2024-05-02T16:12:49.858Z

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Enttäuschung pur bei Stjepan Geng und dem FC 08 Villingen | Foto: Sabine Reiser
Enttäuschung pur bei Stjepan Geng und dem FC 08 Villingen | Foto: Sabine Reiser

Zwei Finals, zwei Niederlagen - bitteres Ende für Villingen

Stimmungsbericht vom FC 08 Villingen, der nach dem Pokalfinale auch das alles entscheidende Regionalliga-Aufstiegsspiel in Pirmasens verloren hat +++ Abgänge bei den Nullachtern mit Gefahrenpotential

Es gibt im Fußballerleben Momente, da wollen sich die Spieler einer Mannschaft einfach nur eingraben. So war es am Mittwochabend kurz vor halb neun in Pirmasens. Soeben hat der FC 08 Villingen eine Jahrzehntchance vertan.
Der Regionalliga-Aufstieg war nur noch 25 Minuten entfernt. Es stand 0:0 in der früheren amerikanischen Garnisonsstadt, rund um den Sportpark Husterhöhe sind heute noch amerikanische Straßennamen zu lesen. Aber das sind alles Randnotizen, die fast wie Ausreden wirken. Doch danach suchte niemand auf Villinger Seite nach der 0:2-Niederlage im zweiten und entscheidenden Regionalliga-Aufstiegsspiel. Die Gesichter sprachen Bände: Fassungslosigkeit, Tränen, Enttäuschung. Egal, mit wem man sprach und diskutierte, es tauchten immer dieselben Fragen auf, die im Laufe des Abends unbeantwortet blieben. Warum haben die Nullachter am Anfang ihre Chancen zum 1:0 nicht genutzt? Warum sind der Mannschaft in den entscheidenden Szenen binnen zehn Minuten zwei Fehler unterlaufen? Vielleicht ist die Antwort ganz einfach: Weil der FK 03 Pirmasens vor 3000 Zuschauern cleverer, abgezockter und glücklicher agierte.

Binnen 15 Tagen hat der FC 08 Villingen zwei wichtige Endspiele verloren. Da ist zum einen die Niederlage im Finale des südbadischen Pokalwettbewerbs gegen den SV Linx, wodurch dem Villinger Verein durch die Nicht-Teilnahme am DFB-Pokal erkleckliche Einnahmen entgehen. Jetzt folgte die Niederlage im alles entscheidenden Spiel um den Regionalliga-Aufstieg. Das muss man als Spieler erst einmal verdauen. Ebenso der Trainer Jago Maric, der das Team bis zur neuen Oberligasaison wieder aufrichten muss.

Es wäre fast eine perfekte Runde geworden: Aufsteiger, Oberliga-Vizemeister mit 71 Punkten und 73:31-Toren, beste Heimmannschaft, Pokalfinale, Aufstiegsspiele. Die Fans in der Region haben es honoriert. Kamen während der Runde immer zwischen 800 und 1500 Fans in den Friedengrund, waren es im ersten Regionalliga-Aufstiegsspiel gegen Bayern Alzenau 2500. Ach ja, das erste Aufstiegsspiel: 8:1 gewonnen, zelebriert - doch davon wird in einigen Jahren niemand mehr sprechen. Weil es nichts zählt. "So ist es, am Ende musst du liefern und da ist so ein Ergebnis nichts wert", sagt Maric und zuckt mit den Achseln. "Wir sind natürlich trotz einer insgesamt tollen Saison sehr enttäuscht, weil wir jetzt mit leeren Händen dastehen", bringt es Kapitän Benedikt Haibt auf den Punkt. In Pirmasens blieb ihm der Torjubel verwehrt. Wie auch Cristian Giles Sanchez. Der Spanier wirkte wie eine Figur aus "Don Quichotte", ein Ritter von trauriger Gestalt. 15 Tore hatte der Stürmer bisher erzielt. "Ich wollte meinen Abschied zum SSV Reutlingen mit dem Aufstieg krönen, damit die Jungs nächstes Jahr eine Klasse höher hätten spielen können. Gerne wäre ich dann mal als Besucher gekommen." Er kommt voraussichtlich trotzdem, zum Punktspiel mit Reutlingen.

Wie auch Daniel Niedermann: Der Innenverteidiger wechselt nach zwei Jahren zum Regionalliga-Absteiger Stuttgarter Kickers. Auch hier wird es ein Wiedersehen geben. Sieben neue Spieler haben die Villinger bereits geholt, parallel zu den Gedankenspielen, dass der FC Villingen II aus der Landesliga noch in die Verbandsliga nachrücken kann. Bei der Ersten ist mit Ex-Zweitligaprofi Patrick Haag nur ein Hochkaräter unter Vertrag genommen worden. Neben Giles und Niedermann verlassen auch Nedzad Plavci wie auch der zweite starke Spanier Pablo Gil Sarrion den Villinger Verein. Abgänge mit Gefahrenpotential. Das Geld aus dem DFB-Pokal-Topf in sechsstelliger Höhe fehlt für Neuzugänge. Der Stadionumbau bringt eine gewisse Bringschuld im sportlichen Bereich gegenüber der Stadt Villingen-Schwenningen mit sich. Hauptsponsor ebm-Papst entzieht seine Gelder. 08-Geschäftsführer Gaetano Cristilli hört auf und bereitet sich auf seinen Oberbürgermeister-Wahlkampf in Villingen-Schwenningen im Herbst vor.
Aufrufe: 08.6.2018, 00:00 Uhr
Holger Rohde (BZ)Autor