2024-05-24T11:28:31.627Z

Interview
Sportvorstand Ecevit Özman, Lars Mrosko und Hakan Matur (von links nach rechts)
Sportvorstand Ecevit Özman, Lars Mrosko und Hakan Matur (von links nach rechts) – Foto: Privat / Türkiyemspor Berlin

„Wir haben Stinkstiefel gegen Charakterspieler eingetauscht“

Abteilungsleiter Lars Mrosko, Türkiyemspor Berlin, spricht über die Gründe für den erfolgreichen Start ins Jahr 2022 und gesteht Fehler ein.

Ein Interview von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Lars Mrosko, #471

Lars, was ist mit Türkiyemspor Berlin in den vergangenen sechs Wochen passiert. Gab es einen Zaubertrank?

Den ein oder anderen Zaubertrank hätten die Spieler gebrauchen können in der harten Vorbereitung und den anstrengenden letzten Wochen. Das Glück gehört den Tüchtigen und tüchtig sind die Jungs definitiv.

Na gut, die erste Frage war nicht wirklich ernst zu nehmen. Aber jetzt mal Spaß beiseite. Wie kommt dieser sportliche Wandel zustande?

Ich denke, wir haben im Sportvorstand sehr fokussiert und professionell gearbeitet. Zusammen mit Hakan Matur und Ecevit Özman griff einfach ein Rad ins Andere, auch wenn man nicht permanent einer Meinung ist. Gerade das ist aber auch produktiv gewesen. Dazu haben wir mit Tim Jauer einen TOP Trainer und mit Serkan Coskun einen tollen Co. Kurz gesagt zum Kader - Wir haben Stinkstiefel und fehlende Qualität gegen Charakterspieler und Qualität eingetauscht, uns auf das Wesentliche konzentriert und einfach ruhig gearbeitet. Aber bis zum Klassenerhalt ist es noch ein langer, steiniger Weg. Das ist uns bewusst.

Wenn man es genau nimmt, hätten sogar vier Punkte mehr auf dem Konto stehen können. Sowohl gegen TuS Makkabi, als auch gegen den Berliner SC wähnte man sich lange auf der Siegerstraße. Darf man damit auch unzufrieden sein, oder geht das im Großen und Ganzen schon in Ordnung?

Sicherlich hätten wir die Unentschieden vor beiden Spielen unterschrieben, letztendlich war es am Ende auch absolut gerecht. Aufgrund des Zeitpunkts der Gegentreffer hätten wir uns über aber mehr Punkte gefreut. Wir sind zufrieden mit der Ausbeute.

Vorhin hast du Trainer Tim Jauer gelobt, an ihm wurde trotz der Fortsetzung des Negativlaufes festgehalten. Am Ende des Jahres 2021 hatte er nur einen Sieg bei sieben Niederlagen vorzuweisen. War er jedoch von Anfang an ein Teil für den „Neuaufbau“ im Winter, oder wollte man nicht noch eine Baustelle aufmachen?

Tim Jauer ist ein absoluter Glücksfall für diesen Verein und er hat ehrlich gesagt zu dem Zeitpunkt damals einen Scherbenhaufen aufs Auge gedrückt bekommen. Dass Tim Zeit bekommt und benötigt, war allen klar. Tim steht ehrlich gesagt für den Neuaufbau und wir wissen was wir an ihm haben. Er hat der Mannschaft durch klare Strukturen neues Leben eingehaucht. Wir haben ganz klar gesagt, dass Tim sich nur selbst entlassen kann und wir ansonsten gemeinsam durch Dick und Dünn gehen. Inklusive eine möglichen Abstiegs. Alle Beteiligten ziehen an einem Strang, das macht Türkiyemspor aus.

Ist der Klassenerhalt mit der aktuellen sportlichen Form nur noch Formsache?

Nein, auf gar keinen Fall. Die Tabelle täuscht. Wir haben jetzt mehr Spiele als alle anderen. Wir werden bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt und jeden einzelnen Punkt kämpfen müssen. Die Mannschaft tut dies aber mit sehr grossem Engagement und mit Freude. Wir sind stolz auf diese Truppe, gerade wegen der miserablen Hinrunde.

Dass man in 2022 ungeschlagen ist, war vorher nicht in den Stein gemeißelt. Gab es auch einen Plan B, hätte man weiterhin in Tabellenkeller gestanden?

Der Plan B ist, wenn alle Stricke reißen, an Plan A festzuhalten, egal was kommt. Unser Plan A, B und C ist dieser Trainer und genau dieser Kader. Wir gewinnen und verlieren zusammen, so einfach ist das. Das ist der Plan.

Die Transfersktivitäten im Winter wurde kurz angesprochen. Muss sich die sportliche Führung auch Fehler bei der Kaderplanung im Sommer eingestehen?

Ja, definitiv. Wir haben Zeit gebraucht um auch als Sportvorstand zusammenzuwachsen. Dadurch haben einige Entscheidungen länger gebraucht und das hat uns Punkte gekostet. Glauben Sie mir eins, wir sind der Mannschaft und dem Trainerteam aktuell sehr dankbar, dass sie einen Teil unserer Fehler korrigieren. Das gestehen wir offen ein.

Immer wieder gab es kleinere Unruhen, auch die Trainerwechsel haben ihr übriges getan. Befindet man sich dann auch in einem Negativstrudel, aus dem man gar nicht so einfach herauskommt, weil man immer wieder zurückgeworfen wird?

Es waren schon größere Unruhen, aber sie waren vielleicht nötig. Aktuell sage ich es war gut, um den Laden einmal aufzuräumen und uns selbst den Spiegel vorzuhalten. Wir schauen jetzt aber nach vorne und hoffen, dass die Momentaufnahme anhält, dass alle daraus gelernt haben und wir am Ende gemeinsam den Klassenerhalt feiern können.

Es wäre das dritte Jahr, in dem Türkiyemspor Berlin den sportlichen Abstieg verhindern würde. Laufen denn schon Planungen für die kommende Saison?

Zuallererst werden wir mit Tim Jauer sprechen, denn er ist der Schlüssel zum Erfolg. Ab März sprechen wir dann intensiv mit jedem einzelnen Spieler.

Wir haben eine enorm junge Mannschaft und wollen den Großteil im Kader sicherlich über die Saison hinaus zusammenhalten. Den einen oder Anderen werden wir nicht bei uns halten können, darüber sind wir uns bewusst.

Wir sind mit unserem Etat im unteren Tabellendrittel, wirtschaften gesund und bleiben auch in der neuen Saison im Rahmen unserer Möglichkeiten vernünftig. Mal sehen was dann dabei rauskommt.

Bleibst Du persönlich Türkiyemspor nach der Saison erhalten oder geht es wieder ins Profigeschäft zurück?

Fussball ist Tagesgeschäft, warten wir es ab. Es ist ja noch Zeit.

Aufrufe: 014.2.2022, 10:35 Uhr
Marcel PetersAutor