2024-04-29T14:34:45.518Z

Interview

"Wir sind eine der ersten Adressen im Amateur-Fußball"

Der Vorsitzende des 1. FC Viersen, Klaus Fleßers, ist seit zehn Jahren im Amt. Er spricht über den Zustand des Traditionsklubs und seine Pläne für die Zukunft.

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Herr Fleßers, herzlichen Glückwunsch. Sie sind seit zehn Jahren der 1. Vorsitzende des 1. FC Viersen. Hätten Sie damals beim Amtsantritt daran gedacht, dass es zehn Jahre werden?

Fleßers Damals habe ich mir keine Gedanken über die Zeit gemacht. Es war eine Entscheidung mit Herz. Schließlich bin ich seit 50 Jahren Mitglied des Vereines.

Sie haben den 1. FC damals in einer finanziell schweren Phase übernommen. Wo steht der 1. FC im Vergleich dazu heute?

Fleßers Die Finanzen waren damals schwierig. Sie sind es auch heute noch. Aufwandsentschädigungen, Verbandsabgaben, Schiedsrichterkosten, Ausrüstungen der Mannschaften und vieles mehr sind Kosten, die für jeden Amateurverein schwer zu stemmen sind.

Früher galt der 1. FC Viersen als das Aushängeschild der gesamten hiesigen Fußballszene. Schließlich war man nach Borussia Mönchengladbach der klassenhöchste Verein. Jetzt spielt man mit vielen anderen Klubs aus dem Raum Mönchengladbach, Viersen und dem Grenzland in der Landesliga. Hat der 1. FC seinen einstigen Stellenwert verloren?

Fleßers Früher hat auch Borussia, mit Rainer Bonhof und Berti Vogts, um die Deutsche Meisterschaft gespielt. Vor zwei Jahren wäre Borussia fast abgestiegen. Als ich noch junger Spieler war, spielten wir in der Oberliga. Das war damals die Dritte Liga im Deutschen Fußball. Borussia ist auf einem guten Weg. Der 1. FC Viersen 05 auch. Wir sind immer noch eine der ersten Adressen im Amateur-Fußball.

Wie hat sich während Ihrer bisherigen Amtszeit der Amateurfußball verändert?

Fleßers Durch tägliche Fernsehübertragungen kommen kaum noch Zuschauer in unsere Stadien. Auf die Amateurspiele wird keine Rücksicht mehr genommen. Die Bundesliga boomt und die Gehälter der Spieler kennen keine Grenzen. Hier stimmen die Relationen schon lange nicht mehr. DFB und DFL müssen den Stellenwert des Amateurfußballs wieder mehr in den Blickpunkt stellen.

Vor Jahren hatten Sie die Vision eines 1. FC Niederrhein. Jetzt hat man in der Landesliga viele Derbys. Alleine in der letzten Saison gab es 42 Derbys, dennoch ist das Zuschauerinteresse sehr schwankend. Wäre ein solcher Verein nicht doch die einzige Möglichkeit, um langfristig zumindest viertklassig in der Regionalliga spielen zu können? Und ist so ein Verein überhaupt finanziell zu stemmen?

Fleßers Ich hatte nie die Vision 1. FC Niederrhein. Aber die Vision eines Fußballklubs in Viersen sollte man immer wieder neu diskutieren. Eintracht Viersen wäre ein guter Name. Wir haben in Viersen, Süchteln und Dülken erfolgreiche Unternehmer. Wenn wir alle Kräfte bündeln würden, wäre auch Regionalliga-Fußball in Viersen möglich.

Gab es eine Entscheidung, die Sie heute bereuen?

Fleßers Natürlich gab es die. Sie alle aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Mit Christoph Kempers, Mihai Enache, Malte Orlikowski und Timur Ildeniz würde ich mich gerne versöhnen.

Vor gut einem Jahr verkündeten Sie zusammen mit Ihren Vorstandskollegen den Rückzug aus der neuen Oberliga Niederrhein, trotz sportlicher Qualifikation. Ihre Mannschaft spielte eine tolle Saison und wurde verdient Vierter. Sehen Sie sich in Ihrer Entscheidung zum Rückzug heute bestätigt, oder blicken Sie der ersten Saison der Oberliga Niederrhein doch mit einem weinenden Auge hinterher?

Fleßers Die Entscheidung war richtig. Heute sind zehn Spieler aus unserer Jugend im Kader der Landesliga-Mannschaft.

In der Oberliga hätten die meisten kaum eine Chance. Greift der 1. FC Viersen bald wieder das Ziel Oberliga an?

Fleßers Unsere eigene Jugend wollen wir fördern. Wenn diese Jungs dann die Qualität haben, Oberliga zu spielen, dann steigen wir auch wieder auf.

Spielen Sie mit dem Gedanken, sich als Club-Chef des 1. FC Viersen zurückzuziehen?

Fleßers Im September 2014 höre ich als Vorsitzender auf. Zurzeit arbeiten wir mit Erfolg an einer neuen Vorstandsmannschaft.

Wie sieht die Zukunft des 1. FC aus?

Fleßers Sportlich setzen wir voll auf unsere eigene Jugend. Ein großes Ziel ist auch die Neugestaltung des Stadions Am Hohen Busch. Auf diese Aufgabe möchte ich mich ab 2014 voll konzentrieren. Der 1. FC Viersen 05, die LG Viersen und der SC Viersen-Rahser wollen gemeinsam den Hohen Busch modernisieren. Mit der Stadt Viersen, der Politik, der Verwaltung und dem Stadtsportverband haben wir zurzeit gute Gespräche. Ich bin davon überzeugt, dass auch viele Viersener Unternehmer uns unterstützen werden, ein Klubhaus für unsere drei Vereine auf den Weg zu bringen. Das ist für mich ebenfalls eine große Herzensangelegenheit.

Aufrufe: 02.7.2013, 12:00 Uhr
Rheinische PostAutor