2024-04-30T13:48:59.170Z

Analyse
Der zum Saisonbeginn scheidende Spielertrainer Phillip Schmid (links) und Neuzugang Albin Memaj sollen für die nötigen Tore sorgen, um dem TSV Dinkelscherben den Klassenerhalt zu sichern.
Der zum Saisonbeginn scheidende Spielertrainer Phillip Schmid (links) und Neuzugang Albin Memaj sollen für die nötigen Tore sorgen, um dem TSV Dinkelscherben den Klassenerhalt zu sichern. – Foto: Oliver Reiser

Der TSV Dinkelscherben setzt auf Zusammenhalt

Der Bezirksliga-Aufsteiger TSV Dinkelscherben hat scheinbar komfortabel im oberen Tabellendrittel überwintert - doch der Schein trügt

Vier Monate Pause liegen hinter den Mannschaften der Bezirksliga Süd. Auch wenn der Frühling noch auf sich warten lässt, ist es an der Zeit für den Frühjahrscheck. Dabei nimmt der Augsburger Landbote den TSV Dinkelscherben unter die Lupe.

Soll & Haben: Der Sturm hat mit 36 Treffern längst nicht mehr die Durchschlagskraft der Aufstiegssaison, dafür ist die Durchlässigkeit der Abwehr hoch. Mehr als 44 Gegentreffer hat nur Schlusslicht TV Bad Grönenbach eingesackt. „Wir haben zu viele einfache Tore kassiert“, ärgert sich Trainer Michael Finkel. Mit 22 Punkten aus 18 Spielen steht der TSV zwar auf Rang acht. Doch bis zum Relegationsplatz sind es nur drei Punkte, der erste Abstiegsplatz ist fünf Zähler entfernt. „Die unglücklichen Heimniederlagen gegen Kaufbeuren und Haunstetten haben wehgetan. Wir haben in den fünf, sechs Spielen vor der Winterpause aber auch nicht mehr gut performt. Da ist uns vielleicht nach der kurzen Sommerpause etwas der Saft ausgegangen“, analysiert Finkel.

Hin & Weg: Nachdem sich Malte Tjarks kurzfristig für einen Wechsel zum TSV Gersthofen entschieden hat, ist Albin Memaj der einzige Neuzugang. Zu dem 26-Jährigen, der für KF Liria Prizren bereits in der ersten kosovarischen Liga gespielt hat, ist man eher zufällig gekommen. „Er arbeitet in Dinkelscherben als Pflasterer. Nachdem andere Vereine abgelehnt hatten, kam der Kontakt zustande“, freute sich Abteilungsleiter Martin Mehr über seinen ersten internationalen Transfer. „Ein technisch feiner Fußballer, der weiß, wie Fußball läuft. Aber er ist nicht die Wunderwaffe“, sagt Finkel über den Angreifer: „Die Verständigungsprobleme sind nicht zu unterschätzen.“

Team & Chef: Michael Finkel, Harald Fürst und Phillip Schmid bilden das Trainer-Triumvirat. Am Ende der Saison wird es gesprengt, weil sich Schmid zum Augsburger Kreisligisten TSV Pfersee verabschiedet. „Er ist nicht einfach zu ersetzen“, weiß Finkel und ist sich sicher, dass sich der ehemalige Regionalliga-Spieler nochmals voll reinhauen wird. Finkel und Fürst machen weiter. „So lange wir die Jungs erreichen und die Bock haben, mit uns zu arbeiten“, lacht der 45-Jährige, der kein Hehl daraus macht, dass sein Herz an seinem Heimatverein hängt. Zur neuen Saison könnte ein Umbruch anstehen. Zum Trainerteam gehören auch Stefan Mayer und Tobias Weber, die sich um die Torhüter kümmern. Das Betreuerteam bilden Urgestein Georg Kania und Anna Kronwitter. Als Teammanager fungiert Christian Ludl.

Glücks- & Sorgenkinder: Offiziell hat man zwar keine Abgänge, doch die Liste der Sorgenkinder ist ellenlang. Kapitän Maximilian Micheler hat sich einer Hüftoperation unterzogen, die für Julian Kugelbrey noch ansteht. Für die beiden Haudegen ist die Saison beendet. Ebenso für Hakan Avci und Jonas Mößner, die ein Auslandssemester absolvieren. Maximilian Fürst (Kreuzbandriss), Benedikt Fürst und Paul Holand (Bänderriss) fallen verletzt aus. „Wir haben nicht nur Qualität, sondern vor allem Quantität verloren. Deshalb muss der Rest noch enger zusammenhalten“, fordert Finkel. Gut eingefügt haben sich in der Vorbereitung der gerade der A-Jugend entwachsene und beim FCA ausgebildete Jonas Bäurle sowie die weiteren Nachwuchskräfte Justin Benisch und Elias Völk.

Test & Taktik: „Die Vorbereitung war ein bisschen holprig, aber ich bin trotzdem guter Dinge“, sagt Michael Finkel. Das Trainerteam hat ein 4-2-3-1 spielen lassen, dem ein zweiter Stürmer zum Opfer fiel. „Weil wir wieder verteidigen lernen müssen. Priorität eins ist es, kein Tor zu kassieren“, erklärt der Trainer diese Maßnahme.

Start & Ziel: „Wir müssen uns wieder als Mannschaft präsentieren. Das haben wir zum Ende der Herbstrunde leider vermissen lassen“, fordert Michael Finkel vor den letzten zwölf Spielen. Der Auftakt hat es in sich, wenn Spitzenreiter SV Egg auf dem Kaiserberg aufkreuzt. „Dann kommen Schlag auf Schlag lauter Gegner aus unserem Umfeld“, weiß der TSV-Coach, dass es im Kampf um den Klassenerhalt ein steiniger Weg werden wird. „Sechs Spiele sollten wir noch gewinnen“, hofft er, dass dieses Thema so schnell wie möglich vom Tisch ist. „Wir wollen mit aller Macht in der Liga bleiben. Wir haben so für die Rückkehr in die Bezirksliga gekämpft, um unseren jungen Talenten eine Plattform zu bieten.“

Prognose: Als Tabellenachter steht der TSV ganz solide am unteren Ende der oberen Tabellenhälfte. Doch der Schein trügt, die Relegations- und Abstiegsplätze sind nur wenige Punkte entfernt. Man muss sich in Acht nehmen, zumal Verletzungen den Kader ausgedünnt haben. Wenn der für Dinkelscherben typische Zusammenhalt und Mannschaftsgeist zurückkehren, sollte der Klassenerhalt aber gesichert werden können.

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Aufrufe: 010.3.2023, 08:03 Uhr
Augsburger Landbote / Oliver ReiserAutor