2024-05-02T16:12:49.858Z

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Engin Cicem hat seine Passion gefunden.
Engin Cicem hat seine Passion gefunden. – Foto: Sascha Köppen

Engin Cicem: Bei Türkgücü schließt sich der Kreis

Ex-Profi Engin Cicem ist hauptberuflich bei Fortuna Düsseldorf als Athletiktrainer angestellt, trainiert bei den Ratingern, bei denen seine Karriere begann, aber auch noch eine F-Jugend. Mit dem Nachbarn 04/19 wünscht sich der 37-Jährige einen engeren Austausch.

Engin Cicem hat ein volles Tagespensum. Am Vormittag ist der Athletik- und Rehatrainer für den Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf tätig, bevor er mit Paner Kacemer am Nachmittag die F-Jugend von Türkgücü Ratingen trainiert. „Ich liebe den Fußball. Mir ist es sehr wichtig, den Menschen diese Leidenschaft vermitteln zu können. Außerdem ist es mir ein Anliegen, meiner Heimatstadt Ratingen etwas zurückgeben zu können“, erklärt Cicem, der viele Jahre als Profi tätig war.

Nachdem Cicem als Sohn türkischer Eltern in Düsseldorf geboren worden war, zog seine Familie ein Jahr später nach Ratingen. Hier entdeckte er in der Jugend von Türkgücü den Fußball – der ihn fortan ständig begleiten sollte. „Für mich hat alles bei Türkgücü angefangen“, betont Cicem. „Ich habe diesem Verein sehr viel zu verdanken, weil er mich über viele Jahre hinweg gefördert hat. Durch meine neue Aufgabe als Jugendtrainer schließt sich für mich der Kreis. Ich bin sehr dankbar für diese Chance.“

Als hochtalentierter Nachwuchsspieler verließ Cicem die Ratinger im Alter von 14 Jahren, um sich der Jugendabteilung von Fortuna Düsseldorf anzuschließen. Nachdem er noch für die U17-Auswahl der Roten-Weißen aufgelaufen war, wechselte er zu Borussia Mönchengladbach. „Mein großes Ziel war es immer, Profi zu werden. Ich habe alles gegeben, um diesen Traum in die Tat umzusetzen. Zum Glück hat es dann wirklich geklappt“, sagt Cicem. Nach einer schwierigeren Phase in Gladbachs Reserve wechselte er im Winter des Jahres 2006 zum türkischen Erstligisten Kayerispor Kulübü – und verdiente seinen Lebensunterhalt komplett mit seiner Leidenschaft.

Kein Glück im Seniorenbereich

In der türkischen Süper Lig folgten weitere Stationen, wie bei Turan Spor, Basaksehir FK oder Düzcespor. Glücklich wurde er jedoch bei keinem der Vereine. „Ich muss eingestehen, dass ich im Seniorenbereich nicht richtig erfolgreich war“, sagt Cicem. „Mehrmals habe ich durch Vereinswechsel versucht, neue Impulse zu setzen. Zu dieser Zeit konnte ich mich aber nirgendwo durchsetzen, weil ich zu emotional war. Als ich 26 war, hatte ich auf diese Wechsel jedoch keine Lust mehr. Ich habe festgestellt, dass ich ein zweites Standbein brauchte – und habe mich beruflich neu orientiert.“

Weil er zumindest dem Sport erhalten bleiben wollte, entschied sich Cicem für ein Studium zum Athletiktrainer. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland lief er einige Spielzeiten für TuRU Düsseldorf und den VfB Speldorf in der Oberliga auf. Anschließend agierte er noch für den FC Bosporus Düsseldorf und Ratingen 04/19 II, bevor er im Jahr 2018 sein Karriereende verkündete. „Ich liebe den Fußball so sehr, dass ich eigentlich nie aufhören wollte. Mein Ziel war es, so lange wie möglich zu spielen. Irgendwann war dann aber doch die Zeit für den Abschied als Spieler gekommen“, erklärt der Ratinger.

Seit der Saison 2021/22 arbeitet Cicem nun hauptberuflich für Fortuna Düsseldorf – wobei er sich vor allem um die Rehabilitation von verletzten Spielern kümmert. Cicem ist dafür verantwortlich, die verletzten Akteure wieder auf das Mannschaftstraining vorzubereiten. „Die Aufgabe bei Fortuna macht mir sehr viel Spaß“, sagt Cicem. „Ich fühle mich in dem familiär geführten Verein sehr wohl. Die Zusammenarbeit mit meinem Athletiktrainer-Kollegen Andreas Gross klappt sehr gut. Wir befinden uns in ständigem Austausch.“

Gemeinsam Fußball spielen

Während die Profis in sehr guter Verfassung sind, macht sich Cicem Sorgen über die Kinder und Jugendlichen. Die Zahl derer zwischen sechs und 18 Jahren, die von Adipositas, also Übergewicht, betroffen sind, liegt bei rund 33,5 Prozent. Das geht aus Daten der „KKH Kaufmännischen Krankenkasse“ in Hannover hervor. Cicem meint: „Die jungen Menschen haben oft nur noch das Smartphone, Tablet oder die Konsole in der Hand, aber sie bewegen sich so gut wie gar nicht. Zusätzlich konsumieren sie viele zuckerhaltige Produkte, die ihrer körperlichen Entwicklung überhaupt nicht zuträglich sind. Wir müssen die Sitzzeiten der Kinder unbedingt reduzieren und die Ernährung verbessern.“

Um seinen Beitrag zu mehr Bewegung von Kindern zu leisten, trainiert Cicem dienstags und donnerstags von 17 bis 18.30 Uhr die F-Jugend von Türkgücü (Jahrgang 2015). Auch sein Sohn Ege ist dabei. Mittwochs bietet er zu denselben Zeiten ein freiwilliges Athletiktraining an. „Türkgücü Ratingen hat einen türkischen Hintergrund, aber das sollte keine Barriere sein. Bei uns spielen türkische, syrische und deutsche Jungs gemeinsam Fußball. Für uns ist die Herkunft völlig egal, weil wir jedes Kind fördern wollen. Wir sind alle Menschen“, sagt Cicem, der noch eine jüngere Tochter hat.

Für die Zukunft wünscht sich der 37-jährige Coach eine engere Zusammenarbeit mit dem Nachbarn Ratingen 04/19. „Das ist ein toller Verein, mit dem wir nicht in Konkurrenz stehen. Ich kenne viele Führungskräfte wie Cheftrainer Martin Hasenpflug oder Bezirksliga-Trainer Deniz Aktag. Langfristig müssen wir schauen, wie wir uns gegenseitig helfen können“, sagt Cicem, der die Trainer-B-Lizenz besitzt. Trotz seines vollen Tagespensums will der Ratinger also auch noch neue Projekte umsetzen.

Aufrufe: 06.7.2023, 12:00 Uhr
RP / Julian SchmittAutor