2024-05-29T12:18:09.228Z

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Ein halbes Jahr lang war er abgetaucht, jetzt kehrt er auf den Rasen zurück: Für seine Mentalität ist „Arbeitstier“ Yannik Wex (schwarzes Trikot, am Ball) im Südwesten bekannt. Jetzt soll er dem Oberligisten Hassia Bingen helfen, die Klasse zu halten.	Archivfoto: Daudistel
Ein halbes Jahr lang war er abgetaucht, jetzt kehrt er auf den Rasen zurück: Für seine Mentalität ist „Arbeitstier“ Yannik Wex (schwarzes Trikot, am Ball) im Südwesten bekannt. Jetzt soll er dem Oberligisten Hassia Bingen helfen, die Klasse zu halten. Archivfoto: Daudistel

Wo ist Wex?

Seit Monaten läuft der Stürmer nicht mehr für Hassia Bingen auf – aber das soll nun ein Ende haben

Bingen. Der Fußball holte ihn sogar in seinen Träumen ein. An einem Sonntagmorgen im Sommer 2021 wachte Yannik Wex auf, und er dachte, er müsse die gewohnte Routine abspulen. Wie jeden Sonntag in den vergangenen Jahren, als er mittags die Fußballschuhe schnürte, sich durch gegnerische Strafräume wühlte.

Die Hassia hofft jetzt auf die typische Wex-Mentalität

Irgendwann aber registrierte Wex, dass er das an diesem Tag gar nicht tun muss. Nicht heute, nicht nächste, nicht in zwei Wochen. Weil er ja seinem Klub, dem Oberligisten Hassia Bingen, nach der Saison 2020/21 verkündet hatte, nicht mehr auflaufen zu können. „Ich bin noch oft so aufgewacht und hatte davon geträumt. Dass Spieltag ist und ich aufs Feld muss. Das ist keine Floskel“, sagt Wex heute, im Januar 2022. „Der Fußball lässt einen einfach nicht los.“

Wex war weg. Verschwunden von der Bildfläche. Abgetaucht. Stürmte nicht mehr. Herausposaunt hatte das die Hassia nie, der Pass lag weiter in der Schublade. Doch in Rheinhessen, wo der 24 Jahre alte Angreifer aus Bad Münster bekannt ist wie ein bunter Hund, fragten sich die Fußball-Enthusiasten: Wo ist er eigentlich, der Wex? Jetzt steht fest: Er ist wieder da. Just zu der Zeit, um dem Spiel der Hassia die Qualitäten einzuhauchen, die es in brenzligen Phasen braucht. Denn der Oberligist strauchelt. Er wankt dem Abstieg entgegen.

"Mannschaft überrascht, dass er dazustößt"

In der Winterpause hat der Klub vom Hessenhaus Wex beschworen. „Er ist emotional, er lebt den Einsatz. Das brauchen wir jetzt“, erklärt Co-Trainer Patrick Krick. „Wir standen immer in Kontakt. Die Mannschaft ist deshalb auch nicht überrascht, dass er dazustößt.“ Im April hatte der 24-Jährige einen neuen Job angetreten. Außendienst, lange Fahrten bis in die Abendstunden, mit Seminaren verplante Wochenenden. Mit dem Fußball konnte er das nicht vereinbaren. Wex trat kürzer – dann überredete Hassia-Coach Thomas Eberhardt ihn aber zum Comeback.

„Vielleicht braucht das Team einen, der unangenehm spielt. Der sich einfach den Hintern aufreißt. Der Feuer entwickelt“, erzählt der Mann, der 2019 von RWO Alzey kam. „Ein einzelner Spieler kann in solchen Situationen allein nichts bewegen. Aber ich koche hoch auf dem Platz, das kann jeden mitreißen.“ Es ist genau das, was sie in Bingen erwarten. Den, im übertragenen Sinne, Tritt ins Gesäß von einem, der kein Blatt vor den Mund nimmt.

Wex will zurück, er muss zurück – ja, er wollte eigentlich nie weg. Nicht jede Trainingseinheit wird er auftauchen können, sagt er. Zumindest konditionell stehe er im Saft, „da bin ich nie auf einem schlechten Level“. In seinen 28 Oberliga-Einsätzen schoss er fünf Tore, 28 Mal knipste er in 45 Verbandsliga-Partien. Neben RWO stehen die Eintracht aus Kreuznach und der SV Gonsenheim in seiner Vita.

Kommt er rechtzeitig in Form?

Wex kann helfen. Wenn er rechtzeitig bis Februar in Form kommt. Für die Abstiegsrunde muss die Hassia Punkte sammeln. „Wenn wir früher so einen mit der Mentalität gehabt hätten, würden wir nicht dort stehen, wo wir stehen“, glaubt Krick. Wex selbst sagt, dass die Hassia jetzt Kampf braucht. In jedem Spiel, volle 90 Minuten. Als nächstes stehen die Derbys gegen den Mainzer Ex-Klub und die Alemannia Waldalgesheim an.

Niemand weiß, ob die Rückkehr des Binger Malochers auf den Platz nur eine auf Zeit ist oder den Sommer überdauert. Aber das, meint Wex, interessiere im Moment nicht. „Ich werde mein Bestes geben, mehr kann ich nicht tun“, verspricht er. Bei der Hassia hoffen sie auf ihn. Ihn und seine Art, den Gegner zur Weißglut zu treiben.

Ob er den Sport denn vermisst habe? Was für eine Frage – schließlich, sagt er, habe ihn der Fußball bis in den Schlaf verfolgt.



Aufrufe: 014.1.2022, 17:00 Uhr
Peter-Pascal PortzAutor