2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
– Foto: Jan-Philip Bretschneider

Das letzte Mal

Meiningens Kapitän Daniel Korff wird kein Spiel mehr für den VfL bestreiten. Der 34-Jährige muss die Fußballschuhe an den berühmten Nagel hängen.

Mit den letzten Malen ist das so eine Sache. Das gilt für das ganze Leben und damit natürlich auch für den Fußball. Das heimtückische dabei ist, dass man häufig beim Erleben gar nicht weiß, dass es das letzte Mal ist. Manchmal kann man erst aus der Retrospektiven „das letzte Mal“ als dieses identifizieren.

Bezogen auf den Fußball wollte Daniel Korff, der Kapitän des VfL Meiningen, sein letztes Mal auf dem Fußballplatz selbst bestimmen. Nach vielen Verletzungen musste er nun aber akzeptieren, dass ihm sein Körper, etwas genauer die Knie, diese Entscheidung abgenommen haben.

Eigentlich war das große Ziel: Noch ein letztes Mal rankämpfen, noch einmal nach einer schweren Verletzung zurückkommen, um bestenfalls mit seiner Mannschaft im Sommer den Aufstieg in die Thüringenliga zu feiern. Im April 2023 verletzte sich der Außenbahnspieler einmal mehr schwer am Knie. Es war sein vierter Kreuzbandriss. Ja, der vierte! Allen Unkenrufen zum Trotz: Der ehrgeizige Meininger wollte unbedingt nochmal spielen. "Ich wollte mich wieder ranarbeiten und was andere gesagt haben, hat mich da eigentlich nicht so interessiert. Ich wollte entscheiden, wann Schluss ist", so Daniel Korff.

Knall im Knie

Das Programm dafür war mit dieser Verletzungshistorie natürlich bestens bekannt: Operation, Physio, individuelle Einheiten, Schwimmbad, Gym, Laufeinheiten und schließlich der Einstieg ins Mannschaftstraining. „Da hat man natürlich gemerkt, dass die Jungs in der ersten Mannschaft noch Rücksicht auf mich genommen haben. Trotzdem hatte ich mich gefühlt wieder ganz gut rangekämpft“, erzählt er. Der nächste logische Schritt auf dem Weg zurück ins Team waren erste Einsatzminuten. Bevor es mal wieder Pflichtspielluft in Meiningens zweiter Mannschaft gab (17.03 gegen Dietzhausen), war der 34-Jährige trotz ordentlich Fußballerfahrung wieder richtig aufgeregt, gibt er zu. Das letzte Mal auf dem Platz war schließlich fast ein Jahr her. „Die erste Halbzeit habe ich ganz gut rumgekriegt. Ich habe etwas verhalten gespielt, bin Zweikämpfen ausgewichen, aber ich denke, das ist nach so einer langen Zeit normal“, sagt er und erzählt weiter: „In der zweiten Halbzeit kam ein langer Ball von Manuel (Genssler), dann habe ich einen Haken geschlagen und es tat wieder einen Knall im Knie. In dem Moment bin ich auf alle viere zusammengesackt, habe kurz rausgeschaut und wusste direkt, es ist wieder vorbei. Ich bin einfach rausgelaufen, habe Kühlakkus drauf, bin zu meiner Partnerin und direkt in die Kabine“, beschreibt Korff den Augenblick, der letztlich seine Laufbahn beendete.

Genau in dem Moment, als das Knie erneut einen Strich durch die Rechnung machte, war dem Kicker klar: Das war das letzte Mal – Das letzte Spiel. „Das stand für mich direkt in dieser Situation fest“, erinnert er sich. Da ist auf dem Weg in die Kabine auch die ein oder andere Träne geflossen, denn so sollte das Ende der langen Fußballlaufbahn nicht aussehen. Selbstgewählt, mit noch ein paar Verbandsliga-Spielen in der Vita, das war der Plan. „Ich bin jetzt 34, habe drei Kinder und eine Frau. Ich habe keine Lust und keine Kraft mehr, mich noch einmal ranzukämpfen. Es soll nicht nochmal sein, die Knie machen es nicht mehr mit. Offensichtlich habe ich diese Veranlagung. Es ist halt einfach schade, weil ich das Gefühl hatte, dass ich der Mannschaft noch helfen kann, wenn ich wieder richtig fit werde“, bedauert der VfL-Kapitän, der abgesehen von den Anfängen als kleiner Bub (SG Helba), nie für einen anderen Verein spielte.

Uneinholbar

Damit hängt also auch ein loyaler VfL-er die Fußballschuhe endgültig an den Nagel. „Als Teamkollege kann und konnte man sich immer auf ihn verlassen, egal ob auf dem Platz oder neben dem Platz. Er hat die Fähigkeit, die Mannschaft zu motivieren und mitzuziehen, dadurch konnte er noch einige Prozente aus jedem Spieler rausholen. Seine fußballerische Stärke, war definitiv seine Schnelligkeit und Physis. Er hat einen einfachen Fußball gespielt, legte den Ball am Spieler vorbei und war dann uneinholbar (lacht). Als Freund schätze ich ihn sehr, er hat immer Zeit für einen und hilft, wenn man Hilfe braucht“, sagt Mitspieler Manuel Genssler über seinen Teammate. Er muss es wissen, schließlich kicken die Beiden seit sie denken können zusammen. Bereits als Kids in einer gemeinsamen Nachbarschaft aufgewachsen, spielten sie bis zuletzt Seite an Seite. Dabei kann es eigentlich fast kein Zufall sein, dass bei beschriebenem Spiel von Meiningens zweiter Mannschaft gegen Dietzhausen auch Manuel Genssler für die Reserve mit auf dem Feld stand (sein bisher einziges Saisonspiel in der Zweiten). So zockten die beiden VfL-Urgesteine nochmal gemeinsam – Ein letztes Mal.

Aufrufe: 027.3.2024, 09:43 Uhr
Felix BöhmAutor