2024-05-17T14:19:24.476Z

Allgemeines
– Foto: Thomas Rinke

Was sagt...

zu Fußball und Corona - wie ist die Stimmung im Weser-Ems-Gebiet

Um die Stimmungs- und Problemlage in unserer Fußballregion ein bisschen abbilden zu können, haben wir uns bereits vor Ostern entschlossen, über FuPa.net/weser-ems eine Umfrage zu starten. Zahlreiche Rückmeldungen Eurerseits haben uns dabei erreicht. Vielen Dank.

Heute geben wir Dirk Vos als Trainer der Damen des SV Bawinkel die Möglichkeit seine Sichtweise der Dinge zu erklären.

1) Welche Folgen haben sich bei Euch in der Mannschaft/im Verein im Zuge der Coronakrise ergeben – und welches Problem ist bei Euch am Größten/am Akutesten?

Die Folgen sind wie wie bei allen: Wir können nicht gemeinsam trainieren und Fussball spielen. Unser großes Problem ist die Hängepartie des NfV mit der Entscheidung, die Saison fortzusetzen oder nicht. Wir haben unheimlich viel Nachholspiele (6 Spiele VOR der Corona-Pause), weil alles im November und März ausgefallen ist. Gleichzeitig hören in der Sommerpause 7 Spielerinnen bei uns auf. Als Trainer stehe ich vor dem Problem: Muss ich die extrem vielen Spiele in einem verkürzten Zeitraum noch organisieren oder nicht? Oder kann ich es abhaken und mich endlich um die neue Saison kümmern. Das lange Zögern vom NfV hat für mich persönlich nun die Bedeutung: Bei Fortsetzung bringe ich die Saison zu Ende und höre dann auf. Bei Abbruch der Saison würde ich – endlich vom Druck befreit – weitermachen. Man kann also sagen: Für unsere Mannschaft ist diese Situation durchaus existenzbedrohend. Denn auch der Verein muss dann ggfs. Noch anders planen.

2) Was vermisst Ihr aktuell am Meisten ohne aktiven Fußball?
Die Lebensfreude, die wir ausstrahlen und für viele als ansteckend empfunden wird. Das Lachen beim Training. Einfach die gemeinsamkeit.

3) Wie haltet Ihr Euer Team auch ohne regelmäßiges Training/Spiel zusammen?

Wir trainieren mit einer gemeinsamen App in der pro Woche eine Challenge von mir vorgegeben wird. Die Ziele sind in Kilometer (für Radfahren und Laufen) sowie Wiederholungen (für Krafttraining) und können gemeinsam durch das Team bewerkstelligt werden.

4) Glaubt Ihr, dass die aktuell notwendige soziale Distanz Folgen haben könnte für Eure Fitness und Euren Teamgeist?

Klar kommen wir unfitter raus, das ist aber nicht so wichtig. Wichtig ist, dass es diese Mannschaft später auch noch so gibt. Der Teamgeist wird aber nicht leiden, der ist eh überrragend. Es scharen schon jetzt alle mit den Hufen, vor allem die „älteren“ Damen, die ihre Karriere beenden… Die offennen Fragen sind unser Feind und nicht die soziale Distanz.

5) Welches Modell/welche Modelle der Spielfortsetzung wären für Euch tragbar, sollte die Saison nicht vor dem 30. Juni beendet werden können?

a) Saison bis August/September/Oktober zu Ende spielen, danach direkt Start in neue Saison
Für unsere Mannschaft nicht praktizierbar. Berufsbedingt zu viel Abgänge (Studium und auswärtige Ausbildungen) Dann müssten auch Ausbildungen usw. sich verschieben, was ja utopisch ist.


b) Saison bis Dezember 2020 zu Ende spielen, danach neue Saison ans Kalenderjahr anpassen

siehe a), dann müsste man auf jeden Fall noch mal das Transferfenster öffnen.

c) Saisonabbruch 2019/20, Komplett-Annullierung aller Ergebnisse, Start in Saison 2020/21 sobald möglich, mit der Ausgangsbasis des Sommers 2019
Das wäre unser bevorzugte Option.

d) Saisonabbruch 2019/20, Wertung aller bisherigen Ergebnisse und daraus folgende Festlegung der Meister, Aufsteiger und Absteiger, Start in Saison 2020/21 sobald möglich
Auch möglich, wenn wir auch eine sehr schiefe Tabelle haben. Uns ist aber die Platzierung eh wurscht, da müsste man den Ersten und Zweiten Fragen. Vielleicht ein Entscheidungsspiel gegeneinander...

e) Saisonabbruch 2019/20, Wertung nur der Hinrunden-Ergebnisse und daraus folgende Festlegung der Meister, Aufsteiger und Absteiger, Start in Saison 2020/21 sobald möglich
Es fehlen dazu in unserer Liga noch zuviele Hinrundenergebnisse dafür…

f) Ein anderes Vorgehen (welches)?

Öffnen der Kreisliga Emsland für 9er-Mannschaften wenigstens für eine Saison. (Zum Beispiel wie in der Kreisliga Osnabrück). Bei Nichtantritt keine Strafen aussprechen. (weder Geld noch Zwangsabmedlung nach drittem Nichtantriit.) Jeder Fussballkreis kann eigene Entscheidungen dort treffen.

6) Wie nehmt Ihr es war, dass seit der Aussetzung des Fußball-Spielbetriebes durch den Coronavirus die schnellstmögliche Rückkehr des Profifußballs vielfach diskutiert wurde, aber die Einschränkungen für Millionen von fußballspielenden Amateuren, Jugendlichen und Kindern weniger bis gar nicht?

Das finde ich nicht so schlimm. Viel schlimmer finde ich die Berichterstattung in den lokalen Medien, dass nur über Probleme von Herrenmannschaften berichtet wird (Oberliga bis zur Kreisliga) und wie dort Saisons gewertet werden können usw. Die Herren betreffen auch nur einen Teil der Amateure, häufig mit Trainern, die Geld für ihre Tätigkeiten bekommen. In unserem Bereich läuft alles ehrenamtlich. (Was der DFB ja medienwirksam immer wieder betont, wie wichtig ihm das Ehrenamt ist.) Und offene Zustände sind einfach Stress. Je länger, desto unangenehmer….

7) Wäre es für Euch akzeptabel, wenn der Profifußball unter bestimmten Maßgaben schon wieder spielt, Amateurfußball aber noch untersagt bleibt? Falls ja: Wie lange wäre eine solche verschiedene Maßgabe für die beiden Fußballwelten aus Eurer Sicht tragbar?

Das wäre meiner Ansicht nach egal, irgendwo wird es eine Schnittstelle geben müssen, wo schon weitergespielt wird und wo nicht. Viel wichtiger stelle ich mir folgende Frage: Man hört immer wieder, dass noch zu wenig Testkapazitäten in Deutschland vorhanden sind. Wie kann dann gleichzeitig über ein Fortsetzen der Bundesligen beraten werden, wo dann zusätzlich alle drei Tage die Mannschaften gestetet werden sollen. Wo sollen die zusätzlichen Kapazitäten herkommen und fhelen die Kapazitäten dann nicht in wichtigeren Bereichen wie Pflegeheimen etc.?

8) Offene Kategorie: Gibt es sonst noch etwas, was Ihr uns mitteilen möchtet?

Es solle meiner Meinung ach die berufliche Situation der SpielerInnen auch berücksichtigt werden dürfen. Über Strafen bei Nichtantritt usw. habe ich ja oben geschrieben. Das hängt insbesondere bei Frauenfussball damit zusammen, dass Spielerinnen durchaus oft in systemrelevanten Berufen unterwegs sind. Ich möchte eigentlich ungern unsere Alten – und Krankenpflegerinnen usw. spielen lassen, nachher steckt sich eine im Spiel an. Da muss eine verbandsseitige flexible Lösung her und die Entscheidung darf nicht auf den Verein abgeschoben werden. Aber auch bei meiner Zeit als Trainer von fürheren Herrenmannschaften hätte das in jeder Mannschaft mindestens zwei Spieler betroffen.

Aufrufe: 024.4.2020, 11:30 Uhr
FuPa EmslandAutor