauf an, wo. Von meinem neun Jahren als Trainer war ich siebeneinhalb Jahre Cheftrainer und anderthalb Jahre Co-Trainer bei Artur Lemm. Es kommt immer auf den Verein, die Philosophie und die Ausrichtung an. Ich bin ehrlich: In der Gruppenliga würde ich beispielsweise keinen Co-Trainer machen.

Du hast ja bereits auf beiden Rheinseiten schon gecoacht. Gibt es eine Präferenz?

Tendenziell mag ich Hessen mehr. In Hessen wird etwas mehr Wert auf das Spielerische gelegt. Doch mit der Körperlichkeit von Rheinland-Pfalz kann Hessen meiner Meinung nach nicht mithalten, vor allem wenn ich mir Oberligaspiele anschaue. Aber auch hier gibt es von Team zu Team Unterschiede. So einfach kann man das nicht pauschalisieren.

Würdest du dich freuen, wenn sich ein Team aus deiner Vergangenheit, wie beispielsweise der VfB Ginsheim oder Basara Mainz, melden würden?

In der Regel gibt es einen Grund, warum man nicht mehr dort ist. Bei allen Vereinen aus meiner Vergangenheit ist das nicht unbedingt etwas Negatives, aber ich würde, heute kein Angebot eines Ex-Vereins annehmen.

Zur Serie: In dieser Reihe porträtieren wir ehemalige Trainer und Funktionäre, die derzeit nicht bei einem Team aus der Region an der Seitenlinie stehen. Ihr habt Vorschläge für einen Protagonisten, der Teil der Serie werden soll?
Dann mailt uns an fupa@vrm.de!

Aufrufe: 016.3.2023, 18:30 Uhr
Karim MathisAutor