2024-04-25T14:35:39.956Z

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Bald könnte es schon zu Duellen zwischen Männern und Frauen kommen. Denn der BFV lässt zu, dass Frauen ab sofort im Amateurbereich bei den Herren mitspielen dürfen.
Bald könnte es schon zu Duellen zwischen Männern und Frauen kommen. Denn der BFV lässt zu, dass Frauen ab sofort im Amateurbereich bei den Herren mitspielen dürfen. – Foto: Sven Leifer

BFV-Frauen-Reform spaltet Vereine: von „Bullshit“ bis „coole Möglichkeit“

Frauen dürfen in Herrenteams spielen

Der Bayerische Fußball-Verband lässt im Amateurbereich ab jetzt Frauen auch im Herrenbereich zu. Was halten die Vereine von der Änderung?

München - Am Sonntagabend wurden weitere Neuregelungen für den bayerischen Amateurfußball beschlossen. Neben der Wiedereinführung der Zehn-Minuten-Strafe ab der Landesliga abwärts, wird eine weitere Reform heiß diskutiert. Frauen dürfen ab der kommenden Saison auch im Männerbereich mitspielen. Dies gilt für die Kreisebene, sprich von der Kreisliga bis zur C-Klasse. Dabei muss ein schriftlicher Antrag an den Verbands-Frauen-und-Mädchenausschuss gestellt werden.

Doch kann das Projekt mit gemischten Teams generell funktionieren? Und viel wichtiger: Wird das Angebot in Zukunft überhaupt angenommen? Da ist sich der Bayerische Fußball-Verband nämlich selbst nicht sicher. „Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es bayernweit noch keinen Antrag, wir reden hier also nicht von einem Massenphänomen, sondern schlicht der Chance, Frauen etwas zu ermöglichen, was bis dato so nicht ging“, sagt BFV-Sprecher Fabian Frühwirth. Wir haben uns in der Münchner Fußball-Landschaft umgehört. Die Stimmen.

Markus Zechner (Sportlicher Leiter, TSV Gilching-Argelsried): „Frauen bei Frauen, Männer bei Männern“

Der TSV Gilching spielt sowohl mit der ersten Frauen-, als auch Herrenmannschaft in der Landesliga. Markus Zechner, sportlicher Leiter der Frauenabteilung, versteht die neue Verordnung des BFV überhaupt nicht. „Absoluter Bullshit. Das ergibt überhaupt keinen Sinn“, sagt er. „Wahnsinn, dass die Geschlechter im Fußball so verglichen werden.“ Zechner ist seit 18 Jahren im Mädchen- und Frauenfußball zuhause, trainiert selbst die U16-Juniorinnen des FC Bayern München.

„Im körperlichen bzw. athletischen Bereich haben sie absolut keine Chance“, sagt der 35-Jährige. „Ich habe noch nie darüber nachgedacht, Frauen bei Männern spielen zu lassen. Alleine wegen der Verletzungsgefahr“, sagt Zechner. „Wir werden auch in Zukunft im Verein darüber nicht nachdenken.“ Der sportliche Leiter des TSV betont aber auch, dass man den Frauenfußball auf keinen Fall schlecht reden darf. „Ich empfehle jedem, mal ein Frauen-Bundesliga-Spiel anzuschauen. Da gibt es enorm gute Fußballerinnen.“

Marc Lindenblatt (1. Abteilungsleiter, FC Forstern): „Getrennte Aufgaben und Ziele bei den Mannschaften“

Beim FC Forstern schaut das Ganze etwas anders aus: da spielen Frauen und Herren in anderen Sphären. Denn die Damen sind gerade erst aus der Frauen-Regionalliga abgestiegen und werden kommende Saison in der Bayernliga starten. Die Herrenmannschaft hingegen geht die fünfte Saison in Folge in der Kreisklasse an den Start. Die Meldung, dass Frauen ab sofort in Herrenteams spielen dürfen, hat auch Forstern erreicht. „Es war schon ein Thema im Verein“, sagt Marc Lindenblatt, 1. Abteilungsleiter des FC Forstern, zur Neuerung des BFV.

„Wir haben aber komplett getrennte Aufgaben bei den Teams. Wir werden erstmal schauen, dass die Frauen wieder aufsteigen. Außerdem haben wir große Kader in beiden Teams“, sagt Lindenblatt. Doch ganz so abgeneigt wie der Kollege aus Gilching scheint der Forstener Abteilungsleiter nicht zu sein. „Es gibt noch gewisse Positionen, bei denen ich es mir am ehesten vorstellen könnte, dass eine Frau im Herrenteam spielt. Wie zum Beispiel auf der Torwart-Position.“

Georg Hirschauer (Trainer der Frauen, SC Amicitia München): „Soll jeder selber entscheiden“

Beim SC Amicitia München schaut es ähnlich wie in Forstern aus. Die Frauenmannschaft ist in die Bayernliga aufgestiegen. Die Herren hingegen sind sogar in die A-Klasse abgestiegen. Georg Hirschauer, Trainer der Frauenmannschaft des SCA, hat keine Probleme mit der Reform. „Ich sehe das generell positiv. Soll doch jeder selber entscheiden, wo er spielt“, sagt Hirschauer.

Ob der SCA plant, selbst mit Frauen bei den Herren in der A-Klasse anzutreten? „Eigentlich nicht. Manchmal sage ich nur aus Scherz zu meinen Fußballerinnen: ‚Du kannst in der ersten (Herrenmannschaft, Anm. d. Red.) spielen.‘ Körperlich ist der Nachteil aber einfach zu groß. Das ist selbst durch die Technik nicht zu kompensieren“, sagt der 46-Jährige. „Zumindest, wenn man auf dem gleichen Niveau spielen will.“

Tamara Schneider und Lisa Greiner (Spielerinnen, SC Amicitia München): „Ausprobieren auf jeden Fall“

Ähnlich sieht das auch Tamara Schneider, die unter Georg Hirschauer spielt. „An sich finde ich die Regelung total cool. Coole Möglichkeit zum Ausprobieren“, sagt die 28-Jährige. Ein Problem gibt es dennoch: „Da ist nur die Frage der Durchsetzungskraft, mit der es problematisch werden könnte. Denn körperlich können wir mit den Männern kaum mithalten, das ist halt einfach so.“ Dennoch will Schneider es versuchen: „Ausprobieren würde ich es bei den Männern auf jeden Fall.“

Teamkollegin Lisa Greiner findet die Entwicklung ebenfalls gut. „Ich finde es sehr gut, den Mut zu haben, so eine Entscheidung zu treffen“, sagt Greiner. Selbst mit Männern kicken, würde die 28-Jährige auf jeden Fall auch. „Früher in der Uni habe ich viel mit Männern gekickt. Ich weiß aber auch, dass es nicht ganz so einfach wird. Denn Frauen haben auf dem Großfeld gegenüber Männern einfach große Defizite“, sagt Greiner. „Ich konnte aber immer mithalten. Deswegen würde ich es ganz bestimmt probieren wollen.“ (Tim Hempfling)

Aufrufe: 08.7.2022, 12:06 Uhr
Tim HempflingAutor