2024-04-30T08:05:46.171Z

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Brauweiler ist nach dem Sieg gegen den TuS Zülpich der neue Tabellenführer in der Bezirksliga.
Brauweiler ist nach dem Sieg gegen den TuS Zülpich der neue Tabellenführer in der Bezirksliga. – Foto: Rocco Bartsch

Brauweiler - Zülpich: So ordnen die Trainer das Spitzenspiel ein

Brauweiler entschied das heiß antizipierte Topspiel knapp zu seinen eigenen Gunsten. Beide Seiten erwarten in jedem Fall noch harte Arbeit um den Sprung in die Landesliga zu erreichen.

Mit einer kontrollierten und kompakten Leistung feierte der SV Grün-Weiss Brauweiler einen knappen 1:0-Erfolg gegen den TuS Zülpich und übernahm auch gleichzeitig die Führung in der Tabelle der Bezirksliga, Staffel 3. Die beiden Cheftrainer David Sasse (Zülpich) und Tuna Bilgin (Brauweiler) ließen im Gespräch mit uns die Partie noch einmal Revue passieren.

Die beste Defensive setzt sich durch

Die Bezeichnung "Topspiel" wird im allgemeinen Fußballjargon womöglich etwas inflationär benutzt. Das Aufeinandertreffen der beiden bestplatzierten Teams der Bezirksliga hatte jedoch nicht weniger als das verdient. Es bahnte sich für beide Seiten eine wahrliche Standortbestimmung an. Die formstarken Brauweiler ging mit vier Siegen in Serie, sowie der Möglichkeit, den Tabellenführer aus Zülpich zu überflügeln, in die Partie. Dem gegenüber stand der TuS, der sich in der Woche zuvor denkbar unglücklich gegen Viktoria Birkesdorf geschlagen geben musste.

Die Zülpicher gingen das Topspiel demnach mit einer leicht veränderten Grundeinstellung an. Die Spielphilosophie blieb dabei jedoch gleich: Die beste Offensive der Liga (90 Treffer) wollte auch gegen das Schwergewicht aus Brauweiler die Begegnung bestimmen.

"Wir haben gegen Birkesdorf viel mit langen Bällen agiert und uns auf ein Hin und Her eingelassen hatten. Da konnte ich meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen, nur das wir zu wenig Fußball gespielt haben", schilderte Sasse. "Wir haben uns für Brauweiler vorgenommen, auf dem großen Platz ein bisschen kompakter zu stehen und sie dann im richtigen Moment anzulaufen. Das ist dann in den ersten 30 Minuten richtig gut gelaufen."

Und so bestimmten die Gäste zunächst die Partie. Über das aggressive Gegenpressing konnte sich Brauweiler anfangs nur bedingt entfalten.

Aus dem spielerischen Übergewicht schlugen die Zülpicher jedoch wie häufig in der Vorwoche kein Kapital. Mit zunehmender Spieldauer fand somit auch Brauweiler allmählich mehr in der Partie. Nachdem die anfängliche Druckphase überwunden wurde, schwang das Momentum wieder auf Seiten der Hausherren.

Grün-Weiss hatte wieder längere Ballbesitzphasen aus denen sich auch prompt etwas Zählbares ergab. Nach einem Ballverlust der Zülpicher ließen die Hausherren die Kugel in der gegnerischen Hälfte zirkulieren, bis Prence Mvutu mit einer punktgenauen Bananenflanke aus dem Halbfeld die Abwehrreihe des TuS auf dem falschen Fuß erwischte und am langen Pfosten den alleinstehenden Jacob-Anton Jansen fand. Der Stürmer wuchtete seinen Kopfball vorbei an Keeper Robin Metternich, der zwar noch am Leder dran war, doch den Rückstand nicht verhindern konnte (36.).

Mit dem Führungstreffer belohnte sich Brauweiler für die defensiven Anstrengungen aus der Anfangsphase: "Wir sind nicht gut gestartet. Wir wirkten die ersten 20 Minuten sehr langsam im Kopf – gehemmt. Zülpich hat viel Druck gemacht" gab Bilgin den Spielverlauf wieder. "Ab der 30. Minute haben wir angefangen, unser Spiel zu spielen und das bedeutet auch, den Gegner laufen zu lassen. Auch schon vor dem Tor haben wir ein, zwei gute Spielphasen gehabt. In den zehn Minuten nach dem 1:0 hätten wir das 2:0 machen müssen."

Nach Wiederbeginn neutralisierten sich beiden Seiten zunächst. In der Schlussphase erhöhte Zülpich das Risiko und fand vor allem über Standards zu gefährlichen Möglichkeiten, wobei sich Keeper Julian Roloff vermehrt auszeichnen durfte. Letztlich behielt die beste Defensive der Liga (16 Gegentreffer) als erste Mannschaft gegen den TuS eine weiße Weste und darf als Krönung auch noch die Tabellenführung übernehmen.

Sieg als Meilenstein für Brauweiler

Für Brauweiler bildet der Sieg das vorübergehende Highlight eines längeren Entwicklungsprozesses: "Nach dem Abstieg im letzten Jahr hatten wir einen großen Umbruch. Die Konsequenz daraus war, dass wir wussten, dass wir eine gewisse Zeit brauchen, um als Team zusammenfinden", erklärte Bilgin. "Wir hatten in der Hinrunde das Problem, dass wir keine Konstanz reinbekommen haben, weil es sich bemerkbar gemacht hat, dass wir so viele Neuzugänge hatten."

Für Bilgin hat seine Mannschaft vor allem seit dem torlosen Unentschieden gegen den SV Weiden einen wesentlichen Schritt nach vorne gemacht. In der Folge gewann Grün-Weiss auch seine nächsten fünf Spiele und schaltete Hochkaräter wie Elsdorf, Horrem und eben Zülpich aus.

Auf der nun hart erkämpften Tabellenführung soll sich jedoch natürlich nicht ausgeruht werden. Die Aufgabe am kommenden Spieltag könnte nämlich besonders dazu verleiten, den Gegner auf die leichte Schulter zu nehmen. Brauweiler reist zum SV Schwarz-Weiß Nierfeld, der sich erstmal von der 1:10-Abreibung gegen Birkesdorf schütteln muss.

"Das ist eine Konstellation, die in diesem Fall gefährlich für uns ist. Wir sind jetzt Tabellenführer, aber man muss natürlich wissen, dass es jetzt kein einfaches Spiel gibt", warnte Bilgin. "Nierfeld ist eine Mannschaft, die viele Gegentore kassiert. Es ist aber auch ein Faktor, dass es schwer ist in Nierfeld zu spielen. Ich bin davon überzeugt, dass sie uns am Sonntag das Leben schwer machen."

Zülpich mit einem "Chancenverwertungsproblem"

Zülpich wird unterdessen nach der inzwischen zweiten Niederlage in Folge besonders mit der ins Stocken geratenen Torausbeute hadern. In Brauweiler, wie auch in den Wochen zuvor, ließen die Zülpicher mehrere erstklassige Chancen liegen.

Coach Sasse nimmt daher auch seine Mannschaft in die Verantwortung: "Wir haben kein Stürmerproblem. Wir haben ein Chancenverwertungsproblem, wir haben gegen Kerpen zehn Hochkaräter vergeben, wir haben gegen Nierfeld zehn Hochkaräter vergeben, wir haben gegen Brauweiler drei Hochkaräter vergeben", bemängelte Sasse. "Da ist der Abwehrspieler mit dem Kopfball nach einer Standardsituation und der Mittelfeldspieler genauso gefragt, da ist auch die Bank gefragt."

In Panik möchte man beim TuS gleichzeitig aber nicht verfallen. Auch Platz zwei wird aller Voraussicht nach für den Aufstieg reichen und noch wahrt der TuS einen kleinen Vorsprung auf den Horremer SV (zwei Punkte Rückstand) und Hilal-Maroc Bergheim (vier Punkte)

"Die Niederlagen gehören zum Sport. Wir haben uns in die Ausgangslage selbst gebracht und jetzt haben wir uns um den Lohn gebracht. Wir müssen jetzt nicht den Schalter umlegen. Das ist verkehrt. Es geht jetzt weiter, das ist einfach so", erklärte Sasse.

Am kommenden Wochenende wartet auch der nächste Kracher auf den TuS. Mit Hilal-Maroc empfängt Zülpich einen direkten Aufstiegskonkurrenten, der sich vor allem über den Winter mit vielen namhaften Zugängen in allen Mannschaftsteilten verstärkt hat.

>>> Hier geht es zur Tabelle der Bezirksliga, Staffel 3

Aufrufe: 012.3.2024, 10:00 Uhr
Markus BeckerAutor