2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Dirk Teschke steht seit fast zehn Jahren in den Diensten des FC Bayern München. Dieses Foto entstand 2021, als die FCB-Amateure noch in der dritten Liga kickten.
Dirk Teschke steht seit fast zehn Jahren in den Diensten des FC Bayern München. Dieses Foto entstand 2021, als die FCB-Amateure noch in der dritten Liga kickten. – Foto: Sven Leifer

Bayern-II-Co Teschke: "Nicht wichtig, im Rampenlicht zu stehen"

FuPa-Serie über die Co-Trainer der Regionalliga Bayern +++ Teil 14: Dirk Teschke, FC Bayern Amateure

Als Spieler war er aktiv beim TSV Ampfing (Landesliga), SC Fürstenfeldbruck (Landesliga), TSV Aindling (Bayernliga), TSV Bobingen (Landesliga) und SV Münster (Bezirksliga). Erfahrungen als Trainer sammelte er unter anderem bei Schwaben Augsburg, beim FC Unterföhring und bei 1860 Rosenheim. Die Rede ist von keinem Geringerem als Dirk Teschke, mit 53 fast schon ein Urgestein im bayerischen Amateurfußball - und seit vielen Jahren an der Seitenlinie der A-Junioren sowie der Amateure des FC Bayern München vertreten.

„Dirk ist für mich die die gute Seele der Amateure und ein absolute Bereicherung für die ganze Gruppe", sagt Timo Kern, Kapitän der "Kleinen Bayern", über den aktuellen Co-Trainer der zweiten Garnitur des Rekordmeisters. "Er ist sehr kommunikativ und hat immer ein offenes Ohr für die Spieler, passt aber auch sehr gut zu Holger Seitz. Ich freue mich sehr, dass Dirk und Holger wieder gemeinsam bei den Amateuren arbeiten."

Die beiden sind seit dem Weggang von Martin Demichelis zur Winterpause wieder vereint. Neben der gemeinsamen Trainerzeit bei den Bayern nahm das Duo von 2006 bis 2008 auch auf der Bank des SC Fürstenfeldbruck Platz. Neu ist der Co-Trainer-Posten für Teschke jedenfalls nicht: Vor seiner Zeit bei den Münchner A-Junioren begleitete er die Amateure bereits über drei Saisons in dieser Funktion - unter anderem in der dritten Liga.

Wir haben uns mit ihm über seine Schwerpunkte bei der Trainerarbeit unterhalten, die Wahrnehmung des Co-Trainers in der Öffentlichkeit und die Frage, welche Vorbilder er hat.

Dirk: Was unterscheidet den Co-Trainer in eurem Verein vom Cheftrainer, außer dass Letztgenannter die spielerische Grundausrichtung vorgibt?

Holger Seitz ist als Cheftrainer der Hauptansprechpartner in allen Bereichen. Ob das die Abstimmung mit der Profiabteilung, der U19, den pädagogischen und medizinischen Bereich, dem Scouting, der Medienabteilung oder dem Spielbetrieb ist. Die Grundausrichtung ist innerhalb unserer Spielphilosophie am FCB-Campus verankert. In diesem Rahmen, an dem sich jeder Trainer zu orientieren hat, unterstützen wir als Co-Trainer und übernehmen bei diesen vielschichtigen Aufgaben von Holger Seitz überwiegend Tätigkeiten, die sich rein um den Trainings- und Spielbetrieb mit der Mannschaft und den einzelnen Spielern handeln.

Welche Aufgaben als Co-Trainer übernimmst Du innerhalb des Trainerteams konkret?

Von der Abstimmung innerhalb des Trainerteams bei der Trainingssteuerung, Planung und Dokumentation sowie Aufbau und Durchführung von - bestimmten Teilen - der Trainingseinheiten sowie Planung und Durchführung von individuellen Trainingseinheiten, bis hin zu Abstimmungen mit weiteren Staff-Mitgliedern, Einzelgespräche mit Spielern. Ich sehe mich auch als Bindeglied zwischen Mannschaft und Cheftrainer.

Siehst Du Deine Aufgabe als Co-Trainer nur als Zwischenstation hin zum Cheftrainer-Posten?

Nein, da ich bereits schon viele Jahre zuvor bei einigen anderen Vereinen als „Cheftrainer“ gearbeitet habe.

"Er ist sehr kommunikativ und hat immer ein offenes Ohr für die Spieler", sagt FCB-Amateure-Kapitän Timo Kern über Dirk Teschke.
"Er ist sehr kommunikativ und hat immer ein offenes Ohr für die Spieler", sagt FCB-Amateure-Kapitän Timo Kern über Dirk Teschke. – Foto: Imago Images

Bitte nicht falsch verstehen, aber: Bist Du Co-Trainer, weil Du es bislang nicht zum "Chef" geschafft hast - oder bist du's ganz bewusst geworden?

Nein! Dies war eine bewusste Entscheidung, als 2015 die Anfrage vom FC Bayern München kam, hauptberuflich als Trainer arbeiten zu können.

Wie groß sind Deine Einflussmöglichkeiten während eines Spieles? Oder liegt Dein Schwerpunkt ohnehin eher auf der täglichen Arbeit zwischen den Partien?

Die individuelle Weiterentwicklung unserer Spieler steht primär im Vordergrund. Darüber hinaus bereiten wir unsere Spieler natürlich auch akribisch auf den bevorstehenden Spieltag bzw. den kommenden Gegner vor, um ihnen Lösungen mit an die Hand zu geben. Allerdings ist es auch wichtig, dass die Jungs eigene Entscheidungen treffen und ihre Erfahrungen, ob positiv oder negativ, machen und daraus lernen. Auch die Nachbereitung des Spiels mit Videoanalyse ist ein wichtiges Instrument der persönlichen Weiterentwicklung. Wenn mir allerdings Dinge während dem Spiel auffallen, gebe ich diese an Holger weiter, der dann entscheidet, wie er mit diesen Informationen arbeitet und diese evtl. an die Spieler bzw. an die Mannschaft weitergibt.

Wie empfindest Du die Wahrnehmung der Co-Trainer in der Öffentlichkeit? Als stets im Schatten des Cheftrainers? Wird die Arbeit der Co-Trainer öffentlich so honoriert, wie sie's verdient hätten?

Mir persönlich ist es nicht wichtig, im Rampenlicht zu stehen oder wie ihr es nennt, ob ich im Schatten des Cheftrainers stehe. Wichtig ist für mich, dass die Kollegen und Kolleginnen beim FCB sowie die Spieler, mit denen ich tagtäglich zusammen arbeite, gerne mit mir zusammen arbeiten, meine Arbeit positiv bewerten und einen Mehrwert daraus ziehen. Allerdings glaube ich schon, dass die Position des Co-Trainer in Profiteams und ambitionierten Amateurclubs, wie bei Vereinen in der RL-Bayern, wichtige Bestandteile im Staff sind und die frühere Wahrnehmung in der Öffentlichkeit von „Hütchenaufstellern“ nur noch vereinzelt existiert.

Was würdest Du sagen: Bist Du bei Deinem aktuellen Verein aufgrund Deines Cheftrainers gelandet bzw. derzeit aktiv? Oder wärst du auch unabhängig von ihm dort?

Diese Frage ist mit einem eindeutigen Ja zu beantworten. Holger war es, der mich 2015 als seinen Wunsch-Co-Trainer bei der U19 beim FC Bayern ins Gespräch gebracht hat. Natürlich war es auch hilfreich, zuvor schon als Chef-Trainer bei einigen Clubs und in der RL-Bayern beim TSV 1860 Rosenheim tätig gewesen zu sein. Der letzte Teil der Frage kann nur hypothetisch beantwortet werden. Ich glaube aber nicht.

Welches (Co-)Trainer-Vorbild hast Du?

Ich habe keine Trainer-Vorbilder. Allerdings habe ich als aktiver Spieler viele gute Trainer genossen und auch in der Zeit als Trainer viele Kollegen und Kolleginnen mit vielen interessanten Ansätzen, Methoden oder Prinzipien getroffen. Gerade in der Zeit beim FCB ist der Erfahrungsaustausch am Campus mit einer Vielzahl an Ex-Profis, bei Trainingsbeobachtungen von unseren Profis mit einer Anhäufung von Weltklasse-Trainern, der Zusammenarbeit mit verschiedenen Trainern, wie Holger Seitz, Sebastian Hoeneß oder Danny Galm und auch der Austausch mit den Kollegen der jüngeren U-Teams mit innovativen Ideen sehr wertvoll. Hier versuche ich, die für mich interessanten Themen herauszufiltern, aber trotzdem ich selbst zu bleiben, ohne jemanden kopieren zu wollen.

 "Holger war es, der mich 2015 als seinen Wunsch-Co-Trainer bei der U19 beim FC Bayern ins Gespräch gebracht hat."
"Holger war es, der mich 2015 als seinen Wunsch-Co-Trainer bei der U19 beim FC Bayern ins Gespräch gebracht hat." – Foto: Sven Leifer

Wie schaut Dein weiterer Weg aus binnen der nächsten fünf Jahre?

Das Fußballgeschäft ist sehr schnelllebig, speziell im professionellen Bereich. Da ist ein Ausblick auf die nächsten fünf Jahre aus meiner Sicht, schwierig. Ich hoffe jedoch, dass ich dem Fußball immer noch als Trainer verbunden bin, im Idealfall beim FC Bayern in der 3. Liga.

Vielen Dank für die Beantwortung und weiterhin alles Gute!

Aufrufe: 027.2.2023, 06:00 Uhr
Stephan HörhammerAutor