2024-05-24T11:28:31.627Z

Interview
Herbert Zanker (rechts) noch an der Seite von Oliver Unsöld beim SSV Ulm in der vergangenen Saison.	F.: Horst Hörger
Herbert Zanker (rechts) noch an der Seite von Oliver Unsöld beim SSV Ulm in der vergangenen Saison. F.: Horst Hörger

»Wir sind immer für Tore gut«

Rains Trainer Herbert Zanker über die Vorbereitung des TSV auf die Bayernliga, das WM-Halbfinale Deutschland gegen Brasilien und Kollege Louis van Gaal

Turbulente Tage für Fußball-Fan Herbert Zanker: Der 50-Jährige verfolgt natürlich die WM in Brasilien, viel wichtiger ist für den Trainer des TSV Rain/Lech aber die Vorbereitung auf den Auftakt der Bayernliga Süd am Freitag in Schwabmünchen. Die Donauwörther Zeitung sprach mit dem neuen Coach der Tillystädter.

Herr Zanker, eigentlich wollten wir über den TSV Rain sprechen, aber was sagen Sie zu diesem unglaublichen WM-Halbfinale der Deutschen?

Zanker: Von Brasilien war ich sehr enttäuscht. Von der Ordnung her, vom Umschalten her – so kannst du gegen unsere Mannschaft nicht spielen. Da musst du massiv im Zentrum stehen, das Mittelfeld dicht machen. Ich verstehe es einfach nicht. Aaber ich kann von außen auch nicht beurteilen, was in den letzten Tagen innerhalb des brasilianischen Teams geschehen ist.

War das ein Lehrfilm darüber, wie man es nicht machen soll?

Zanker: Also die ersten zehn Minuten haben sie Vollgas gegeben, aber die Deutschen waren gut darauf eingestellt. Das erste Tor gab Brasilien dann einen Knacks. Wissen Sie, mit Gerolfing ist mir das gegen Eichstätt auch einmal passiert – 0:3 nach neun Minuten. Ich habe sofort auf totale Defensive umgestellt. Vor der Pause haben wir noch das 1:3 gemacht. Letztlich ging das Spiel leider 3:4 verloren, aber so wie Brasilien darf man nicht reagieren.

Wie groß ist denn bei Ihnen jetzt das WM-Fieber?

Zanker: Ich bin eigentlich nicht im WM-Fieber. Dafür bin ich zu viel mit dem TSV Rain beschäftigt: Training vorbereiten, Gespräche führen, Gegner studieren, was eben alles dazugehört.

Alles konzentriert sich also auf das erste Punktspiel am Freitag?

Zanker: Ja, es wird Zeit, dass es endlich losgeht. Die Spieler wollen. Sie sind heiß, haben gut trainiert. Testspiele gehören zwar dazu, für den Trainer sind sie wichtig, um eine Mannschaft zu finden. Aber wir sind froh, dass wir bald loslegen dürfen.

Die Erwartungshaltung in Rain ist ja relativ groß...

Zanker: Ziel ist es, vorne mitzuspielen. Ganz klar. Aber wir wollen auch guten Fußball zeigen, damit wir uns den Zuspruch der Zuschauer und der Fans erarbeiten. Primär ist, gut und attraktiv zu spielen. Insofern sich die Neuzugänge gut integrieren, wird man sehen, was rauskommt. Das braucht aber auch Zeit. In fünf Wochen geht das nicht.

Thema Neuzugänge: Ist es bei so vielen neuen Spielern vielleicht gar nicht so schlecht, wenn auch ein neuer Trainer unbedarft an die Sache herangehen kann?

Zanker: Es ist immer gut, wenn ein neuer Trainer kommt. Für die Spieler ist es immer eine Chance, jeder kann sich zeigen. Und die elf Leute, die uns dann am ehesten helfen, werden jeweils spielen.

Haben Sie denn schon eine Stammelf im Kopf?

Zanker: So etwas gibt es bei mir nicht. Die Karten werden Woche für Woche neu gemischt. Wenn das Team feststehen würde, bräuchte im Training ja keiner mehr Vollgas geben. Wir fahren immer mit einem 18-Mann-Kader zu den Spielen und in der Kabine werden die ersten Elf verkündet. Jeder soll sich anständig auf das Spiel vorbereiten müssen.

Sie sagten, Ziel der Vorbereitung sei es, aus starken Individualisten ein Team zu formen. Wie weit sind sie da?

Zanker: Weiter als ich gedacht habe. Es braucht immer einen Eingewöhnungsprozess, aber wir sind gut unterwegs. Im übrigen halte ich es da mit Mehmet Scholl: Eine Teambuilding-Maßnahme erhältst du nicht bei einem Ruderausflug, sondern durch Erfolge auf dem Platz.

Am Dienstag schoben Sie kurzfristig ein Testspiel bei Kreisligist FC Hitzhofen (7:0-Sieg, Anm. d. Red.) ein. Hatte das eine besondere Bewandtnis?

Zanker: Die Mannschaft spielt zunächst einmal lieber, als dass sie trainiert. Aber einige Dinge waren noch offen. Wir wollten schauen, wie der Ball in der Offensive läuft. Das hat gut geklappt, die Jungs haben das umgesetzt, was wir sehen wollten. Die Art und Weise war wichtig. Jetzt sind die Spieler fit, es gibt keine Verletzten. Wir sind bereit.

Das heißt, am Wochenende gibt es den ersten Dreier für den TSV Rain und Deutschland wird Weltmeister?

Zanker: Also wir wollen am Freitag nach vorne spielen. Wir sind immer für ein, zwei Tore gut. Ich bin zuversichtlich. In Sachen WM-Finale warten wir mal ab, gegen wen wir spielen müssen. Wenn es gegen Holland geht – da gibt’s Verlängerung. Ich habe bei Trainer Louis van Gaal hospitiert. Er ist ein Defensivkünstler und kennt alle Spieler der Deutschen. Da wird ein Standard entscheiden. Aber Argentinien schlagen wir nach 90 Minuten.

Aufrufe: 010.7.2014, 08:07 Uhr
Donauwörther Zeitung / Bastian LauerAutor