2024-05-10T08:19:16.237Z

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Trainingslager in Portugal, Februar 1996: Strandtraining mit Hachings Erfolgstrainer Lorenz Köstner.
Trainingslager in Portugal, Februar 1996: Strandtraining mit Hachings Erfolgstrainer Lorenz Köstner. – Foto: Thomas Ernstberger

Haching-Urgestein Ralf Bucher: Die ewige Nummer 4

„Für die Zeit in der Bundesliga empfinde ich Dankbarkeit.“rn

Ralf Buchner trug von 1989 bis 20098 20 Jahre das Trikot der SpVgg Unterhaching. Das Urgestein ist die ewige Nummer vier der Vorstädter.

Unterhaching – Das ist Folge Nummer vier unserer Serie „Das Wunder Unterhaching“. Da ist es ein Muss, dass sie von Hachings „ewiger Nummer 4“ handelt, von einem Spieler, der 20 Jahre lang, von 1989 bis 2009 das rot-blaue Trikot mit der Rückennummer 4 trug (übrigens – und das ist purer Zufall – ist heute der 4.4.) und von der A-Klasse bis zur Bundesliga für die SpVgg auflief: Auf keinen passt der Begriff „Urgestein“ besser als auf Ralf Bucher, der am Samstag seinen 52. Geburtstag feiert. 20 Jahre, bis 37, im SpVgg-Dress – das ist im Fußball eine Ewigkeit.

Da verwundert es nicht, dass es sogar eine nette (natürlich nicht unbedingt ernstzunehmende) Geschichte gibt, die vom Hachinger Abwehrspieler handelt: So soll der Ötzi, der Mann aus dem ewigen Eis, aufgewacht sein – und seine erste Frage war: „Spielt der Bucher immer noch?“ Wie oft Bucher für die SpVgg auflief, lässt sich heute nicht mehr exakt klären. 330 Spiele in den ersten drei Ligen und im Pokal sind es laut DFB-Datenbank. „Stimmt nicht“, sagt der Ex-Profi. „Es sind offiziell 400 – da hab’ ich noch ein Trikot in meinem Büro. Da die ersten Spiele, auch die im ersten Jahr in der A-Jugend, da nicht mitgezählt wurden, sind es bestimmt rund 500.“ Und alle mit der 4 auf dem Rücken: „Von Anfang an. Das hat sich so ergeben – sicher auch, weil es früher die typische Vorstopper-Nummer war. Das hat dann gepasst.“

Bucher wechselte 1989 vom TSV Neubiberg zur SpVgg Unterhaching

1989 wechselte Bucher vom TSV Neubiberg nach Haching. Von der A-Jugend ging’s in der Winterpause schon hoch zur Zweiten, die dann den Aufstieg von der A-Klasse in die Bezirksliga schaffte. Nach einem weiteren Jahr in der Bezirksliga folgte dann die „Beförderung“ in die erste Mannschaft, mit der er gleich aus der Bayern- (damals dritthöchste deutsche Spielklasse) in die 2. Liga aufstieg. Der Coach hieß Rainer Adrion. „Einer von den drei ganz wichtigen Trainern, die meine Laufbahn bestimmt haben – neben Lorenz Köstner, der uns zu einer Bundesliga-Mannschaft geformt hat, und dem viel zu früh verstorbenen Wolfgang Frank, der einfach ein großartiger Mensch war.“

1999 wurde dann zum wichtigsten Jahr für „RB4“ - sportlich und privat. Und das, obwohl er wegen eines Haarrisses im Oberschenkel und einer Knieverletzung mehrere Monate ausfiel und in den entscheidenden Spielen um den Aufstieg passen musste. In der Verletzungspause, vier Tage nach einer Knie-Arthroskopie, erst die Hochzeit mit seiner langjährigen Freundin Conny, der Mutter seiner drei Kinder Lisa (30), Nina (27) und Leon (20), mit der er heute noch glücklich verheiratet in Neubiberg lebt. Und dann wurde Ralf, der insgesamt 192 Mal für Haching in der 2. Liga spielte (langer Zeit als Vize-Kapitän) auch noch Bundesligaspieler.

Buchner glänzte als schneller und zweikampfstarker Allrounder in der Abwehr

28 Mal lief er in der deutschen Eliteliga auf. „Dafür empfinde ich vor allem Dankbarkeit. Dafür musste schon vieles zusammenpassen“, sagt er. „Wenn ich so sehe, wie viele es versuchen und wie wenige es schafften...“

Dabei war Bucher nie ein Filigrantechniker oder ein Superstar. Sondern immer ein schneller, zweikampfstarker und vor allem zuverlässiger Abwehr-Allrounder, der nie abhob, der immer seinen Defensivjob genauso unauffällig wie effektiv und mannschaftsdienlich erfüllte. Neben Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Bodenständigkeit zeichnet den Diplom-Wirtschaftsingenieur auch seine Ehrlichkeit aus. So muss er nicht lange überlegen, um auf die Frage „Wären Sie auch bei einem anderen Verein Bundesligaspieler geworden?“ mit einem blitzschnellen und bestimmten „Nein“ zu antworten. „In der 2. Liga sicher. Aber Bundesliga ging nur in Haching. Ich war halt immer da, war ein stabiler Faktor und bin bodenständig geblieben. Das haben die Trainer honoriert und so ging’s immer weiter.“

Gestatten, die gesamte Familie Bucher: (v.l.) Tochter Nina, Florian (Freund von Nina), Tochter Lisa, Lucas (Freund von Lisa), Rini (Freundin von Leon), Sohn Leon, Ehefrau Conny und Ralf.
Gestatten, die gesamte Familie Bucher: (v.l.) Tochter Nina, Florian (Freund von Nina), Tochter Lisa, Lucas (Freund von Lisa), Rini (Freundin von Leon), Sohn Leon, Ehefrau Conny und Ralf. – Foto: privat

Bundesliga-Debüt 1999 gegen den VfL Wolfsburg

Köstner bestätigt diese Einschätzung: „Ralf war die Zuverlässigkeit in Person, eine Respektsperson für die meisten Spieler und er hatte immer ein offenes Ohr für die Jungen“, sagt der Ex-Coach. „Er wurde von sehr vielen unterschätzt, aber er kam mit ganz wenigen Fouls aus und ich konnte ihn, wenn Not am Mann war, auch im defensiven Mittelfeld einsetzen. Da hat er mit seiner Schnelligkeit alles abgelaufen.“

Buchers erstes Spiel im Oberhaus war das 1:1 am 17. Oktober 1999 gegen Wolfsburg, sein letztes das sensationelle 1:0 im Februar 2001 gegen den großen FC Bayern (Torschütze Miro Spizak). „Ein Highlight, gegen die Bayern in der ersten Liga zu spielen und auch noch zu gewinnen.“ Die Bundesliga war „eine tolle Zeit mit Top-Erinnerungen.“ Besonders gerne denkt er an die beiden „herausragenden Siege“ gegen Dortmund (1:0 und auswärts 3:1) zurück – und an „viele großartige Stadien“.

Sohn Leon spielt für den FC Ismaning in der Bayernliga

Nur ein namhafter Gegner fehlt auf der Liste: „Gegen Mönchengladbach haben wir mit Haching nie gespielt. Aber beim A-Lizenz-Trainerlehrgang habe ich das Stadion mal betreten. Nach der Drittliga-Saison 2008/2009 beendete der Dauerbrenner seine aktive Laufbahn, arbeitete ein Jahr in der Geschäftsstelle („das hat nicht gepasst“) und begann 2011 sein „neues Leben“ in der Auto-Zulieferer-Branche, im Vertrieb bei der japanischen Firma Denso in Eching. „Ein herausfordernder Job, eine anspruchsvolle Tätigkeit in einem globalen Umfeld, alles läuft auf Englisch ab“, erzählt er.

Aus der 4 wurde die 400: Ralf Bucher, Hachings ewige Nummer 4, und sein Jubiläums-Trikot.
Aus der 4 wurde die 400: Ralf Bucher, Hachings ewige Nummer 4, und sein Jubiläums-Trikot. – Foto: privat

Das Fußballspielen hat „Bucherino“ längst aufgegeben, dennoch lässt ihn der Fußball nicht los: Er ist fast jedes Wochenende an einem bayerischen Fußballplatz anzutreffen. Der Grund ist Sohn Leon, den er einst beim SV Waldperlach trainiert hat, der mit Haching U19-Bundesliga spielte und nach fünf Jahren bei der SpVgg (ab der U15) seit dem Sommer 2023 das Trikot des FC Ismaning in der Bayernliga trägt.

Der Weg von Sohn Leo soll noch weiter nach oben gehen

Bucher junior, wie der Papa Abwehrspieler, hat sich da in seinem ersten Jahr bei den Herren sofort einen Stammplatz erkämpft, hat schon 23 Saison-Einsätze vorzuweisen und will in die Fußstapfen seines Vaters treten, der ihm immer mit Rat und Tat zur Seite steht: „Wir brauchen keinen offiziellen Berater“. Das Ziel heißt zwar (zumindest jetzt) nicht Bundesliga, aber höher als fünfte Spielklasse soll’s schon sein. „Auch Leon ist ein zuverlässiger, ehrgeiziger und bodenständiger Spieler. Er ist physisch stark, hoch motiviert und arbeitet viel an sich. Schauen wir mal, wo sein Weg hinführt, was der nächste, wichtige Schritt ist.“

Auch da wird ihm die „ewige Nummer 4“ Tipps geben können: „Natürlich nervt ihn der Vater immer wieder mit seinen Sprüchen. Dann heißt es halt: Wer hat Bundesliga gespielt, wer hat also Recht?“ Urgestein Ralf Bucher – sicher der beste Ratgeber, den sich ein junger Spieler wünschen kann…

Aufrufe: 03.4.2024, 14:18 Uhr
Thomas ErnstbergerAutor