2024-04-25T14:35:39.956Z

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Wie eine Amerikanerin nach Herford kommt

FRAUENFUSSBALL: Alexa St. Martin nimmt Training auf

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Herford. „Das Essen hier ist gut.“ Alexa St. Martin, 22-jährige Fußballerin aus den Vereinigten Staaten von Amerika, ist erst seit eineinhalb Wochen in Deutschland. Aber sie hat schon begonnen, die Sprache des Landes zu erlernen, in dem sie demnächst ihre Beschäftigung nachgehen wird. Der Rest des Gesprächs mit der Defensivspielerin aber wird dann doch besser in englisch geführt.

Den Kontakt zu der Studentin aus Georgetown im US-Bundesstaat Massachusetts stellte ein Spielvermittler her. „Wir haben sie vorher nur auf einem Video gesehen und entschieden, dass sie zu uns passt“, erklärt Birgit Schmidt, Vorsitzende des Herforder SV Borussia Friedenstal, den Weg zur Verpflichtung St. Martins, die nach einer schweren Verletzung von Neuverpflichtung Kea Eckermann eine Schlüsselrolle in der Herforder Defensive einnehmen soll. „Aber ich hatte sie größer erwartet“, sagt Schmidt mit einem Blick auf die zierlich wirkende, 1,63 Meter große junge Frau.
Frauenfußball ist in den USA vor allem ein Universitätssport, und so spielte Alexa St. Martin auch für die Universität von Georgetown. Sie sammelte aber auch schon internationale Erfahrungen, denn als 14-jährige stand sie im entsprechenden US-Nationalteam. „Ich wollte schon immer in Übersee spielen“, erklärt sie ihre Motivation, zum Herforder SV zu wechseln. Andere Spielerinnen hatten ihr davon berichtet, wie es in Europa zugeht. Und St. Martin hat sportlichen Ehrgeiz: „Deutschland hat die beste Frauenliga der Welt – da wollte ich hin!“, sagt sie. Und so bestieg sie vor rund eineinhalb Wochen in Boston ein Flugzeug und kam über Istanbul und Düsseldorf nach Herford, wo sie gemeinsam mit Kea Eckermann und der Kanadierin Melissa Busque eine Wohngemeinschaft bilden wird.
„Ich weiß, dass die Herforder Mannschaft Neuling in der Bundesliga ist. Und ich kenne natürlich Mannschaften wie Frankfurt und Potsdam“, zeigt sich die Amerikanerin gut informiert. Und auch Herford gefällt ihr. „Ich schaue mir viel an, ich habe ja Zeit“, sagt sie.
Gestern stand das erste Training nach der Sommerpause an. Dabei lernte Alexa St. Martin auch ihre Mitspielerinnen kennen. Und dann kann sie bald auch in der Bundesliga spielen. „Ich bin schon ganz aufgeregt“, sagt sie dazu.

Noch vermisst sie die Heimat nicht. Kontakte zum Vater und zum Freund in Massachusetts gibt es in erster Linie via Internet. „Mein Vater will irgendwann vor der Winterpause einmal hierhin kommen“, weiß sie. Der Freund indes wartet daheim. Möglicherweise muss er das lange tun, denn seine Fußball spielende Partnerin hat in Herford einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben. „Ich kann vom Soccer leben“, sagt sie ganz bescheiden.
Leben ja – aber viel mehr auch nicht. Sagt Birgit Schmidt. „Das, was die Spielerinnen bei uns bekommen, ist das Existenz-Minimum“, macht sie deutlich, dass auch ein Neuzugang aus den USA in Herford nicht reich werden kann. Immerhin wohnt Alexa St. Martin kostenlos in der Wohngemeinschaft. Immerhin wurden in Herford nach dem Aufstieg in die Erstklassigkeit die Aufwandsentschädigungen etwas angehoben. Aber viel wichtiger ist für Alexa St. James und ihre Mitspielerinnen, dass sie in der besten Liga der Welt spielen dürfen. „Die Spielerinnen geben viel rein und bekommen kaum etwas zurück“, weiß Birgit Schmidt und freut sich über derlei viel Idealismus – wohl wissend, dass die Verpflichtung wie Herford sie soeben vorgenommen hat, ein Wagnis ist. Auf beiden Seiten. Nun hofft sie, dass Verein und Spielerin für ihren Mut belohnt werden. Am besten zum Saisonende mit dem Klassenerhalt.
Aufrufe: 023.7.2014, 15:31 Uhr
Text und Foto: Dirk KrögerAutor