2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
BSV-Spielertrainer Franz-Aaron Ullrich. F: Bock
BSV-Spielertrainer Franz-Aaron Ullrich. F: Bock

"Wir müssen zuviel ackern, um mal ein Tor zu schießen"

Franz-Aaron Ullrich, Spielertrainer des BSV Guben Nord, im FuPa Brandenburg-Interview

Brandenburgliga-Absteiger BSV Guben Nord ist als Tabellenzweiter gut in die Landesliga Süd gestartet. Gegen Spitzenreiter FV Erkner kassierte die Elf von Spielertrainer Franz-Aaron Ullrich jetzt aber die zweite Saisonniederlage. Woran es beim BSV zum Sprung nach oben noch fehlt, erklärt der Coach im FuPa Brandenburg-Interview.

Herr Ullrich, was hat bei der Niederlage gegen Erkner gefehlt?

Wir können uns in der ersten Halbzeit noch nicht mal einen Vorwurf machen. Es bleibt das gleiche alte Lied wie seit acht Jahren in Guben: Es ist kein Torjäger da. Es ist niemand da, der bei diesen Halbchancen, die wir in der ersten halben Stunde, wo wir auch Übergewicht haben, mal das Ding über die Linie drückt. Mit der ersten richtig brenzligen Situation machen sie das 1:0. Aber so ein klares Foul mit dem Ellenbogen von Herrn Röwer im Gesicht unseres Innenverteidigers nicht zu pfeifen ist Wahnsinn. Da kann ich niemandem einen Vorwurf machen, denn mehr Foulspiel geht nicht. Danach muss ich uns aber einen Vorwurf machen, dass wir in der Situation nicht reif genug sind und sie annehmen, akzeptieren und klar weiterspielen. Da haben wir uns in Rage geredet, sind nicht im Bilde und bekommen gleich das zweite Gegentor. Dann wurde es natürlich hier schwer. Und bei uns ist das alte Lied: Mit Chancen herausspielen und Tore erzielen haben wir unsere Probleme. Die Durchschlagskraft nach vorne fehlt.

Woran liegt das?

Das weiß ich auch nicht. Unser Neuzugang Patryk Klopot zum Beispiel ist im Training wahnsinnig dribbelstark und abschlusssicher. Und im Spiel sieht es etwas ängstlich aus, wenn er mal abschließt. Ich weiß nicht, woran es bei ihm liegt. Das ist im Moment unser Problem. Kurioserweise hat es in der Liga bis jetzt in vielen Spielen noch gereicht, aber das bleibt unsere große Baustelle. Wir müssen zu viel ackern, um irgendwann mal ein Tor zu schießen.

Trotzdem ist der BSV relativ gut aus den Startlöchern gekommen.

Ja, das muss man sagen. Ich will aber niemandem zu nahe treten: Dafür, dass die Mannschaft im Großen und Ganzen zusammen geblieben ist, spielen wir in dieser Saison noch ganz weit unter unseren Möglichkeiten. Das, was wir in den vergangenen Jahren an Leistungen in der Brandenburgliga gebracht haben, haben wir diese Spielzeit noch nicht einmal auf dem Platz gezeigt. Da ist der Qualitätssprung zur Landesliga doch schon ganz schön groß. Denn selbst mit diesen nicht mal annähernd abgerufenen 100 Prozent hat es gegen viele Gegner gereicht. Um dann aber ganz oben dran zu sein, muss man in der entscheidenden Situation auch mal knipsen und mehr Leistung bringen, als es im Moment der Fall ist. Wir müssen daran arbeiten, dass am Wochenende alle die Leistung abrufen können, die sie drauf haben. Es zieht sich ein Roter Faden aus der Vorsaison weiter, dass jeder einzelne und die Mannschaft nicht alles abrufen kann, was möglich wäre. Dadurch sind wir in der vergangenen Spielzeit abgestiegen und du bist jetzt nicht ganz oben, sondern nur im oberen Drittel.

Ist das Kopfsache?

Das kann ich nicht mal sagen, sonst würden wir das schon seit anderthalb Jahren ändern. Alleine unsere Flügel Klopot und Waszkowiak, das sind wahnsinnig gute Fußballer und selbst für die Brandenburgliga super Spieler und im Training schweißen die die Dinger ein. Wenn sie das annähernd mal am Wochenende machen würden, schießen wir gegen jeden Gegner fünf Tore. Wenn ich in die Köpfe reinschauen könnte, würde ich irgendetwas ändern. Die individuelle Qualität ist da und wir sind eine gestandene Mannschaft. Um ganz oben angreifen zu können, müssen wir uns aber noch um einiges straffen und steigern.

Das ist aber das klare Ziel?

Eine klare Zielstellung ist im Moment schwierig, weil im Verein ein sehr großer Umbruch ansteht. Sponsor und Präsident Jens-Uwe Kellberg zieht sich wie bereits vor drei Jahren angekündigt nach der Saison zurück. Er war 15 Jahre der Mann, dessen Name für den Verein stand und der der Geldgeber war. Ohne ihn muss man schauen, ob man das alles in Guben noch stemmen kann. Im Hintergrund wird schon daran gearbeitet, aber wir müssen sehen, wie es weitergehen wird. Wir als Mannschaft wollen von Spiel zu Spiel unser Ding durchziehen und das bestmögliche rausholen. Wir sind und waren die ganze Jahre eine dufte Truppe. Klar ist unser Ziel, oben mitzuspielen. Da man aber noch nicht genau weiß, wie es mit dem Verein weitergeht, können wir nicht sagen, dass unser Ziel der Aufstieg ist. Der BSV muss sich jetzt erstmal aufstellen und wir hoffen, dass es vielleicht schon in der Halbserie Tendenzen gibt, was nächstes Jahr in Guben passiert.


Mit Franz-Aaron Ullrich sprach Sven Bock.

Aufrufe: 023.10.2018, 16:45 Uhr
Sven BockAutor