2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Nach der Vertragskündigung treten die A- und B-Junioren des TSV Musberg nun wieder allein an – allerdings weiter unter dem Namen SG Leinfelden-Echterdingen  (gelbe Trikots). Foto: Günter Bergmann
Nach der Vertragskündigung treten die A- und B-Junioren des TSV Musberg nun wieder allein an – allerdings weiter unter dem Namen SG Leinfelden-Echterdingen (gelbe Trikots). Foto: Günter Bergmann

Zwischen den Ex-Partnern fliegen Giftpfeile

Nach fünfjährigem Bestehen ist eine Kooperation im Leinfelden-Echterdinger Jugendfußball nun krachend gescheitert.

Der TSV Leinfelden fühlt sich von seinem Nachbarn TSV Musberg ausgebeutet und hat den Vertrag gekündigt.

Blau und Gelb sind die Farben von Leinfelden-Echterdingen. Blau und Gelb sind auch die Farben der Sportgemeinschaft, die seit 1991 vier Vereine aus vier Stadtteilen – den TSV Leinfelden, den TV Echterdingen, den TSV Musberg und die Spvgg Stetten – in einzelnen Sportarten zusammenführen möchte. Mit dem Einheitswillen ist es aber nicht überall weit her. Das größte Hindernis der formal eigenständigen Sportgemeinschaft: offenbar unüberwindbare Eigeninteressen der Stammvereine. Eine Kooperation im Jugendfußball ist nun krachend gescheitert.

Es war im Sommer 2012, da verkündeten der TSV Leinfelden und der TSV Musberg, Spielerengpässen in den älteren Altersklassen der Junioren damit begegnen zu wollen, gemeinsame Mannschaften unter dem Dach der SG Leinfelden-Echterdingen in die Punkterunden zu schicken. Profitieren sollten letztlich die Ursprungsvereine, weil sie Talente halten und später in ihren jeweiligen Aktivenbereich überführen könnten. Nun, fünf Jahre später, fliegen Giftpfeile zwischen Rand- und Turnerweg. Der TSV Leinfelden hat den Vertrag zum 30. Juni dieses Jahres gekündigt. Er fühlt sich vom einstigen Partner ausgebeutet.

Streit über einen Passus in der Kooperationsvereinigung

Der Streit, der zur Trennung führte, entbrannte hauptsächlich an einem Passus der Kooperationsvereinigung. Dort heißt es, Spieler, die von den A-Junioren zu den Aktiven aufsteigen, müssten in ihren Heimatverein zurückkehren; eine Aufnahme von Musbergern in Leinfelden und umgekehrt sei nur möglich, wenn beide Vereine zustimmen. „Daran hat sich Musberg nicht gehalten“, beschwert sich der Leinfeldener Jugendleiter Klemens Schwarz. Michael Hilbert, Abteilungsleiter der Gegenseite, habe den Vertrag gar als „irrelevant“ für ihn bezeichnet – und mehreren Kickern unberechtigterweise Spielberechtigungen ausgestellt.

Der Angegriffene will den Vorwurf, aktiv Spieler abgeworben zu haben, nicht stehen lassen und fühlt sich falsch wiedergegeben. „Ich habe nur darauf hingewiesen, dass der Punkt der Spielordnung des Verbands widerspricht“, sagt Hilbert. Man könne jungen Fußballern, die über Jahre hinweg zusammengespielt hätten und zusammenbleiben wollten, doch nicht vorschreiben, bei den Männern plötzlich wieder gegeneinander antreten zu müssen. Er habe daher die Idee einer Kooperation auch im aktiven Bereich vorangetrieben. Nach einem ersten Treffen habe man sich in Leinfelden aber weiteren Gesprächen verweigert.

Wer wann aufgehört hat, konstruktiv zu kooperieren, das stellen die Streitparteien freilich unterschiedlich dar. Musberg habe systematisch den Neuaufbau der Aktiven in Leinfelden hintertrieben, indem der Verein insgesamt sieben Spieler zu sich gelotst habe, mit denen er, Schwarz, selbst geplant hätte. Aus seiner Verbitterung macht der Leinfeldener Funktionär keinen Hehl. Von den eigenen A- und B-Junioren sind nun nur noch jeweils drei übrig – sie kicken, mangels Masse für ein eigenes Team, inzwischen mit Gastspielrecht bei der Spvgg Stetten. Der Rest spielt in Musberg – auf eigenen Wunsch, wie man dort betont. Die dortigen Verantwortlichen haben sich kurzerhand entschieden, weiter als SG Leinfelden-Echterdingen anzutreten, nun allerdings alleine. „Das hat uns jetzt sowohl ein Trainer- als auch ein Platzproblem beschert“, berichtet Hilbert.

Was passiert mit dem Mädchen und Frauenfußball?

Es ist nicht das einzige Problem. Denn unter dem Dach der Sportgemeinschaft spielen auch Mädchen und Frauen Fußball. Eine vertragliche Vereinbarung dazu gebe es aber neuerdings nur noch zwischen dem TSV Leinfelden und dem TV Echterdingen, sagt Schwarz. Die Fußball-Abteilung der SG Leinfelden-Echterdingen besteht aus seiner Sicht daher nur noch aus dem weiblichen Bereich. Zumal: der TSV Musberg habe lange Zeit angekündigt, in der männlichen Jugend auch wieder als TSV Musberg anzutreten. Erst als sich die Vereine nicht über das Staffelstartrecht einigen konnten, habe man sich beim bisherigen Partner anders entschieden.

Mittendrin in der Auseinandersetzung steht der Vorsitzende des TSV Musberg, Joachim Beckmann – der pikanterweise gleichzeitig Vorsitzender der SG Leinfelden-Echterdingen ist. Er sieht sich von Leinfeldener Seite Vorwürfen ausgesetzt, sein Amt trickreich zugunsten seines Heimatvereins zu missbrauchen. „Darüber kann ich nur lachen“, sagt Beckmann selbst dazu und bedauert das Zusammenbrechen der Kooperation. „Funktionäre machen den Fehler, immer nur Köpfe zu zählen“, sagt er. Beckmann wirbt für mehr Kooperationsbereitschaft innerhalb der vier Sportvereine und will dies mit seinen drei Amtskollegen besprechen.

„In der Leichtathletik klappt die Zusammenarbeit gut. Ob wir es im Fußball auch schaffen, wird die Zeit zeigen“, sagt er. Im Moment sieht es eher schlecht dafür aus.

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Aufrufe: 027.9.2017, 15:00 Uhr
Filder-Zeitung / Benjamin SchielerAutor