Der Sohnemann übernimmt

Eine Schnupfnase zu haben, nervt wirklich.

Zumal ich das mit dem Schnauben noch nicht so draufhabe und mir daher ständig den Schnodder abwischen muss. Immerhin kann ich das schon allein und muss lediglich meine Eltern in kurzweiliger Regelmäßigkeit auffordern, mir ein "TASCHENTUCH" zu reichen.

Gut, dass die Kita aus irgendeinem Grund geschlossen hat. So konnte ich mich gestern mit Mama zu Hause etwas entspannen. Heute sind Mama und Papa zu Hause und reden irgendwas von Feiertag und Einheit. Außerdem erzählt mir Papa seit Tagen etwas von Fußball und Paco und Onkel Rónnóur. Keine Ahnung, was er damit meint.

Ich wollte auf jeden Fall erst einmal auf die Schaukeln im Hinterhof. Das machte aber mit laufender Nase nicht so viel Spaß, zumal ich von der Schaukel fiel, weil ich mir wieder die Nase putzen wollte und deswegen die Seile losließ. Gefühlt war mein Tag jetzt gelaufen, aber Papa tröstete mich ganz lieb. Ob wir ein bisschen Auto fahren wollen, fragte er mich. Ja, das macht mir nämlich eigentlich immer Spaß, und so fuhren Papa und ich auf die Autobahn. Aber nur kurz, und wir bogen recht schnell in einen großen Wald ab. Papa öffnete extra die Sonnenblende des Panorama-Dachs, sodass ich die ganzen großen Bäume sehen konnte.

Dann ging es kurz hintereinander durch drei Kreisverkehre, und dann parkte Papa unser Auto auch schon. Nun lernte ich auch Paco kennen. Der war mit Papa zusammen bei den Hertha Ama Zwee unterwegs, ehe er hier zu United Teltow wechselte. Er war es auch, der Papa immer wieder zu einem Spiel einlud, und heute passte es wohl ganz gut. Das lag natürlich auch an mir und meinem sonnigen Gemüt, trotz Erkältung. Zumal ich hier auch ein bisschen in einer Weitsprunggrube buddeln konnte.

Anschließend drehten wir eine Runde um den Platz, und Papa hatte plötzlich ganz schlechte Laune, weil er zuerst einen Sticker eines Energie-Drink-Fußballprojekts gesehen hatte und uns dann ein Kind in einem Delay Sports Trikot entgegenkam. Bevor wir den Platz komplett umrundet hatten, fiel mir der Rasen auf, auf dem gespielt werden sollte. Der sah ganz anders aus und fühlte sich ganz anders an als die Wiese ringsherum. Papa erklärte mir, dass es sich um Kunstrasen handelte und hielt einen Monolog über das Für und Wider des künstlichen Geläufs.

Dann erschien Onkel Rónnóur, und er und Papa rätselten etwas über die Entstehung des United Teltow FC. Dieser war nämlich nicht älter als ich und hatte trotzdem unglaublich viele Mannschaften und Zuschauer. Letzteres lag vielleicht auch daran, dass die Hellblauen sensationell die dritte Pokalrunde erreicht hatten, in der heute die Reserve von Grün-Weiß Golm zu Gast war. Etwas merkwürdig fand Papa, dass hier die Hymne vom AC Milan lief, lange bevor das Vereinslied der Teltower gespielt wurde. Onkel Rónnóur war derweil eher sauer darüber, dass er vermutlich auf dem TikTok-Kanal von United gelandet ist, weil er beim Betreten des Geländes genau in eine Handykamera gelaufen war.

Dann wurde ich müde und kuschelte mich ein bisschen auf Papis Arm. Allerdings konnte ich nicht einschlafen, denn kurz nachdem ich die Augen zugemacht hatte, schrien plötzlich alle. Onkel Rónnóur klärte Papa, der mit mir auf dem Arm keine Sicht auf den Platz hatte, dass Teltow durch einen schönen Freistoß in Führung gegangen war. Na ja, wenn nicht schlafen, dann halt mit Autos spielen. Onkel Rónnóur half mir, alle Autos in Reih und Glied aufzustellen. Dadurch verpasste ich zwar den Ausgleich und die Führung der Gäste (23. und 30. Minute), aber damit konnte ich leben.

Anschließend musste Papi mit mir durch die Botanik klettern. Das schien ihm keinen Spaß gemacht zu haben, aber wenigstens hatte er hier sporadische Sicht aufs Spielfeld. Er sah zuerst eine Ampelkarte gegen Teltow und in der Folge das 1:3 und 1:4 für Golm. Als wir wieder aus dem Gebüsch heraus waren, stolperte Papa über einen Typen im Union-Trikot, und seine Laune wurde wieder etwas missmutig. Ich lenkte ihn ab, indem er mir beim Klettern helfen musste. Von meinem erklommenen Aussichtspunkt sah ich das 1:5 in der letzten Minute der regulären Spielzeit

Als das Spiel vorbei war, unterhielten sich Papa und Onkel Rónnóur noch kurz mit Paco. Der erklärte, dass United von vielen Ex-Mitgliedern eines anderen Vereins gegründet wurde und daher so einen großen Zulauf hat. Ich bekam noch ein Stück Kuchen für den Heimweg, auf dem ich natürlich einschlief. Hat mir alles ganz gut gefallen. Vielleicht begleite ich Papi jetzt öfter.

Viele Grüße

der Muschelpo