2024-05-02T16:12:49.858Z

Analyse
Raffael Wieser (links) und Omar Samouwel vom FC Horgau konnten den Erfolg noch gar nicht fassen. Betreuer Thorsten Zimmermann muss trösten. Foto: Marcus Merk
Raffael Wieser (links) und Omar Samouwel vom FC Horgau konnten den Erfolg noch gar nicht fassen. Betreuer Thorsten Zimmermann muss trösten. Foto: Marcus Merk

Wenn harte Männer Tränen vergießen

Beim FC Horgau herrscht noch immer Fassungslosigkeit über den Bezirksliga-Aufstieg

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Während Helene Fischer in der Pause des DFB-Pokalfinales gnadenlos ausgepfiffen wurde, greifen Fußballer oft selbst auf deutsche Liedgut zurück, wenn es etwas zu feiern gibt. „An Tagen wie diesen“ – dieser Song der Toten Hosen schmettert immer dann durch die Lautsprecher oder die alkoholgeölten Kehlen. Ganz besonders trifft dieses Lied auf den FC Horgau zu. „An Tagen wie diesen“ – damit ist bei den Grün-Weißen künftig immer der 27. Mai 2017 gemeint. Mit einem 3:1-Sieg gegen den FC Türksport Kempten konnten sich die Kleeblätter den erstmaligen Aufstieg in die Bezirksliga sichern.

„Ich hätte nicht gedacht, dass wir in den nächsten 15 Jahren mal gegen Gersthofen oder Meitingen spielen“, freute sich Vorsitzender Jürgen Tögel. Da man sich mit derartigen Szenarien noch gar nicht befasst hatte, war auch keine Feier geplant. Zum Glück hatte Philipp Scherer, der Kapitän des TSV Neusäß, der mit der Schwester der Horgauer Spieler Michael und Maximilian Vogele verheiratet ist, im Tennisheim seinen Geburtstag gefeiert. So waren noch Getränke und Fleisch übrig. Aus Babenhausen brachte man 200 Semmeln mit. „Die haben wir geschenkt bekommen“, erzählt Tögel, „weil sie nicht verkauft wurden.“ Dann konnte die Party steigen.

Es war ein Erfolg, der so nicht geplant war. „Ich habe mir vorgenommen, in den nächsten zwei Jahren mit dem FC aufzusteigen. Dass es jetzt schon zwei Jahre zu früh passiert ist der Hammer“, zeigte sich Spielertrainer Franz Stroh auch Tage danach noch immer völlig unsortiert. Er war damit nicht allein. „Es war irgendwie komisch. Jeder hat zwar gefeiert, aber bei jedem, dem du in die Augen geschaut hast, hast du gesehen, dass er es noch gar nichts realisiert hat, was jetzt passiert ist“, so der kickende Coach.

Auch in den sozialen Medien prasselten die Likes und Glückwünsche nur so über den FC Horgau herein. „Fast alle Trainer aus der Kreisliga haben mir gratuliert. Ich glaube, alle gönnen uns den Erfolg“, freut sich Stroh, „denn unser Erfolg beginnt ganz unten. Wir sind einer der letzten Vereine, die sich auf eigene Spieler verlassen, die zusammen mit der SpVgg Auerbach-Streitheim gut ausgebildet werden. Ein gallisches Dorf sozusagen.“ Auch mit dem Fischen hat man vor einigen Jahren geworfen, als es um eine Fusion zwischen dem FC Horgau und der SpVgg Auerbach-Streitheim ging. „Dass wir es alleine geschafft haben, ist noch erstaunlicher“, sagt Stroh, „die Verhinderer sind eine besseren belehrt worden.“

Der Zusammenhalt innerhalb des FC Horgau ist enorm. Zu den entscheidenden Spielen reisten die Gebrüder Philip und Lorenz Egle aus München an. Tobias Kirschner, der sich gegen den Ottobeuren den Daumen ausgekugelt hatte, spielte mit einer Spezialmanschette. Die Fußballfrauen haben sogar ihr Spiel ausfallen lassen, um als Fan-Unterstützung in Babenhausen dabei sein zu können. Dass daraus ein Fall für das Sportgericht wird – geschenkt.

Erfolg macht übrigens sexy. Mit Markus Metzler vom SV Hammerschmiede kann der FCH schon den ersten Neuzugang vermelden. „Er ist von selber gekommen“, tut Franz Stroh kund, dass man bei der Kaderplanung vom bisherigen Weg mit eigenen Leuten nicht abgehen und keine finanziellen Mittel einsetzen werde. „Ich habe in Thannhausen erlebt, wie man etwas Großes kaputt gemacht hat.“

Ein Wermutstropfen könnte in den Horgauer Freudenkelch fallen – eine Eingruppierung in die Bezirksliga Süd. „Man hat uns versprochen, dass wir zu 99 Prozent nicht dorthin kommen“, berichtet Jürgen Tögel. Die Entscheidung über einen notwendigen Wechsel vom Norden in den Süden soll zwischen dem TSV Neusäß und dem SC Bubesheim fallen.

Die Horgauer Bilanz der vergangenen Jahre

SaisonLigaPlatzBilanzTrainer 2016/17 KL Augsburg 2. 14 - 7 - 5 Stroh, Franz13S - 7U - 5N Käsmayr, Dieter1S - 0U - 0N 2015/16 KL Augsburg 7. 11 - 3 - 12 Stroh, Franz10S - 2U - 12N Käsmayr, Dieter2S - 1U - 3N 2014/15 KL Augsburg 6. 10 - 10 - 8 Stroh, Franz10S - 9U - 8N 2013/14 KK Augsburg NW 2. 20 - 3 - 3 Stroh, Franz20S - 2U - 2N 2012/13 KK Augsburg NW 4. 15 - 5 - 6 Stroh, Franz13S - 5U - 6N
Aufrufe: 030.5.2017, 13:16 Uhr
Augsburger Landbote / Oliver ReiserAutor