2024-05-02T16:12:49.858Z

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Michael Caspari, Sportlicher Leiter des FC Neu-Anspach.
Michael Caspari, Sportlicher Leiter des FC Neu-Anspach.

,,Wir haben eine andere Philosophie"

GL FFM WEST: +++,,Noch große Rivalität zur UTSG" +++ ,,Wegen politischer Entscheidungen sehe ich Zukunft kritisch" +++

NEU-ANSPACH. Nie schlechter als Platz 14, nie besser als Platz vier und am Ende der Saison auf Rang sechs - das ist kurz und knapp die Fieberkurve des Fußball-Gruppenligisten FC Neu-Anspach in der abgelaufenen Spielzeit 2015/16. Zwischenzeitlich gab es die Trennung von Trainer Frank Gerster, für den Co-Trainer Raffaele Parisi das Kommando übernahm. Der Sportliche Leiter des FC, Michael Caspari, blickt im Gespräch mit dem Usinger Anzeiger zurück, analysiert existierende Probleme und wagt einen Ausblick.

Schieben Sie als Sportlicher Leiter des FC Neu-Anspach Frust über die aktuellen Erfolge der Usinger TSG?

Frust ist das falsche Wort. Unser Bestreben muss aber sein, wieder unter die besten drei Teams des Hochtaunuskreises zu kommen, also einschließlich der Verbandsligisten aus Bad Homburg und Usingen. Wir spielen nun seit zehn Jahren Gruppenliga und Verbandsliga, das ist unser Level. Den Usinger Spielern zolle ich absoluten Respekt. Da gibt es keinen Neid.

Wie groß ist denn das Konkurrenzempfinden gegenüber der Usinger TSG?

Durch die Vorkommnisse der vergangenen Jahre ist immer noch eine große Rivalität da. Aber es ist völlig in Ordnung, dass mehr als eine gesunde Rivalität da ist.

Wo sehen Sie den FC Neu-Anspach im Vergleich zur Usinger TSG und zum TuS Merzhausen in logistischer und sportlicher Hinsicht aufgestellt?

Wir stehen nur mit einer Mannschaft schlechter in der Tabelle als UTSG und TuS. 20 andere Teams einschließlich der Jugend sind besser positioniert. Wir haben eine andere Philosophie. Wir sehen eher das große Ganze mit der Jugend im Verbund.

Kann eine Jugendmannschaft des FC künftig auch mal höher als auf Gruppenliga-Level bestehen?

Das muss auch logistisch gestemmt werden können. Momentan hat unsere B-Jugend die Möglichkeit zum Aufstieg in die Verbandsliga. Es gibt gegen den punktgleichen Spitzenreiter SG Rosenhöhe Offenbach II ein Entscheidungsspiel. Aber das muss alles wohl überlegt sein, wir brauchen da auch die Qualität der Spieler und die passende Infrastruktur.

Apropos Infrastruktur. Wie sehen Sie da die aktuelle Situation für den FC Neu-Anspach, wo gibt es Probleme?

Da sind eindeutig die Plätze zu nennen, wenn in der nächsten Saison annähernd 400 Kids beim FC trainieren. Wegen politischer Entscheidungen sehe ich die Zukunft durch die Infrastruktur der Sportplätze kritischer denn je. Wobei es sicher nicht die Vereine sind, die die Stadt in die Bredouille gebracht haben. Aber die Vereine werden die Leidtragenden sein. Wir haben ja nicht nur Ausgaben für die Sportstätten-Nutzung an die Stadt, sondern auch an die SG Hausen für die Sportplatznutzung. Dieses Geld fehlt natürlich im sportlichen Bereich und auch deswegen gibt es die Beitragserhöhung auf 180 Euro pro Jahr beim FC Neu-Anspach. Das Geld brauchen wir für die Jugendlichen. Wir wollen und haben qualifizierte Jugendtrainer. Das fruchtet, wie man angesichts von drei Gruppenliga-Teams sieht. Der Ertrag ist da.

Zurück zu den Senioren. Soll es in der nächsten Saison unter dem neuen Trainer Rico Henrici gleich eine Attacke Richtung Aufstieg geben?

Es wäre fatal, einen solchen Druck aufzubauen. Wir hatten in der abgelaufenen Saison mit dem Altersdurchschnitt von 23,2 Jahren die jüngste Truppe der Gruppenliga und zugleich die mit den meisten einheimischen Spielern. Das beides wollen wir weiter so haben. Unser Ziel für 2016/17 ist, unter die ersten fünf zu kommen. Sportlich hat es uns die Usinger TSG vorgemacht. Aber wir müssen immer mit dem Blick auf das Ganze schauen, das soll nicht um jeden Preis passieren.

Die dritte Mannschaft des FC Neu-Anspach wirkt oft etwas losgelöst vom Rest?

Wir haben nun Teams in der Gruppen-, Kreisober- und Kreisliga A. Das ist toll, aber man muss sich die Aufgaben vergegenwärtigen. Das ist viel Arbeit. Wir brauchen eine bessere Verschmelzung der drei Teams. Ein Faustpfand dabei sind die drei Trainer. Wir haben uns viel dabei gedacht, als wir diese drei installiert haben. Angesichts geringer werdender Zuschauerzahlen muss man sich fragen, wie mache ich das, wenn es weniger sehen wollen? Die Zuschauer wollen etwas Besonderes sehen, wie man an den Fanzahlen beim Spiel Merzhausen gegen Usingen gesehen hat. Das ist auch sehr erfolgsabhängig. Zudem spürst du es extrem, wenn Eintracht Frankfurt sonntags spielt. Insgesamt ist es aber auch ein gesellschaftliches Problem. Aber das raubt uns nicht die Motivation.

Wo würden Sie gerne den FC Neu-Anspach in fünf Jahren sehen?

In drei Jahren möchte ich als Verantwortlicher aufhören. Dann möchte ich den Verein strukturell so übergeben, dass es für die Nachfolger gut machbar ist. Ich habe es dann 20 Jahre gemacht. Ich bin jetzt schon gespannt auf die Zeit mit mehr Privatleben. Viele Freunde glauben mir nicht, dass ich das kann, aber ich trage in mir die Hoffnung, dass ich diesen Absprung schaffe.



Aufrufe: 018.6.2016, 08:00 Uhr
Dirk Ortmann (Usinger Anzeiger)Autor