2024-05-08T14:46:11.570Z

100 stille Helden
Trainer Markus Boos (rechts) ist mächtig stolz auf seinen Spieler Leon Remmy (links), der der bewusstlosen Schiedsrichterin möglicherweise das Leben rettete.
Trainer Markus Boos (rechts) ist mächtig stolz auf seinen Spieler Leon Remmy (links), der der bewusstlosen Schiedsrichterin möglicherweise das Leben rettete. – Foto: privat

Wie ein Jugendfußballer aus der Eifel zum Retter in höchster Not wurde

Inmitten eines ganz normalen Fußballspiels in der  A-Junioren-Rheinlandliga entstand für die Schiedsrichterin plötzlich eine lebensbedrohliche Situation. Ein Spieler des JFV Vulkaneifel zeigte beherzten Einsatz und bewahrte die Unpartei­ische vor möglicherweise schlimmen Folgen.

Sie kämpften um drei wichtige Punkte in der Meisterrunde der A-Junioren-Rheinlandliga – bis es beim Stande von 1:0 in der 25. Minute zum Abbruch kam. Das Duell am vergangenen Samstag zwischen der Jugendspielgemeinschaft Wisserland und dem Jugendförderverein (JFV) Vulkaneifel wurde auf einmal zur absoluten Nebensache: Nach einem Zusammenprall mit einem Spieler sank die Schiedsrichterin (die ihren Namen nicht veröffentlicht haben will) auf einmal zu Boden. „Wir haben sofort gemerkt, dass da etwas mit ihr nicht stimmt. Sie verdrehte die Augen, wurde ohnmächtig und knickte zur Seite weg“, berichtet Markus Boos, der Trainer des JFV, der insgesamt 15 Vereine aus dem Gebiet um Manderscheid, Meerfeld und Ellscheid bis nach Lutzerath im Kreis Cochem-Zell umfasst. „Sie war nicht mehr ansprechbar und atmete auch nicht mehr“, schildert Boos die dramatische Situation auf dem Hartplatz in Wissen.

Mithilfe seiner Spieler brachte er die Unparteiische in eine stabile Seitenlage. Geistesgegenwärtig entschloss sich Leon Remmy, 19-jährger Innenverteidiger der Vulkaneifeler, bei der Schiedsrichterin das Zurücksinken der Zunge zu unterbinden. „Ich kannte dieses Szenario vom Fernsehen und wollte unbedingt verhindern, dass die Zunge die Atemwege blockiert“, sagt Remmy im Gespräch mit FuPa. Mithilfe seines Trainers öffnete er den Kiefer der krampfenden Unparteiischen und versuchte dann unter großer Anstrengung, die Zunge aus dem Rachen zu ziehen. Einige Male rutschte diese zurück. Bange Sekunden wurden zum Nervenkrimi. Dann hatte die Rettungsaktion Erfolg: Die Schiedsrichterin kam zu sich und wurde von einem Arzt, der unter den Zuschauern war, weiter betreut, bis der Rettungswagen kam und sie ins Krankenhaus brachte. Dort war sie auch noch am gestrigen Montag und befand sich wieder auf dem Wege der Besserung. Eine starke Gehirnerschütterung sei diagnostiziert worden, berichtet sie. Eine andere Ursache für die Bewusstlosigkeit als den Zusammenprall hätten die Mediziner ausgeschlossen.

„Bei solch einer Notlage überlegt man nicht lange und versucht einfach instinktiv alles, um Schlimmeres zu verhindern“, will der in Kinderbeuern-Hetzhof (Kreis Bernkastel-Wittlich) lebende Remmy kein großes Wesen um seine eventuell sogar lebensrettende Heldentat machen.

Früher sei er bei der Freiwilligen Feuerwehr gewesen, im familiären Umfeld gebe es einen Menschen mit Behinderung, bei dem es auch zu Krampfanfällen kommen könne – von daher war Remmy möglicherweise so schnell imstande zu reagieren.

Die Gerettete ist allen „total dankbar“, die ihr in der misslichen Situation geholfen haben, besonders natürlich Remmy und dem anwesenden Arzt. Trainer Boos ist gar „unglaublich stolz“ auf seinen Schützling, der sich derart vorbildlich verhalten habe. Er lobt auch das gute Zusammenspiel mit der gegnerischen JSG Wisserland, von deren Seite man sich ebenfalls rührend um die Unparteiische gekümmert habe.

Aufrufe: 012.4.2022, 16:45 Uhr
Andreas ArensAutor