2024-05-24T11:28:31.627Z

Spielbericht
Kai Robin Schneider und der 1. FC Kleve - das passt zusammen.
Kai Robin Schneider und der 1. FC Kleve - das passt zusammen. – Foto: Christoph Thyssen

Dauerbrenner mit besonderer Mission

Kai Robin Schneider ist seit 2019 beim Oberligisten 1. FC Kleve aktiv – und unangefochtener Stammspieler. Im Gespräch erklärt er, wie es zum Spitznamen „Karo“ kam und weshalb ihn eine Darmerkrankung besonders motiviert.

Kai Robin Schneider wirkt erleichtert. Der Oberligist 1. FC Kleve ist zurück in der Spur, und auch die Formkurve des 26-jährigen Außenverteidigers zeigte zuletzt klar nach oben. Das wirkt befreiend. „Wir sind alle recht schlecht in die Saison gestartet. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass wir zu zufrieden waren. Wir dachten vielleicht, dass es einfach wieder so läuft wie in der vergangenen Saison. Aber so einfach ist es nicht, man muss in der Oberliga immer ans Limit gehen“, sagt Schneider.

Mittlerweile aber hat das Team von Trainer Umut Akpinar die Abstiegszone verlassen. Zuletzt spielte man 0:0 gegen den direkten Konkurrenten TSV Meerbusch. „Wir haben uns darauf fokussiert, was uns immer ausgezeichnet hat. Und das ist die mannschaftliche Geschlossenheit. Wenn wir als Kollektiv auftreten, sind wir für jeden Gegner unangenehm. Mittlerweile machen wir das auch wieder sehr deutlich“, sagt Schneider, dessen Team auf Tabellenplatz 14 steht. Es ist Monate her, dass der Rechtsverteidiger nicht über 90 Minuten hinweg auf dem Platz stand. Schließlich gilt: Wenn Kai Robin Schneider fit ist, dann spielt er auch. Und das Vertrauen des Trainers zahlt der Routinier mit Leistung zurück: In dieser Saison steuerte der 26-Jährige bereits vier Torvorlagen und einen Treffer bei.

„Ich hatte zuletzt auch das Gefühl, dass ich wieder besser zu meinem Spiel gefunden habe. Mittlerweile bin ich wieder in Form“, sagt Schneider, der jüngst nach Köln gezogen ist, um dort seinen Master in Sport, Bewegung und Ernährung zu absolvieren. Welchen Beruf er genau in der Folge ergreifen will, sei noch offen. Allerdings fokussiert sich Schneider derzeit auf den Bereich der Sporttherapie, gepaart mit Ernährungsberatung.

Der Hintergrund: Kai Robin Schneider leidet seit Jahren an einer chronischen Darmerkrankung, die den Namen „Morbus Crohn“ trägt und vom Körper vermutlich als Autoimmunreaktion selbst ausgelöst wird. Die Entzündung verläuft in Schüben und ist noch nicht heilbar. Schneider aber hat der Erkrankung den Kampf angesagt. Und zwar ohne Schützenhilfe der Pharmaindustrie. „Es ist üblich, dass man bei der Erkrankung auf reichlich Medikamente setzt. Ich habe mich dagegen entschieden. Stattdessen habe ich einen alternativen Therapieansatz gewählt, der vor allem auf einer besonderen Ernährungsform beruht“, so Schneider. Und genau das sei auch sein Ansatz für den späteren Berufsalltag. „Es treibt mich an, anderen Menschen zu zeigen, welchen positiven Einfluss Sport und Ernährung auf das Leben haben können“, sagt der junge Mann, der am Klever Bresserberg nur „Karo“ genannt wird.

Der Name entstand, als Kai Robin Schneider in der Saison 2018/2019 in der Landesliga für den SV Sonsbeck kickte. Zuvor war der Außenverteidiger bei der SV Hönnepel-Niedermörmter aktiv. „Eigentlich wurde ich früher immer Kai genannt. Beim SV Sonsbeck spielten aber Kai Schmidt, Stephan Schneider und Robin Schoofs. So waren alle Optionen vergriffen. Dann ließ sich jemand Karo einfallen. Und weil mit Luca Terfloth der Bruder von Kleves Mike Terfloth beim SV Sonsbeck spielt, schwappte der Name auch nach Kleve über. Im Verein hat sich der Spitzname mittlerweile durchgesetzt“, sagt „Karo“ Schneider.

Am Sonntag, 14.30 Uhr, treffen die Rot-Blauen vor heimischem Publikum auf den Regionalliga-Absteiger VfB Homberg, der auf Abstiegsplatz 17 steht. Die Duisburger waren ebenfalls schwach gestartet, zuletzt trat das Team von Coach Stefan Janßen aber verbessert auf. Jüngst gelang ein 6:1-Erfolg gegen das Kellerkind TuRU Düsseldorf. „Der Saisonverlauf des VfB Homberg verlief ein wenig parallel zu dem von uns. Ihr Kader hat sich im Sommer nach dem Abstieg stark verändert, dennoch haben sie eine hohe Qualität. Da wartet also sicher eine schwere Aufgabe auf uns“, sagt Schneider.

Übrigens bedauert es der Oberliga-Akteur, dass keine WM-Euphorie aufkommt. „Zu Recht wurden in den vergangenen Wochen sehr deutliche Meinungen über Katar kundgetan. Was dort mit Blick auf Menschenrechte passiert, ist unglaublich. Aber das führt auch dazu, dass die Vorfreude in der Öffentlichkeit weg ist. Das war in der Vergangenheit natürlich viel schöner“, so der 26-Jährige.

Auch organisatorisch sei es schwierig, das Turnier zu verfolgen. „Die WM findet ja leider nicht im Sommer statt. Stattdessen geht die Saison mit dem 1. FC Kleve weiter. Wir haben also gar nicht allzu viel Zeit, vorm Fernseher zu sitzen“, sagt der Student. Er selbst wolle aber zumindest die Partien der deutschen Mannschaft schauen. „Und vielleicht kommt die Stimmung ja doch noch auf, wenn Deutschland die Gruppenphase übersteht“, sagt Schneider.

Aufrufe: 025.11.2022, 23:00 Uhr
Maarten OversteegenAutor