2024-05-02T16:12:49.858Z

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– Foto: Jani Pless

Der Vulkan und sein Ruhepol

Zlatko Blaskic und Marvin Gnaase von Normannia Gmünd freuen sich auf die Relegation

Bereits seit dem Winter 2019 ist Zlatko Blaskic Trainer beim Fußball-Verbandsligisten Normannia Gmünd. Diese nun abgelaufene war seine sportlich erfolgreichste als Alleinverantwortlicher.

Der Mann mit der Profi-Vergangenheit blickt optimistisch auf die anstehenden Relegationsspiele gegen den SC Lahr, genauso wie Mittelfeldspieler Marvin Gnaase – beide freuen sich vielmehr. An diesem Samstag (15.30 Uhr) geht es los, die Normannia startet mit einem Heimspiel und hofft auf reichlich Unterstützung von den Fußball-Interessierten auf der Ostalb. Der Kartenvorverkauf sei bislang gut angelaufen.

Blaskic begann mit dem Kicken beim FV Sulzbach/Murr und war danach für die TSG Backnang aktiv. Als B-Jugendlicher wechselte der gebürtige Kroate in die Heimat seiner Vorfahren, zu Dinamo Zagreb. Blaskic war ein guter Kicker, nahm schließlich mit der kroatischen Nationalmannschaft an der U-16-Europameisterschaft 1999 in Tschechien teil. In seiner Mannschaft: Der spätere Rekordnationalspieler Dario Srna, der heute Sportdirektor bei Schachtar Donezk ist und zu dem er immer noch Kontakt pflegt. Damals waren die beiden Zimmernachbarn bei der Nationalelf. Das Prekäre: Blaskic spielte bei Zagreb, Srna bei Hajduk Split, zwei Erzrivalen. „So wurde diese Rivalität schnell eingedämmt“, erinnert sich der 41-Jährige lachend.

In den Jugendnationalmannschaften hatte Blaskic bis zur U20 23 Einsätze und erzielte insgesamt sieben Treffer. 2003 dann ging es für ihn zurück nach Deutschland, er schloss sich der SG Sonnenhof Großaspach an und erzielte hier in zwei Jahren in 87 Partien stolze 31 Treffer. Nach einem missglückten Intermezzo bei Kickers Offenbach kehrte er noch einmal zum Sonnenhof zurück, ehe er sich 2008 dem FSV Bissingen anschloss und seine aktive Karriere nach drei Jahren schließlich bei der TSG Backnang 2013 ausklingen ließ. In Backnang dann blieb Blaskic allerdings, trainierte dort die U19 für zwei Jahre, dann noch einmal zwei Jahre die Zweite Mannschaft, ehe es dann 2017 zurück zur SG Sonnenhof Großaspach ging. Hier war Blaskic Co-Trainer in der 3. Liga, war 2018 kurzzeitig Interimstrainer, ehe er schließlich 2019 bei der Normannia anheuerte.

Blaskic hat schon einiges erlebt in seinem Leben rund um den Fußballplatz, vielleicht auch deswegen hält sich die Aufregung noch in Grenzen. Das verhält sich bei Normannias Mittelfeldstrategen Marvin Gnaase übrigens genauso. „Ich bin ohnehin nie aufgeregt vor Spielen und ich glaube auch nicht, dass ich es am Samstag sein werde“, sagt Gnaase fast schon entspannt. Seit 2014 schnürt der Bettringer bereits die Kickschuhe für die Normannia, war bei der Meisterschaft 2018 folglich schon dabei. „Marvin ist ein erfahrener Spieler, die Ruhe in Person. Seine Antwort wundert mich nicht“, sagt Gmünds Übungsleiter schmunzelnd. Beide schätzen sich, können gut miteinander. Blaskic ist ein ruhiger und ausgeglichener Typ, hat eine ruhige, fast sanfte Stimme, wenn dann aber der Anpfiff ertönt, dann ist er wie ausgewechselt. „Wenn der Schiri anpfeift, bin ich bei 100 Prozent, ich kann nicht einfach ruhig am Seitenrand stehen, möchte auch mal wachrütteln. Da kann ich durchaus mal unangenehm werden“, gibt Blaskic achselzuckend zu, was sein Mittelfeldchef schnell bestätigen kann. „Er ist manchmal schon recht laut, das weiß man. Da sind wir auch schon häufiger einander geraten“, sagt Gnaase. Die gegenseitige Wertschätzung, sie ist unbestritten, wie beide unabhängig voneinander sagen. Derlei ehrliche Aussagen unterstrichen dies nur. „Marvin zählt zu den Spielern, mit denen ich manchmal nicht nur über Fußball spreche. Auch als Typ ist er ein ruhiger Vertreter, ein guter Typ, dazu habe ich noch keinen Spieler erlebt, der solch eine Ballkontrolle hat – und da schließe ich die Oberliga mit ein“, lobt Normannias Übungsleiter. Und außerdem könne man sich auch nicht nur streicheln, kontert er die Gnaase-Aussage grinsend.

Blaskic kennt die Relegation bereits, scheiterte 2008/2009 als Spieler mit Bissingen, gemeinsam mit seinem damaligen Mitspieler Stephan Fichter, aktuell Sportlicher Leiter bei der Normannia. 2015 führte Blaskic die U19 der Backnanger in der Relegation in die Verbandsstaffel, im Elfmeterschießen. Als Co-Trainer bei der TSG Backnang klappte es 2017 ebenfalls mit dem Aufstieg in die Oberliga, Fichter spielte ebenfalls in der Mannschaft, diese Wege der beiden kreuzten sich häufig. Den Erfolg feiern aber konnte er nicht, denn am 17. Juni 2017 wurde sein Sohn Oskar geboren, den 4:1-Erfolg beim Freiburger FC hat er sich erzählen lassen. Am kommenden Samstag ist übrigens wieder der 17. Juni, Oskar wird sechs Jahre alt – wenn das mal kein gutes Omen ist.

Unter anderem der Teamgeist bei der Normannia ist es in diesem Jahr, der die Mannschaft hat so stark werden lassen. „Ich habe noch nie in einer Mannschaft gespielt, in der sich wirklich jeder mit jedem versteht, das ist schon außergewöhnlich“, sagt Gnaase, der sein erstes Aktivenjahr bei der Zweiten Mannschaft des 1. FC Heidenheim verbracht hatte, ein Jahr, bevor er nach Gmünd wechselte. Dort spielte er mit dem aktuellen Co-Trainer von Heidenheims Trainer Frank Schmidt, Dieter Jarosch, zusammen. Als er einmal nicht im Kader stand, hat auch mit Florian Niederlechner, der soeben erst mit Hertha BSC aus der Bundesliga abgestiegen ist, bei der Zweiten Mannschaft mitgespielt, wie Gnaase sich erinnert. Doch dieses Spiel gegen den SC Lahr ist bei all dieser Prominenz in der Vergangenheit etwas Besonderes für Gnaase, und nicht zu vergessen: die Familie. Fußball spielt nicht die kleinste Rolle bei den Gnaases, Bruder Dave ist erst am Dienstag zum VfL Osnabrück in die 2. Liga gewechselt. Elf Tickets hat Gnaase im Vorfeld gekauft, die Familie ist also reichlich vertreten in dieser Relegation, fast ein eigener Fanclub.

Insgesamt schätzt Marvin Gnaase die aktuelle Mannschaft sogar ein wenig stärker ein als die Meistermannschaft von 2018, „weil ja auch wir Spieler, die damals schon dabei waren, besser geworden sind, uns weiterentwickelt haben. Dazu haben wir noch einige Zugänge in den vergangenen Jahren gehabt, die unsere Qualität angehoben haben“, sagt Gnaase. Neben ihm waren auch Schussmann Yannick Ellermann, Fabian Kianpour, Daniel Stölzel und nicht zu vergessen, Stephan Fichter, bei der Meisterschaft aktiv dabei. Bei den Gmündern sind längst auch Freundschaften entstanden, daraus macht Gnaase keinen Hehl. „Das ist dann vermutlich auch der Grund, warum wir immer wieder verlängert haben“, sagt er grinsend. Darüber freuen sich die Zuschauer und Fans bei der Normannia ebenfalls. Auf eine große Zuschauerkulisse hoffen sie im Schwerzer. „Das sind dann Spiele, auf die man sich natürlich noch mehr freut“, sagt Gnaase, in gewohnt ruhigem Ton. Blaskic schließt sich dem an, ebenfalls ruhig – zumindest bis zum Anpfiff am Samstag, das wissen nicht nur Blaskic und Gnaase.

Aufrufe: 015.6.2023, 15:31 Uhr
redAutor