2024-04-29T14:34:45.518Z

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An der Aufstiegsrelegation vorbeigeflogen: Dominik Humml und die SG Hundstadt verpassen das Entscheidungsspiel um Haaresbreite.
An der Aufstiegsrelegation vorbeigeflogen: Dominik Humml und die SG Hundstadt verpassen das Entscheidungsspiel um Haaresbreite.

»Wir waren blockiert, als es um alles ging«

KLB HOCHTAUNUS: +++ SG Hundstadt verpasst Relegation knapp +++ Niederlauken/Laubach und Mönstadt/Grävenwiesbach tun sich sehr schwer +++

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HOCHTAUNUS . Als Überraschungself der Fußball-Saison 2016/17 erwies sich in der Kreisliga B Hochtaunus die SG Hundstadt, die die Aufstiegsrelegation am letzten Spieltag denkbar knapp trotz der Schützenhilfe der Mönstadt/Grävenwiesbach verpasste. A-Liga-Absteiger FSG Niederlauken/Laubach fand sich nur schwer im B-Liga-Alltag zurecht und musste sich mit einem enttäuschenden neunten Rang begnügen. Nach der Vorrunde schien die SG Mönstadt/Grävenwiesbach mit nur acht Punkten abgeschlagen zu sein, schaffte jedoch mit einem Trainerwechsel sowie einem nahezu kompletten Kaderumbau am Ende doch noch das Saisonziel Klassenerhalt.

„Zu grün hinter den Ohren“

Innerhalb von zwei Jahren hat die SG Hundstadt mit fast derselben Mannschaft einen Sprung vom Absteiger zum Aufstiegsanwärter geschafft. Das Tor zur A-Liga wurde in der abgelaufenen Spielzeit bereits weit aufgestoßen, doch dann blieb die SGH doch noch unmittelbar davor stehen. Trainer Lars Werner erinnerte sich an die hängenden Köpfe nach dem 2:2 beim Kellerkind SF Friedrichsdorf II sowie der Nachricht von der Niederlage des Konkurrenten Stierstadt II bei der SG Mönstadt/Grävenwiesbach: „Wir hätten Geschichte schreiben können, waren aber zu grün hinter den Ohren und trotz 70 Prozent Ballbesitz blockiert, als es um alles ging.“ Die Trauer um die verpasste Chance ist inzwischen gewichen und der Stolz über das Erreichte überwiegt, sodass mit breiter Brust auf die neue Saison geblickt wird. „Vielleicht hat es ja auch sein Gutes gehabt“, erwartet Werner eine mentale Weiterentwicklung der Mannschaft und sieht sich durch das Engagement während der Sommerpause bestätigt: „Die Jungs haben sich geschlossen jede Woche getroffen, um auf unserem Nebenplatz zu trainieren.“ Den inneren Schweinehund zu überwinden und in der Schlussphase noch mehr zu investieren, erachtet der Hundstädter Übungsleiter als wichtige Stellschraube, um die Gegner in entscheidenden Spielen niederzukämpfen. Werner mahnt seine Elf, dass sie wieder bei null anfangen werde und jeder Einzelne noch einen Tick mehr machen müsse. Insofern kommt dem SGH-Coach die größere Konkurrenz durch Meldung einer zweiten Mannschaft gerade recht. Zum Trainingsauftakt am 2. Juli erwartet er rund zehn Neuzugänge, die den Kampf um die Plätze entfachen werden. Es werde keine Erbhöfe geben, auch nicht für den 29-fachen Torjäger Pascal Humml. „Sicher macht Pascal den Unterschied, aber wir müssen unberechenbarer werden und haben mit Tim Schmidt, Tim Sturm oder Dominik Humml Alternativen, sodass das Spiel nicht nur auf einen Stürmer zugeschnitten sein wird.“ Wesentlicher Erfolgsfaktor der vergangenen Saison war die zweitbeste Abwehr der Liga. Für den Trainer ist Abwehrchef Colin Lauth der Schlüssel für lediglich 33 Gegentore: „Er ist mit seiner Spielintelligenz ein Sechser im Lotto.“ Ansonsten hofft man im SGH-Lager, dass die Feuertaufe bestanden ist und in der kommenden Saison der nächste Angriff auf die A-Liga gestartet wird.

„Mussten handeln“

Von diesen Träumen musste sich Absteiger FSG Niederlauken/Laubach vergangene Saison schnell verabschieden, nachdem man sich zum Ende der Vorrunde nur fünf Punkte vor den Abstiegsrängen wiederfand. Der Sportliche Leiter Stefan Matthe machte im Rückblick keine Umschweife und nannte den für die Spielzeit 2017/128 vollzogenen Trainerwechsel von Daut Retkoceri zu Jens Lewitzki als Zeichen, dass man mit der Saison nicht zufrieden war: „Alle mussten sich hinterfragen, denn das war mit dem Kader viel zu wenig für die B-Liga und deswegen mussten wir handeln.“ Dem neuen Trainer, der vergangene Saison in der Vorrunde die SG Mönstadt/Grävenwiesbach trainiert hatte, trauen die Verantwortlichen zu, wieder mehr Konstanz ins Team zu bringen. „Wir haben keine drei Spiele hintereinander ohne Niederlage absolviert und zu oft nach guter Leistung gegen einen starken Gegner eine Woche später beim Kellerkind verloren“, benennt Matthe die Defizite in der Einstellung, die es nicht mehr geben soll. Der fünftschlechteste Sturm der Liga ist ein weiterer Mangel, der im jungen Team behoben werden müsse, zumal Routiniers wie Matthias Ott oder Maximilian Opl ihre Karriere beendet haben. In jedem Fall soll die junge Mannschaft 90 Minuten Vollgas geben. Über Kampf und Einsatz soll die einstige Heimstärke wiedergefunden werden: „Die Gegner müssen wieder Respekt haben, wenn sie nach Laubach kommen.“

Matthe verspricht, dass es keine Ausreden geben werde. Der neue Trainer wird vier bis fünf Mal pro Woche Training anbieten und damit jedem Spieler die Gelegenheit geben, sonntags topfit anzutreten und den Konkurrenzkampf aufzunehmen: „Wir werden das im Auge behalten und im Zweifel nicht den Besseren, sondern den fleißigeren Spieler auflaufen lassen.“ Auch angesichts der Abgänge von Daut und Granit Retkoceri sowie Markus Wanzki spricht Matthe von einem Neuanfang, bei dem andere Akteure wie Maximilian Kreutzer oder Daniel Knoth mehr Verantwortung übernehmen sollen. Unter diesen Umständen wird kein konkretes Saisonziel genannt, zumal die Liga 2017/2018 ohnehin schwer einschätzbar sei: „Es gibt keinen klaren Favoriten, aber wir wollen einen besseren Tabellenplatz erreichen.“ Die Mannschaft soll so gut vorbereitet sein, dass sie gerade in der zweiten Saisonhälfte zulegen kann, wie es Nachbar Eschbach/Wernborn in der A-Liga gezeigt hatte. In Sachen Physis und Fitness soll unter dem neuen Trainer mächtig zugelegt werden.

Zwei völlig unterschiedliche Gesichter zeigte die SG Mönstadt/Grävenwiesbach in der letzten Saison. Denn nach der Vorrunde war die Mannschaft mit Trainer Jens Lewitzki mit lediglich acht Punkten nur Drittletzter. Unter dem neuen Trainer Hussain Haidari und mit einer nahezu komplett neuen Startelf wurde als achtbeste Rückrundenmannschaft der Klassenerhalt gesichert. Der Sportliche Leiter Ingo Wieth ist froh über das Erreichen des Ziels Ligaverbleib. Er stellt allerdings auch klar, dass nach der Winterpause angesichts der besseren Personallage mit Spielern mit höherklassiger Erfahrung die Aufholjagd erwartet werden musste.

„Fehlende Qualität“

Die Misere der Vorrunde lastet Wieth ausdrücklich nicht dem Trainer an („Er hatte keine Chance, weil nur sechs oder sieben im Training waren“), sondern der fehlenden Qualität im Kader. Mit Marek und Julius Schießer waren zwei Schlüsselspieler zur Usinger TSG und SG Wehrheim/Pfaffenwiesbach gewechselt. Nach der Winterpause herrschte im größeren Kader deutlich mehr Konkurrenzkampf und Klasse. Bis zum Saisonende blieb es aber bei einer eklatanten Auswärtsschwäche (zweitschlechtestes Team der Liga) und war die Abwehr mit 111 Gegentreffern eine Schießbude. „Da fehlte noch mannschaftliche Geschlossenheit und die Elf musste sich erst finden“, sieht Wieth die Hauptaufgabe darin, in der kommenden Saison noch enger zusammenzurücken. Die Meldung einer zweiten Mannschaft soll diesen Weg nachhaltig voranbringen. Über die kämpferische Einstellung und mannschaftliche Geschlossenheit einen gesicherten Mittelfeldplatz zu erreichen, so lautet die Marschroute für 2017/2018. Der 1:0-Sieg am letzten Spieltag der Saison 2016/17 gegen Aufsteiger FV Stierstadt II soll als Initialzündung fungieren. „So stelle ich mir das vor“, erinnerte Wieth an den krönenden Saisonabschluss. Er baut darauf, dass die Mannschaft trotz der Abgänge von Muhamed und Vedat Özdemir nach Kraftsolms sowie dem Umzug von Julian Wahrenberg und Mitja Herfurth nach Frankfurt noch stärker wird. Drei junge Perspektivspieler sollen die Lücken schließen.



Aufrufe: 029.6.2017, 08:00 Uhr
Andreas Romahn (Usinger Anzeiger)Autor