2024-05-02T16:12:49.858Z

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F: Martinschledde
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"Wir können mit diesen jungen Mädels viel erreichen"

Im FuPa-Interview spricht Trainer Boris Decker über seine neue Aufgabe bei den Frauen von Borussia Dröschede +++ Auch der Ex-Coach und sportliche Leiter Guido Knitter stellt sich den Fragen

Eigentlich sollte Daniel Knapp im Sommer die Nachfolge von Guido Knitter beim FC Borussia Dröschede antreten. Doch nach dessen beruflich bedingter Absage, musste Knitter einen neuen Trainer finden. Letztlich wurde es Boris Decker, der zuletzt beim TSC Eintracht Dortmund in der Bezirksliga tätig war. Im FuPa-Interview erklären Decker und Knitter, wie es zu dieser kurzfristigen Entscheidung kam und warum sie sich auf die kommende Saison in der Westfalenliga freuen.

Herr Decker, Sie hatten nach der verworfenen Vertragsverlängerung beim TSC Eintracht Dortmund gesagt, dass Sie in Kürze wahrscheinlich keine neue Mannschaft trainieren wollen. Nun sind Sie zur Damenmannschaft der Borussia aus Dröschede gewechselt. Wie kam es zu dieser Meinungsänderung?

Boris Decker: Ich konnte ja bereits mit der Pause beginnen, denn über das Engagement in Dröschede habe ich erst um den 12. Juni herum entschieden. Bis dahin habe ich die freie Zeit auch schon sehr genossen. Aber wie das halt im Leben so ist, kommen meist viele Zufälle zusammen. Meine Frau hat selber früher in der Westfalenliga bei Herbede und Westfalia Hagen gespielt und kennt auch eine Spielerin, die in Dröschede aktiv ist. Außerdem kenne ich den Trainer der ersten Herrenmannschaft, Dragan Petkovic. Irgendwie ist dann der Kontakt mit dem sportlichen Leiter, Guido Knitter, entstanden. Er hat mich angerufen, wir haben über eine Stunde lang telefoniert und uns dann getroffen. Er hat es geschafft, eine gewisse Begeisterung in mir zu wecken. Dröschede hat ein gut organisiertes Team, ich hätte keine Lust gehabt, einen kompletten Kader zusammenzustellen und zu planen. Bei der Borussia ist es anders, sie ist vor zwei Jahren in die Westfalenliga aufgestiegen und die Mannschaft ist intakt und noch blutjung. Das sind echt gute Sportlerinnen, beim ersten Kennenlerntraining am 25. Juni habe ich gesehen, dass sie wirklich gut am Ball sind. Technisch ist das sehr anspruchsvoll. Daher freue ich mich auch sehr auf die Aufgabe.

Es ist nun Ihre erste Station im Frauenfußball. Wie müssen Sie Ihre Trainingsarbeit jetzt verändern?

Das ist eine gute Frage, ich habe nämlich in diesem Bereich noch keinerlei Erfahrungen. Mit Frauen kenne ich mich schon aus, aber nicht mit welchen, die Fußball spielen. Aber die können alle mit mir sprechen, sodass man es kommunikativ lösen kann, wenn die Belastung zu hoch ist. Die Ansprache könnte etwas anders sein als bei Männern. Doch das sind alles Dinge, die sich gut regeln lassen. Mit Guido Knitter steht mir ein sportlicher Leiter zur Seite, der das zuletzt bis zum Saisonende gemacht hat. Wir haben Co- und Torwarttrainer, das zeigt, dass das Umfeld gut und professionell aufgestellt ist. Wenn man sich austauscht, wird das schon gut laufen.

In der Westfalenliga reichte es zuletzt zu Rang zehn. Welche Platzierung wird nun angepeilt?

Das Ziel des Vereins ist es, einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen, also ab Rang neun aufwärts. Das heißt, wir haben keine Ambitionen, direkt oben alles aufzumischen, aber drinbleiben sollte mit dieser intakten Truppe schon das Ziel sein. Das ist auch mein Anspruch. Und mal schauen, inwieweit wir den neunten Platz vielleicht noch etwas verbessern können. Allerdings muss ich die Mannschaft auch erstmal kennenlernen, nach ein, zwei Trainingseinheiten kann ich noch nicht viel sagen. Ich denke aber, dass wir mit diesen jungen Mädels noch viel erreichen können, denn sie sind in einer sehr guten Verfassung. Der Unterschied zum Männerfußball ist halt, dass viele Spieler der Westfalen- oder Landesliga für ein T-Shirt und ein paar Euro auch ein paar Ligen tiefer kicken. Beim Frauenfußball ist das nicht so, sodass diese Teams meistens intakt sind und in der Gruppe zusammenbleiben. Das hat den Vorteil, dass ich nun eine starke Mannschaft übernehmen kann. Der Nachteil ist, dass es schwierig ist, eine Spielerin mit hoher Qualität von einem Wechsel zu überzeugen. Da muss man gute Argumente liefern. Aber insgesamt ist es eine neue Geschichte für mich. Ich freue mich darauf, denn es wird mein persönliches Spektrum noch erweitern. Westfalenliga ist die vierthöchste Klasse, dementsprechend können alle auch richtig gut kicken.

Herr Knitter, warum haben Sie gerade Boris Decker nach der beruflich bedingten Absage von Daniel Knapp als Trainer verpflichtet?

Guido Knitter: Nach der Information von Daniel Knapp, dass er die Position des Chefcoachs berufsbedingt leider nicht übernehmen kann, stand ich natürlich als sportlicher Leiter vor einem schwarzen Loch. Denn ich wollte das Traineramt nicht weiter bzw. wieder übernehmen, das ist nicht mein Kompetenzbereich. Wo und wie sollte man zu dem fortgeschrittenen Zeitpunkt im Jahr aber noch jemanden mit Kompetenz und Erfahrung, vor allem in der Führung mit jungen Menschen und in unserem Fall junge bis sehr jungen Frauen, finden? Zumal es doppelt schwierig ist, jemanden mit den eben genannten Attributen für den Frauenfußball zu begeistern. Dieser Bereich hat sich, wie nicht nur ich finde, enorm in Technik und Athletik verbessert und ist absolut (an)sehenswürdig geworden.
Die Tür zu Boris Decker tat sich, wie es manchmal im Leben so ist, zufällig über einen der Trainer unserer ersten Männermannschaft, Dragan Petkovic, auf. Er vermittelte den Kontakt zu Boris, es gab zwei, drei Gespräche zwischen uns beiden und ich konnte Boris für unsere Sache begeistern. Wir wurden uns dann schneller, als ich es nach der Absage von Daniel Knapp gehofft hatte, einig.

Was erwarten Sie von Decker als Nachfolger?

Wir haben nun eine junge talentierte Mannschaft mit einem gut ausgebildeten, erfahrenen und engagierten Trainer von außerhalb. Ich hoffe, dass er nach fast fünf Jahren gleicher Herangehensweise von Volker Alameddine und mir neue Impulse in unserem motivierten, jungen Team setzten kann. Wir freuen uns auf die neue Saison und wollen uns endgültig in der Westfalenliga etablieren.

Aufrufe: 09.7.2018, 20:00 Uhr
Andreas ArtzAutor