2024-04-30T13:48:59.170Z

Allgemeines
Luca Vanni hat mit dem SV Gonsenheim eine ganz besondere Woche vor der Brust.
Luca Vanni hat mit dem SV Gonsenheim eine ganz besondere Woche vor der Brust. – Foto: System/stock.adobe

Die doppelte Derby-Woche

Zwei Mainzer Pokal-Duelle vor der Brust: Als Co-Trainer der Ersten am Samstag gegen den TSV Schott, als U19-Coach am Mittwoch gegen Mainz 05

Mainz. Doppelte Derby-Woche für Luca Vanni. Der 28-Jährige ist Chefcoach der U19 und Cotrainer bei den Oberliga-Fußballern des SV Gonsenheim. Als starker Tabellenzweiter der A-Jugend-Regionalliga geht es Mittwoch (19 Uhr) am heimischen Wildpark gegen Bundesliga-Staffelmeister FSV Mainz 05. Und Samstag (15 Uhr) dann zum Nordstaffel-Ersten TSV Schott Mainz. Zweimal Verbandspokal, zweimal Stadtduell, zweimal darf sich der SVG – in unterschiedlichen Ausmaßen – als Herausforderer fühlen.

Luca, welches der beiden Derbys ist denn brisanter?

Die beiden Spiele sind nicht miteinander zu vergleichen. Natürlich ist es ein Unterschied, ob du Chef- oder Cotrainer bist. Das erste Spiel geht gegen eine absolute Ausnahmemannschaft auf Bundesebene, wo die Jungs sich kennen, gemeinsam auf die Schule gehen. Als Cheftrainer ist es eine andere Verantwortung. Das zweite Spiel ist eher eines auf Augenhöhe, von der tabellarischen Konstellation her. Gegen Mainz 05 zu spielen, wird bestimmt besonderer, es geht gegen eine der besten vier Mannschaften Deutschlands. Schott kennen wir aus der Liga, da wird extrem viel los sein. Beide Spiele haben ihre Brisanz.

Wer wird in der U19 Deutscher Meister – und warum?

Mainz 05. Weil ich es ihnen am meisten gönne, da ich hier aus der Region komme. Und weil ich glaube, dass sie den größten Spirit haben und als Gruppe die beste Mannschaft sind. Es ist auch die Mannschaft, die ich am besten bewerten kann.

Und warum könnt ihr die 05er am Mittwochabend trotzdem schlagen?

Weil wir Tugenden in uns haben, die ich den 05ern auch zusprechen würde. Wir haben zu Hause noch kein Pflichtspiel in dieser Saison verloren. Ich denke, wir als SVG haben generell in der Regel keine Chance, gegen einen Bundesliga-Staffelmeister zu gewinnen. Aber diese Jungs können es schaffen, denn sie haben einen enormen Spirit und eine für unsere Verhältnisse besondere Qualität.

Wie lief die Generalprobe?

Schwierig. Wir haben in Schaumberg 4:3 gewonnen. Die Spiele sind nicht zu vergleichen. Wir hatten 80 Prozent Ballbesitz, haben in der ersten Minute schon hinten gelegen und ein 1:3 noch gedreht. Da haben die Jungs ihren besonderen Spirit gezeigt.

Wie kann man die Mainzer knacken?

Gute Frage. Es ist schwierig abzuschätzen, wer auflaufen wird. Ich glaube, dass die anderen Spiele um die Deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal eher im Fokus stehen. Knacken kannst du sie nicht auf einzelnen Positionen, sondern durch mannschaftliche Geschlossenheit, eine stabile Defensive – die wir in dieser Saison unter Beweis gestellt haben –, die entscheidenden Momente für dich, damit der Glaube wächst. Wir wollen mutig sein, schnell nach vorne spielen.

Dann geht es am Samstag zum TSV Schott. Was ist bedeutsamer, Prestige oder Wettbewerb?

Für mich absolut der Wettbewerb. Gonsenheim war noch nie im Verbandspokalfinale. Es geht darum, Erinnerungen zu schaffen, an die die Jungs in Jahren noch zurückdenken.

Was rechnet ihr euch aus?

Dass wir weiterkommen können, klar. Das rechne ich mir auch am Mittwoch aus, sonst würde ich nicht antreten.

Wie kann es klappen?

Beide Mannschaften haben ihren eigenen Spielstil. Beide Mannschaften haben Waffen, um dem anderen wehtun. Wir haben es im Hinspiel geschafft, unsere Waffen besser einzusetzen.

Was hast du nach deiner Zeit bei Gau-Odernheim und nun beim SVG als Trainer noch vor?

Hätte jemand mir damals gesagt, du machst vier Jahre U19-Regionalliga in Gonsenheim, hätte ich das kaum geglaubt. Fußball bleibt ein Hobby. Ich habe durch die doppelte Aufgabe viel mehr Einblicke, aber auch einen höheren Zeitaufwand. Ich denke schon, dass ich mich in diesen Jahren entwickelt habe. So möchte ich weitermachen, dazulernen, als Cheftrainer Dinge umsetzen.

Auch mal im Erwachsenenbereich?

Irgendwann sehe ich mich auf jeden Fall im Aktivenbereich. Landesliga, eher Verbandsliga aufwärts wäre schon die Idee. Aber im Moment fühle ich mich im Jugendbereich noch sehr wohl, in der U19 an der Schwelle zu den Erwachsenen. In dieser Position habe ich mit dem SV Gonsenheim eine weitere Saison verabredet.

Was, würdest du sagen, zeichnet den Cheftrainer Luca Vanni aus?

Boah, ich rede ungern über mich selbst. Ich glaube, dass ich einen guten Draht zu den Jungs habe. Besser geworden ist glaube ich die Mischung aus Autorität und Nahbarkeit. Wichtig ist mir, dass die Jungs gern ins Training kommen, weil es ihnen Spaß macht und sie gern mit der Gruppe zusammen sind. Ich will immer dazu lernen. Und eine sehr hohe Akribie, sei es bei Videoanalysen oder der Weiterbildung.

Wie wichtig ist dir Außenwirkung?

Von Leuten, die ich nicht regelmäßig sehe, gar nicht, wirklich Null. Von meinen Trainerteams, Vorstand, Familie – extrem. Von denen, die meinen Charakter bewerten und mich einschätzen können, nehme ich mir Hinweise zu Herzen. Ich glaube, entweder man mag mich oder nicht, dafür bin ich zu emotional und ehrgeizig.

Das Vorbild war Julian Nagelsmann, nicht wahr? Was kann man sich von ihm abschneiden?

Richtig. Bei sich selbst zu bleiben, kriege ich viel besser hin als früher. Sich selbst zu vertrauen, zu wissen, dass man dort ist, wo man ist, aus einem Grund.

Welcher deiner Spieler hat das Zeug zum großen Sprung?

Da möchte ich ungern einzelne herausheben. Aber wenn es um die Komplettheit geht, bringt unser Kapitän Tibor Engler schon unfassbar viel mit. Ich hatte noch nie so einen guten Kapitän. Aber dieses Jahr ist es enorm, ihm stehen wenige in etwas nach.

Was ist nächste Saison, falls die FCK-U19 aufsteigt, möglich?

Wenn mir einer vor der Saison gesagt hätte, wir sind Mitte März Zweiter, vor Saarbrücken als Bundesliga-Absteiger, hätte ich gesagt: niemals. Aber ich bin ehrgeizig, hasse es Spiele zu verlieren, und will Meister werden! Realistisch betrachtet ist es ein sehr gutes Jahr, wenn wir in die Top-drei kommen. Wir wollen immer besser werden, nächstes Jahr oben mitspielen. Wenn der FCK raus ist, ändert sich in dieser Liga einiges.

Gonsenheim in der U19-Bundesliga, ist das vorstellbar?

Schwierig. Aufsteigen kann man. Ob man Bundesliga spielen kann – mit den Regularien habe ich mich noch nicht befasst. Das müssen dann andere bewerten. Trier hat es geschafft und ist mit einem Punkt wieder abgestiegen.

Meister machen und Regionalligist bleiben?

Das würde dem Credo unseres Verein widersprechen, glaube ich. Versuchen würde man es, aber ob die Auflagen zu packen sind, müssen andere bewerten. Ich fühle mich in der Regionalliga sehr wohl und genieße, da oben mitzuspielen.

Aufrufe: 013.3.2023, 21:30 Uhr
Torben SchröderAutor