2024-04-29T14:34:45.518Z

Ligabericht
Muss sich als "Wandspieler" oft der gegnerischen Abwehr - in dieser Szene Bahlingens Mihailo Trkulja (r.) - erwehren: Steinbachs Stoßstürmer Arif Güclü (l.). Foto: Björn Franz
Muss sich als "Wandspieler" oft der gegnerischen Abwehr - in dieser Szene Bahlingens Mihailo Trkulja (r.) - erwehren: Steinbachs Stoßstürmer Arif Güclü (l.). Foto: Björn Franz

Der Stürmer-Typ, der dem TSV Steinbach lange fehlte

RL SÜDWEST: +++ Arif Güclü ist der klassische Boxspieler beim Fußball-Regionalligisten. Vor dem Duell mit Ex-Verein FSV Frankfurt spricht er über seine Anlaufschwierigkeiten und hohen Ziele +++

HAIGER - Christopher Kramer, Jannik Mause und Fabian Eisele: Sie alle gelten als klassische, bisweilen wuchtige Mittelstürmer und sie alle haben in den vergangenen Jahren ihr Glück bei Fußball-Regionalligist TSV Steinbach Haiger probiert. Doch alle drei bekamen nie so richtig ein Fuß auf den Boden am Haarwasen, auch weil der damalige Trainer Adrian Alipour nicht unbedingt der größte Fan dieses Spielertyps war. Anders als sein Nachfolger Ersan Parlatan, der jedoch bei seinem Start im vergangenen Winter genau diesen Stürmer-Typ nicht mehr hatte.

Das änderte sich am 24. Juni. "Ich kann die Bälle in der Box festmachen, gegnerische Abwehrspieler auf mich ziehen und so Freiräume für die Mitspieler schaffen, bin kopfballstark und kann in Drucksituationen für Entlastung sorgen", beschreibt Arif Güclü seine Stärken, mit denen er genau ins Haigerer Anforderungsprofil passte. "Bei den Gesprächen mit Ersan Parlatan ging es vor allem um diese Aufgaben. Auch meine Mitspieler haben mir direkt signalisiert, dass sie genau so einen Boxspieler brauchen", schildert Güclü. Lange überlegen musste der 29-Jährige nicht: "Ich wollte nach vier Jahren eine Veränderung, mich nochmal weiterentwickeln und zu einem Team wechseln, das oben mitspielt." Durchaus eine Rolle bei der Entscheidung für den TSV spielte ein ehemaliger Teamkollege: "Ich habe auch mit Timo Kunert (von 2016 bis 2019 beim TSV, Anm. d. Red.) gesprochen. Ich wusste schnell, dass Steinbach der richtige Schritt für mich ist."

Die angesprochenen vier Jahre zuvor lief Güclü, der beim FSV Mainz 05 ausgebildet wurde und unter anderem für Wormatia Worms und Schott Mainz spielte, und dessen Familie nach wie vor in Mainz lebt, im Trikot des FSV Frankfurt, zwei davon gemeinsam mit Kunert, auf. Jenem Gegner, der an diesem Samstag (14 Uhr) am Haigerer Haarwasen gastiert. Güclüs Quote bei den Bornheimern kann sich sehen lassen. In 114 Regionalligapartien stehen 38 Tore und 12 Assists zu Buche. "In der ersten Corona-Saison hatte ich mit 16 Treffern und fünf Vorlagen mein bestes Jahr in Frankfurt. Ich habe mir vorgenommen, dass in dieser Saison im besten Fall zu überbieten", hat Güclü sich die Messlatte selbst hochgelegt. Ganz so rund läuft es in Haiger nach sieben Spielen mit zwei Toren (Doppelpack gegen Trier) und einer Vorlage (zuletzt in Ko-blenz) noch nicht. "Ich habe mir vor dem ersten Test einen Muskelfaserriss zugezogen und bin zu früh wieder ins Training eingestiegen. Dadurch habe ich fast die gesamte Vorbereitung verpasst", erklärt Güclü seine Anlaufschwierigkeiten. "Die Abstimmung mit den Teamkollegen klappt aber immer besser. Außerdem habe ich mich insofern weiterentwickelt. als das ich gegen den Ball und in der Rückwärtsbewegung mehr laufe. Das war früher nicht der Fall", schmunzelt der 29-Jährige, der aber seit dem dritten Spieltag sowohl unter Parlatan ("Sein Abschied kam überraschend und ist schade, aber so ist Fußball und so etwas kannst du als Spieler nicht beeinflussen. Daher bringt es nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, sondern vielmehr den Fokus voll auf das Team und den Verein zu legen") als auch unter Interimstrainer Hüsni Tahiri auf der "Neun" gesetzt.
Doch auch beim gesamten Team ist nach drei Niederlagen in sieben Spielen noch Luft nach oben. "Uns fehlt die Spielsicherheit, gerade in Führung liegend ruhig zu bleiben und den Gegner laufen zu lassen. Außerdem machen wir, wie zuletzt in Koblenz, den Gegner mit individuellen Fehlern stark. Manchmal ist es besser, keine Experimente zu machen", begründet Güclü den unrunden Saisonstart. Gegen seinen Ex-Club soll aber der fünfte Sieg eingetütet werden. "Für mich ist das schon ein besonderes Spiel, ich bin heiß drauf. Auch wenn der FSV einen Umbruch vollzogen hat und ich nur noch wenige Spieler kenne. Mit Cas Peters oder Ahmed Azaouagh treffe ich mich aber ab und an auf einen Kaffee." Diese Freundschaft wird zumindest für 90 Minuten ruhen.
Aufrufe: 017.9.2022, 12:58 Uhr
Tim Georg (mittelhessen.de)Autor