2024-04-30T13:48:59.170Z

Analyse
Letzte Anweisungen vor dem Saisonstart gab Trainer Michael Finkel seinen Spielern vom TSV Dinkelscherben beim abschließenden Testspiel in Wiesenbach. Dort hatten die Lila-Weißen in der Relegation gegen den TSV Babenhausen den Aufstieg in die Bezirksliga geschafft.
Letzte Anweisungen vor dem Saisonstart gab Trainer Michael Finkel seinen Spielern vom TSV Dinkelscherben beim abschließenden Testspiel in Wiesenbach. Dort hatten die Lila-Weißen in der Relegation gegen den TSV Babenhausen den Aufstieg in die Bezirksliga geschafft. – Foto: Thomas Braun

Der TSV Dinkelscherben setzt weiter auf Offensive

Mehr als 100 Tore wie in der Kreisliga wird der Aufsteiger wohl nicht mehr erzielen, aber auch in der Bezirksliga Süd setzt das Trainertrio auf Angriff

Nach sechs Jahren Abstinenz ist der TSV Dinkelscherben ins schwäbische Oberhaus zurückgekehrt. Der Aufsteiger geht aber nicht in der bevorzugten Nord-Gruppe an den Start, sondern in der Bezirksliga Süd. vor dem Start stellt sich der TSV dem Kick-off-Check des Augsburger Landboten.

Coach & Co.: Ein Dreigestirn gibt auf dem Kaiserberg die Richtung vor. Angeführt wird es von Michael Finkel, der 2018 zum zweiten Mal beim TSV angetreten ist. Er hält die Ansprachen und führt die Einzelgespräche. Harald Fürst ist für den läuferischen Bereich zuständig. „Der Schinder sozusagen“, lacht Finkel. Als kickender Coach ist Phi.lip Schmid nicht nur der verlängerte Arm auf dem Spielfeld. Der ehemalige Regionalligaspieler gibt seine höherklassige Erfahrung im Passspiel und im Aufwärm-Sektor weiter. Mit Stefan Mayer und Tobias Weber kümmern sich gleich zwei Trainer um die Torhüter. Als Teammanager fungiert Christian Ludl. Zum Inventar gehört Betreuer Georg Kania.

Hin & weg: 25 Spieler präsentieren sich auf dem offiziellen Mannschaftsfoto, darunter kein einziger externer Neuzugang. „Wir gehen mit der Truppe hoch, die aufgestiegen ist, und haben uns auf dem Transfermarkt überhaupt nicht bemüht“, vertraut Michael Finkel seinem vorhandenen Kader voll und ganz. Dabei wäre Dinkelscherben durchaus eine interessante Adresse gewesen. „Wir sind von einigen angesprochen worden“, verrät der Coach, der es natürlich keinem verbieten würde, freiwillig zu kommen. Neu ist lediglich Torhüter Elias Hafner aus der eigenen Jugend. Seine Karriere beendet hat Markus Zeller.

Glücks- und Sorgenkinder: Michael Finkel fühlt sich derzeit von Glückskindern umgeben. Die ständige Weiterentwicklung der jungen Talente wie zum Beispiel Paul Holand, Maximilian Fürst, Johannes Singl oder Elias Sirch entfachen einen Konkurrenzkampf und sorgen für ein gewisses Niveau im Training. Direkte Sorgenkinder gibt es nicht. Im Gegenteil: Mit Alexander Bäurle und Dominik Mayrock befinden sich die letzten Verletzten im Aufbau.

Plus & Minus: Das Torverhältnis der abgelaufenen Saison zeigt auf, wo die Stärken und Schwächen des Aufsteigers liegen. 119 Tore hat die Torfabrik des TSV produziert. Davon haben Philipp Schmid (30), Thomas Kubina (20) und Josef Kastner (17) allein 67 geschossen. Doch dieses Trio liefert keine Alleinunterhalter-Show. „Die Mannschaft ist gut zusammengewachsen“, sagt der Trainer. „Alt und Jung bilden eine tolle Gemeinschaft.“ 33 Gegentreffer haben einige Wackler in der Abwehr entlarvt. „Das kommt daher, weil wir hoch anlaufen, der zweite Innenverteidiger dabei ins Mittelfeld rückt. Da kann man nach einem langen Ball schon mal Probleme bekommen“, will Michael Finkel das nicht an der Abwehr allein festmachen. Außerdem habe bei den teilweise hohen Siegen ab und an die letzte Konzentration gefehlt.

Test & Taktik: Mit der Vorbereitung war Michael Finkel zufrieden. „Es gab Höhen und Tiefen, aber die Mannschaft ist körperlich gut drauf.“ So hat man beim Nord-Bezirksligisten FC Günzburg einen 0:2-Rückstand noch in einen 7.2-Sieg verwandelt. An der taktischen Ausrichtung, die die Zuschauer begeistert hat, soll sich deshalb nichts ändern. „Wir werden auch in der Bezirksliga offensiv spielen“, kündigt Finkel an. Dabei müsse man aufpassen, nicht ins offene Messer zulaufen. „Vernünftige Abwehr und Pressing fällt schwer“, weiß der Coach, „wenn das in die Hose geht, werden wir uns was überlegen müssen.“

Wunsch & Wirklichkeit: Trotz 119 Toren und nur zwei Niederlagen ist der TSV Dinkelscherben nicht Meister geworden. „Es war so wichtig, dass wir es über die Relegation geschafft haben. Nach sechs Jahren war es Zeit, wieder in die Bezirksliga zurückzukehren“, ist nicht nur bei Michael Finkel die Vorfreude groß. Zunächst möchte man die Aufstiegseuphorie mitnehmen, dann langfristig wieder vernünftig in der Bezirksliga etablieren. „Wir wissen, was uns erwartet. Die Gegner sind körperlich fitter, die Schwachpunkte werden immer weniger“, blickt er mit Spannung voraus. „100 Tore werden wir nicht mehr schießen. Es muss auch mal ein 1:0 reichen“, so Finkel, der einen einstelligen Tabellenplatz als Ziel ausgesetzt hat. Ihm ist aber auch klar: „Wir werden auch öfters mal ein Spiel verlieren. Das müssen wir erst wieder lernen.“ Schon in den ersten vier Spielen? Da hat man mit Cosmos Aystetten, Kaufbeuren, Bobingen und Egg an der Günz vier Teams vor der Brust, die allesamt zum Favoritenkreis gezählt werden.

Prognose: Wie der Intercity ist der TSV durch die Kreisliga und die Aufstiegsrelegation gebrettert. In der Bezirksliga wird es jetzt langsamer vorangehen. Mit seiner Mischung aus alten Hasen und jungen Füchsen sollten die Lila-Weißen aber dennoch eine gute Rolle spielen und den einen oder anderen Favoriten ärgern können. Mit dem Abstieg wird der Aufsteiger nichts zu tun haben.

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Aufrufe: 022.7.2022, 10:35 Uhr
Augsburger Landbote / Oliver ReiserAutor