2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Schmerz - die Bilder in Freyung und Hohenau gleichen sich in diesen Tagen.
Schmerz - die Bilder in Freyung und Hohenau gleichen sich in diesen Tagen. – Foto: Peter Solek, Karl-Heinz Hönl - Montage: Helmut Weigerstorfer

»Es tut weh«: Zwei Bayerwald-Größen nur noch Kreisklassisten

Hohenau und Freyung sind in die Kreisklasse abgestiegen: Am Lusen ist man dennoch irgendwie entspannt, ganz im Gegensatz zum TV. Die Kreisstadt steht vor einer Zäsur.

Die Kreisklassen-Meisterschaft 2022 war der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Die diesjährige Kreisliga-Saison für den FC Unteriglbach in der Folge ein absolutes Abenteuer. Dass es nur um den Klassenerhalt gehen kann, war allen klar. Der Abstieg wurde praktisch einkalkuliert "und ist deshalb nicht so schlimm, wenn man betrachtet, dass wir ein kleiner Dorfverein sind", macht FC-Abteilungsleiter Patrick Aigner deutlich. "Natürlich tut es weh, Letzter zu werden. Aber wir sind auch nicht beleidigt, nächste Saison wieder nach Haarbach und Fürstenzell fahren zu müssen."

Dass sich der FC Unteriglbach also nach nur einer Spielzeit wieder von der Kreisliga Passau verabschiedet, ist "kein Beinbruch" - und wird wohl eher als Randnotiz im Fußballkreis Niederbayern Ost wahrgenommen. Ganz im Gegensatz zu den Abstiegen des SV Hohenau und des TV Freyung. Beide Teams aus dem Landkreis Freyung-Grafenau sind wahre Größen des Bayerwald-Fußballes. Freyung eigentlich gefühlt schon immer, Hohenau seit gut 15 Jahren. Vorbei sind aber die Zeiten, in denen sie Leuchttürme in höheren Klassen sind. Von nun an sind sie - mindestens für ein Jahr - Kreisklassisten und somit Durchschnitt.

Hohenau und Freyung eint zudem, dass in der Gesamtbetrachtung der jüngsten Vergangenheit der Abstieg überrascht kommt, er sich aber im Laufe dieser Saison doch mehr und mehr abgezeichnet hat. Dennoch war die Trauer nach dem fixen Absturz in beiden Lagern natürlich groß. "Freilich war das Ganze seit dem Frühjahr irgendwie absehbar", ist TV-Vertreter Tobias Irlesberger ehrlich. "Aber letztendlich ist so ein Abstieg natürlich immer enttäuschend." Ähnlich sieht es auch sein Hohenauer Kollege, Tom Fürst: "Man konnte sich darauf vorbereiten und muss sich damit abfinden. Es tut aber schon weh."

Die Gründe, das betonen beide Funktionäre, sind vielfältig. Der Dominoeffekt im negativen Sinne konnte irgendwann einfach nicht mehr gestoppt werden. "Die Trainingsbeteiligung war gut, aber wir haben es nicht auf dem Platz hinbekommen", sucht Tobias Irlesberger nach Erklärungen. "Nach dem schwierigen vergangenen Sommer mit der Relegation war es wohl Kopfsache." Auch Tom Fürst sieht die Zeit vor der Saison als entscheidend: "Eigentlich wollten wir die Euphorie der Spielzeit davor, die wir mit einer Siegesserie beendet haben, mitnehmen. Aber mit vielen verletzte und angeschlagene Spieler war unsere Vorbereitung dann eine Katastrophe."

Und wenn man kein Glück hat, kommt oft auch noch das Pech hinzu. "Die unglückliche Niederlage gegen Obernzell-Erlau Ende 2022 hat dafür gesorgt, dass die Stimmung während der Winterpause nicht so gut war", blickt Fürst zurück. "Und dennoch haben die Jungs super trainiert. Der Abstand zum rettenden Ufer war dann allerdings schon zu groß." Dass es irgendwann soweit kommen wird, dass man in die Kreisklasse absteigt, war dem SV Hohenau klar. "Bei uns spielen nur Dorfbuam. Es fließt kein Pfennig Geld. Aber es ist enttäuschend, weil mit dieser Mannschaft mehr drin gewesen wäre."

Vergangenes ist vergangen. "Es bleibt uns nichts anderes übrig, als die Situation anzunehmen", gibt sich Fürst hemdsärmlig. Und so freut man sich am Lusen auf eine interessante Spielzeit in der Kreisklasse mit vielen Nachbarduell. Das große Derby gegen Schönbrunn, das mit dem SVH Ligen tauscht, hingegen kann wieder nicht stattfinden. Ein Wermutstropfen. Nicht mehr und nicht weniger.

Über das genaue Saisonziel nächste Saison "müssen wir uns noch Gedanken machen, wenn wir mal alles sacken gelassen haben." Zumindest gibt es keine Spekulationen was den Kader betrifft. Christian Pauli bleibt, wie schon vor einiger Zeit vereinbart, Trainer. Es wird keine Zu- und Abgänge geben, nur Tobias Manzenberger legt eine kleine Pause ein. Die Zweite wird aller Voraussicht nach wieder in der Reserverunde antreten.

Beim TV Freyung hingegen kommt der Abstieg einer Zäsur gleich. Mit Torhüter Christof Meyer (Hauzenberg), Siegfried Wilhelm, Matthias Krampfl (beide Mauth), Stanislaus Valkov (Riedlhütte), Andreas Fürst und Alexander Fuchs (beide Grainet) verlassen einige Stammkräfte das Oberfeld, "weitere könnten noch folgen" (Irlesberger). Aufgefangen werden sollen diese Abgänge überwiegend mit eigenen Jugendspielern. Zudem kehren Keeper Stefan Schrottenbaum und Johannes Schiller zurück, die gleichzeitig Nachfolger von Tobias Irlesberger als Sportliche Leiter werden. Das neue Trainerduo Sepp Gsödl/Bastian Butscher hat unabhängig von der Spielklasse zugesagt. Und auch die Reserve stellt sich neu auf: Die SG mit Mauth II und Kreuzberg wird gelöst. Künftig soll es wieder eine eigene, selbstständige Zweitvertretung geben, die in der Reserverunde antreten wird, "wenn nicht noch Unvorhersehbares in Sachen Personal passiert".

"Es ist wohl übertrieben, die Stunde Null beim TV auszurufen. Aber es wird immer schwieriger. Vor allem in Sachen Personal sind einem ja immer mehr die Hände gebunden", hadert der 37-Jährige. "Genau deshalb ist es unser erstes Ziel, uns in der Kreisklasse zu etablieren. Und das wird genauso schwer, wie heuer in der Kreisliga."

Aufrufe: 01.6.2023, 09:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor