2024-04-30T13:48:59.170Z

Interview
Weidens Ex-Coach Günter Güttler zeigt sich bitter enttäuscht. F: Meier
Weidens Ex-Coach Günter Güttler zeigt sich bitter enttäuscht. F: Meier

Weidens Ex-Coach Güttler bitter enttäuscht

Insolvenzfall SpVgg Weiden: Günter Güttler nimmt im FuPa-Interview kein Blatt vor den Mund

Trainer Günter Güttler von der insolventen SpVgg Weiden ist auf Jobsuche. Nach dem finanziellen Zusammenbruch der Oberpfälzer erhielt Güttler für die Monate September, Oktober und November Insolvenzgeld. Seither ist der gebürtige Mittelfranke arbeitslos. Güttler wohnt in Weiden. Sein Werdegang beim Ex-Regionalligisten ist eine Leidensgeschichte. FuPa sprach mit dem Fußballlehrer über seine Situation und die Erfahrungen an seiner jüngsten Station in Weiden.

FuPa: Hallo Günter, was machst Du und wie geht es Dir?
Günter Güttler: Ich suche natürlich einen Trainerjob und hoffe, dass ich bald etwas finden werde. Jetzt geht es ja wieder los mit den Spielen, da bin ich viel unterwegs. Ich bin im Moment stinksauer auf die alte Vereinsführung der SpVgg Weiden. Denn für mich war diese Entwicklung nicht vorhersehbar.

"Mich wundert, dass das beim Lizenzierungsverfahren nicht aufgefallen ist."

FuPa: Wie kam es zu Deiner Verpflichtung in Weiden?
Güttler: Ich wohnte ja bis zum vorigen Sommer in München. Im April hatte es ein Treffen in München zwischen dem damaligen Weidener Klubchef Michael Fritsch und mir gegeben. Mir wurde da ein sehr gutes Konzept vorgestellt. Daher hatte ich mich entschlossen nach Weiden zu ziehen, denn schließlich erhielt ich dort einen Drei-Jahres-Vertrag. Ich habe eine Wohnung angemietet, der Mietvertrag läuft mindestens bis Juli 2011. Herr Fritsch riet mir dazu. Ich habe mich absolut auf Herrn Fritsch verlassen.

FuPa: Wie begann es denn für Dich in Weiden?
Güttler: Schon in der Vorbereitung gab es Anzeichen, dass finanziell etwas nicht stimmt. Wie ich jetzt erfahren habe ist die SpVgg Weiden wohl schon mit einem Minus von 500.000 bis 600.000 Euro in die Saison gegangen. Mich wundert, dass das beim Lizenzierungsverfahren nicht aufgefallen ist. Anscheinend ist der Verein schon im Aufstiegsjahr in der Bayernliga und in der ersten Regionalliga-Saison hoch verschuldet worden. In der Zeit sind ja 40 oder 50 Spieler verpflichtet worden.

Streitigkeiten im Verein: "Da war kein Kompromiss mehr zu finden."

FuPa: Wie sah denn das Konzept von Herrn Fritsch aus?
Güttler: Der Umbau des Stadions war in Ordnung. Sportlich ging es darum den Aufstieg in die dritte Liga zu schaffen. Dazu sollte der Kader der Vorsaison gehalten werden. Ich wollte vier oder fünf gestandene Drittliga-Spieler dazu holen. Aber das klappte nicht und schon vom ersten Trainingstag an gab es Probleme. Es gab Streitigkeiten im Verein. Da war kein Kompromiss mehr zu finden. Zeitweise hatte ich nur zwölf Spieler im Training. Im August gab es dann schon Zahlungsschwierigkeiten. Ab September gab es kein Geld mehr. Erst nach dem Insolvenzantrag habe ich für die drei Monate September, Oktober und November Geld bekommen.

FuPa: Ist denn die Regionalliga wirklich wirtschaftlich nicht tragbar?
FuPa: Jetzt sind es ja nur noch 16 Vereine, nachdem auch der SSV Ulm 1846 aufgeben musste. Davon sind es neun zweite Mannschaften. Die anderen sieben Klubs kämpfen doch alle ums Überleben. Die vierte Liga ist in dieser Form nicht finanzierbar, wenn man nicht drei oder vier ganz große Sponsoren hat.

FuPa: Wie geht es jetzt für Dich weiter?
Güttler: Ich schaue mir jetzt Spiele in der dritten Liga an, war in Burghausen an meiner letzten Station vor Weiden, gegen den FC Bayern München II. Der Zeitpunkt mit der Insolvenz der SpVgg Weiden war für mich als Jobsuchender natürlich äußerst ungünstig. Vor allem bin ich verärgert, weil diese Entwicklung für mich nicht absehbar war. Ich bin daher unter völlig falschen Voraussetzungen hier her gekommen. Insgesamt ist es für mich in meiner Trainerkarriere die negativste Erfahrung gewesen.


Infos zu Günter Güttler:
Günter Güttler ist am 31. Mai 1961 in Erlangen geboren. Sein Heimatverein als Spieler war der ASV Herzogenaurach. 1980 erhielt Güttler einen Profivertrag beim FC Bayern München bis 1983. Weitere Stationen waren KV Mechelen in Belgien (1983/84), 1. FC Nürnberg (1984 bis 87), SV Waldhof Mannheim (1987 bis 90), FC Schalke 04 (1990 bis 94) und SpVgg Fürth (1994 bis 96). Seine Trainerstationen: Co-Trainer 1. FC Köln (1996 bis 98), ASV Neumarkt (1998 bis 2001), Co-Trainer Rapid Wien (2001 bis 03), SSV Jahn Regensburg (2006 bis 08), SV Wacker Burghausen (2008/09). Seit 1. Juli 2010 war der 49-Jährige Coach bei der SpVgg Weiden.

Aufrufe: 024.1.2011, 11:38 Uhr
Dirk MeierAutor