2024-04-25T14:35:39.956Z

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Leo Kleiber (rechts), hier noch im Trikot von Glesch/Paffendorf beim Gastspiel in Rott, wechselte in diesem Sommer erst zu Mariadorf und nun zu Arminia Eilendorf. Das sorgt für Unmut bei der Landalemannia.
Leo Kleiber (rechts), hier noch im Trikot von Glesch/Paffendorf beim Gastspiel in Rott, wechselte in diesem Sommer erst zu Mariadorf und nun zu Arminia Eilendorf. Das sorgt für Unmut bei der Landalemannia. – Foto: Kevin Teichmann
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Was Kleiber von Mbappé unterscheidet

Landesliga 2: Nach der Verpflichtung des Amateurfußballers auf den letzten Drücker: Hat die Arminia moralisch korrekt gehandelt?rn

Weltstar Kylian Mbappé wollte Paris Saint-Germain verlassen. Filip Kostic versuchte, sich von Bundesligist Eintracht Frankfurt wegzustreiken. Beide blieben letztlich bei ihren Clubs und mussten ihre Wechselabsichten ad acta legen. Einige Spielklassen tiefer hat ein Last-Minute-Transfer geklappt – und beim abgebenden Verein für reichlich Unmut gesorgt.

Leo Kleiber hat kurz vor Schließung des Transferfensters Alemannia Mariadorf noch verlassen und sich Landesliga-Konkurrent Arminia Eilendorf angeschlossen. Möglich war der Wechsel auf den letzten Drücker ohnehin nur aufgrund einer speziellen Regelung im Amateurfußball, da der Mittelfeldakteur bereits ein Pflichtspiel für die Landalemannia bestritten hatte (1:4 gegen Brühl). Der Aachener Club machte Kleiber zum Vertragsamateur. Eine Formalie, für die einige Voraussetzungen zu erfüllen sind.

Auf der Webseite des WDFV heißt es dazu: „Vertragsspieler ist, wer über sein Mitgliedschaftsverhältnis hinaus einen schriftlichen Vertrag abgeschlossen hat und über seine nachgewiesenen Auslagen hinaus Vergütungen oder andere geldwerte Vorteile von mindestens 250 EUR monatlich erhält. Er muss sich im Vertrag verpflichten, die steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Abgaben abführen zu lassen und die Erfüllung dieser Verpflichtung selbst oder durch den Verein fortlaufend für die gesamte Vertragsdauer der Passstelle nachweisen.“

Auftakt, Coach und Spieler verloren

„Vielleicht haben die Leute, die da kommentieren, nicht alle Infos. Es nimmt einen aber schon mit, so etwas zu lesen.“

Leo Kleiber über Kommentare in den Sozialen Medien zu seinem Last-Minute-Transfer

In Mariadorf ist es der nächste Rückschlag in der noch frühen Spielzeit. Neben der Auftaktpleite verlor die Landalemannia ihren Trainer Gabriele Di Benedetto, der von Alemannia Aachens Ex-Coach Stefan Vollmerhausen abgeworben und für den Trainerposten in der U17-Bundesliga-Mannschaft des Wuppertaler SV begeistert wurde. Vollmerhausen leitet das Nachwuchsleistungszentrum des Clubs aus dem Bergischen Land. „Gabi hatte uns schon vor dem Spiel in Brühl darüber informiert, dass ihm ein Angebot vorliege und er überlege, dieses wahrzunehmen. Sportlich wie finanziell war es reizvoller“, berichtet Tom Weitz, Sportlicher Leiter der Landalemannia.

Da man in Mariadorf von den Ambitionen des äußerst talentierten 34-Jährigen von Anfang an wusste und ihm aufgrund seiner Verdienste um den Verein in den vergangenen Spielzeiten „keine Steine in den Weg legen“ wollte, entsprach man dem Wechselwunsch. Sein bisheriger Co-Trainer Firat Koyun übernimmt interimsweise. Was nicht bedeutet, dass der 33-Jährige nicht Cheftrainer bleiben kann. „Wir geben ihm die Chance und schauen, wie es sich entwickelt“, sagt Weitz.

Nun hat der Mariadorfer Verein mit Leo Kleiber zudem auch noch einen Leistungsträger abgegeben. In diesem Fall unfreiwillig und dazu noch sehr kurzfristig, ohne die Möglichkeit zu haben, noch einmal zu reagieren. Und doch ist die Situation eng mit dem Abschied von Di Benedetto verknüpft. Der Italiener war Kleibers A-Jugend-Trainer bei Hertha Walheim. Die ersten Schritte bei den Senioren machte der heute 23-Jährige noch während seiner U19-Zeit. Von Walheim aus zog es ihn nach Glesch/Paffendorf. Schon im Frühjahr 2021 hatte Kleiber Gespräche geführt. Sowohl mit der Landalemannia als auch mit der Arminia. Ausschlaggebend für Mariadorf war sein früherer Förderer Gabriele Di Benedetto.

Nachdem der nun zum WSV wechselte, war für Kleiber die Situation eine neue. „Ich wollte mich unbedingt fußballerisch weiterentwickeln. Für mich war mein früherer A-Jugend-Trainer der entscheidende Faktor“, sagt er. Nun rückten andere Parameter in den Vordergrund. Kleiber und auch Marcus Plumanns, seit dieser Spielzeit Sportlicher Leiter der Arminen, riefen bei Weitz an, bevor sie die für den Wechsel nötigen Schritte unternahmen. „Es war uns wichtig, das Gespräch im Vorfeld zu suchen“, betont Plumanns. Generell wünscht er sich auch, dass der Verband eine andere Regelung finden würde, denn wohlgefühlt habe man sich in Eilendorf nicht damit, Kleiber kurz vor Transferfensterschluss loszueisen. Letztlich habe man aber keine andere Wahl gehabt angesichts der langen Liste angeschlagener und verletzter Spieler. „Wir hatten akuten Bedarf“, verdeutlicht der Sportliche Leiter.

Vielleicht müssten sich die Vereine untereinander auch auf einige Spielregeln einigen, damit sich die Moralfrage gar nicht erst stellt. „Ein harmonisches Miteinander wünsche ich mir schon“, sagt Plumanns. Man habe sich im Fall Kleiber entsprechend den Regeln des Verbandes verhalten. „Ähnliches ist uns auch schon passiert“, sagt Arminen-Coach Frank Küntzeler. So etwa mit Jalil Tahir, der Eilendorf vor zwei Jahren kurz vor dem Saisonstart verließ, um sich Viktoria Arnoldsweiler anzuschließen.

„Ich habe mich damit nicht leichtgetan, weil ich grundsätzlich der Meinung bin, dass man etwas durchziehen sollte, wenn man sein Wort gegeben hat. Mein Wort war aber an eine Bedingung geknüpft, die mit dem Trainerwechsel nicht mehr gegeben war“, sagt Kleiber. Er kam ins Grübeln. In Eilendorf spielen zudem sehr gute Freunde von ihm, die merkten, dass er nicht mehr zu 100 Prozent zufrieden war. Gleichwohl konstatiert er: „Die Entscheidung stößt natürlich viele vor den Kopf.“

„Woanders 5 Euro mehr“

Der 23-Jährige hat auch mitbekommen, dass sein Wechsel in den Sozialen Medien hohe Wellen schlug. Unter der emotional aufgeladenen Verkündung der Landalemannia mutmaßte ein Nutzer in seinem Kommentar etwa, „gibt es woanders 5 Euro mehr“, dann „sind die weg“. Gemeint waren alle Spieler, die nicht aus dem eigenen Verein stammen. „Der Junge hat diesen Stempel nicht verdient“, findet sein neuer Coach Küntzeler. Kleiber erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung: „Ich habe es nicht für Geld getan.“ Ihn hätten solche Kommentare aber „nicht kaltgelassen“: „Vielleicht haben die Leute, die da kommentieren, nicht alle Infos. Es nimmt einen aber schon mit, so etwas zu lesen.“

Dass er bei seiner Rückkehr in den Südpark am 3. Oktober nicht nur in freundliche Gesichter blicken wird, davon geht Kleiber aus: „Der eine oder andere wird nicht erfreut sein, mich wiederzusehen.“ Aber: „Mit den Spielern bin ich immer noch in gutem Kontakt. Deshalb denke ich, dass es ein gutes und faires Spiel wird, auf das sich alle freuen können.“

Abseits des Platzes sind dann aller Voraussicht nach noch nicht alle Wogen wieder geglättet. Tom Weitz kündigte gegenüber unserer Zeitung an, Berufsgenossenschaft und Finanzamt einschalten zu wollen: „Ich will geprüft wissen, ob die Arminia abrechnet, wie es vorgeschrieben ist.“ Die Ablöse von 1500 Euro zuzüglich Umsatzsteuer, die Mariadorf an Glesch/Paffendorf überwiesen hatte, bekommt die Landalemannia übrigens nun von der Arminia erstattet. So wollen es die Statuten des Verbandes.

Aufrufe: 08.9.2021, 07:00 Uhr
Kevin Teichmann | AZ/ANAutor