2024-06-06T14:35:26.441Z

Interview

"Wir wollen beide den letzten Schritt machen"

Vor dem Saisonfinale: Die Trainer der Aufstiegskandidaten im Doppelinterview

29 Spieltage haben die Teams der 1. Kreisklasse Mitte alles gegeben. Um den Aufstieg spielen jetzt die punktgleichen TuS Haren und SV Teglingen ausgerechnet am letzten Abend (Fr., 19.30) gegeneinander – dem Spielplan sei Dank. Wir haben die Trainer Daniel Vehring (TuS Haren) und Norbert Koers (SV Teglingen) zum großen Doppelinterview gebeten

Am Freitagabend steigt das große Saisonfinale in der 1. Kreisklasse Mitte. Als Spitzenreiter und Tabellenzweiter haben eure Teams ohne Frage schon viel erreicht. Aber wie zufrieden seid ihr selbst?

Daniel Vehring: Wir hatten von Anfang an den Anspruch vorne mitzuspielen und haben, nach einem durchwachsenen Start, dieses Ziel auch erreicht. Jetzt haben wir am Freitag alles in eigener Hand, deshalb können die Mannschaft und alle Beteiligten mit dieser Saison sehr zufrieden sein. Wir haben tollen Fußball gespielt.

Norbert Koers: In Teglingen haben wir unsere Erwartungen sogar ein Stück weit übertroffen. Na klar, wir wollten bis zum Saisonende oben mitspielen, aber wir sind jetzt weiter als gedacht. Mit Blick auf die Verletztenprobleme zu Beginn der Saison sind wir alle hochzufrieden. Das Finale ist für uns Zugabe!

Daniel Vehring (lacht): … Hör auf, Norbert! Wir wissen doch beide, dass ihr das Spiel unbedingt gewinnen wollt.

Norbert Koers (lacht): Erwischt. Ganz ehrlich, wir verspüren keinerlei Druck vom Vorstand. Aber natürlich wollen wir Freitag angreifen.

In den vergangenen Jahren hat der SV Teglingen immer oben mitgespielt. Für den Aufstieg reichte es nie. Muss jetzt nicht das Erfolgserlebnis her?

Norbert Koers: Nein, diese Erwartungserhaltung des Müssens gibt es bei uns nicht. Meine Jungs haben in diesem Jahr auf so viel verzichtet, hatten das Ziel immer vor Augen, dass ich mir die Krönung jetzt trotzdem wünschen würde.

Wie sieht es in Haren aus – wie wichtig wäre der direkte Wiederaufstieg?

Daniel Vehring: Den Aufstieg nicht zu schaffen, das wäre schon sehr schade. In den letzten Jahren ging es beim TuS Haren eher bergab. In dieser Saison ist uns die Kehrtwende gelungen. Spieler und Zuschauer kommen wieder gerne zum Fußball. Diese positive Grundstimmung wollen wir mitnehmen. Kein Aufstieg wäre aber auch keine Katastrophe, dafür war das Jahr zu gut.

Der TuS Haren als Tabellenführer und Sieger im 4:1-Hinspiel geht natürlich als leichter Favorit in die Partie. Wie verlief aus eurer Sicht der erste Schlagabtausch?

Daniel Vehring: Vor dem Spiel hatten wir echt Druck, weil wir den Saisonstart verschlafen hatten. Und das hat man uns auch angemerkt. Teglingen ging, soweit ich mich erinnere, durch Bernd Hormann in Führung. Danach kamen wir besser rein und haben in der Schlussphase etwas zu hoch gewonnen.

Norbert Koers: Ja, da stimme ich dir zu. Sicherlich habt ihr verdient, wenn auch etwas glücklich, gewonnen. In der Schlussphase mussten wir mit 1:2 aufmachen, das habt ihr gnadenlos ausgenutzt. Sonst war es ein ganz enges Spiel…

Daniel Vehring: … und wenn ich das mal so sagen darf: Eines der besten Spiele, die ich in dieser Klasse gesehen habe. Da war Tempo drin, es ging hin und her – hat richtig Spaß gemacht! So darf es am Freitag gerne auch aussehen.

Aus Teglinger Sicht fällt auf, dass gerade die Spiele gegen Spitzenteams verloren gingen. Seid ihr überhaupt gut genug für die Kreisliga?

Norbert Koers: Ja, die Frage stellen wir uns natürlich auch, denn die Statistik ist nicht wegzureden. Ein Punkt gegen Hesepe, null Punkte gegen Herzlake II. Das ist zu wenig. Aber wir stehen eben da oben, weil wir unsere Hausaufgaben gegen kleinere Teams immer gemacht haben. Die Kreisliga wäre für uns eine echte Herausforderung, aber ich sehe uns nicht als Kanonenfutter.

Daniel Vehring: Wir sollten uns da gar nicht zu klein machen. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass beide Teams eine gute Rolle in der Kreisliga spielen könnten. In unseren Testspielen gegen SF Schwefingen, VfL Emslage, SV Meppen II oder Weiße-Elf Nordhorn hat man das beobachten können.

Unter der Woche hat der SV Groß Hesepe seinen Verzicht auf eine Relegationsteilnahme bekannt gegeben. Verändert die Tatsache, dass der Verlierer nun mindestens Relegation spielt, auch das Finale?

Daniel Vehring: Erst einmal müssen wir unsere Hochachtung aussprechen, dass Hesepe diesen Schritt zur richtigen Zeit gemacht hat und unseren Teams eine zweite Chance ermöglicht. Ich weiß aber nicht, ob das den Druck mindert. Vielleicht sind jetzt alle etwas erleichtert, zumindest die Situation nach Abpfiff wird nicht so seltsam. Aber wir wollen keinen Umweg, sondern aufsteigen.

Norbert Koers: Da ich ja aus der Heseper Ecke komme, hatte ich zugegebenermaßen schon etwas Munkeln gehört. Ich sehe das insgesamt etwas gelassener als Daniel. Schließlich wäre auch das Erlebnis Relegation eine tolle Erfahrung für unsere Mannschaft. Wir werden lockerer in die Partie gehen können.

Jetzt aber mal Klartext. Was haltet ihr von eurem Gegner?

Daniel Vehring: Norbert, ganz ehrlich, du hast da schon eine klasse Truppe beisammen. Johannes Menke ist ein ganz starker Stürmer, Thomas Kemper im Tor müssen wir erst einmal überwinden. Auch sonst seid ihr richtig gut organisiert. Vielleicht habt ihr nicht die herausragenden Einzelspieler, aber als Team…? Da müssen wir uns etwas einfallen lassen.

Norbert Koers: Danke, Daniel. Ich kann aber verraten, dass gerade hinter Hansi und Thomas noch ein Fragezeichen steht. Auch Christoph Runge musste letzte Woche mit Knieproblemen früh runter. Ansonsten denke ich, dass auch Haren eine bärenstarke Truppe hat. Die Viererkette steht stark, vom jungen Steffen Schepers auf der Seite halte ich ganz viel. Und die Hajrizis darfst du natürlich nie vergessen.

Daniel Vehring: Dann geht es uns ja ähnlich. Auch Sinan (Hajrizi, d.Red.) ist noch nicht hundertprozentig fit. Mal sehen, wer um 19.30 Uhr auf dem Platz steht.

Euer Tipp?

Daniel Vehring: Das wird ein ganz interessantes Spiel, hoffentlich vor einer großen Kulisse. Beide Teams werden alles daran setzen das Jahr positiv zu beenden. Ich bin aber selbstbewusst genug, um zu sagen, dass wir 2:1 gewinnen.

Norbert Koers: Als bekennender HSV-Fan würde ich schon gerne eine perfekte Woche erleben und zweimal jubeln…

… notfalls auch durch einen umstrittenen Freistoß in letzter Minute?

Norbert Koers (lacht): Wenn Olli Maul den genauso sensationell über die Mauer hebt – warum nicht. Ernsthaft, wir wollen doch beide den letzten Schritt machen.

Aufrufe: 04.6.2015, 17:30 Uhr
Tobias AhrensAutor