2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Den ersten Saisonabschnitt haben die Dießener Fußballerinnen schon hinter sich. Das Landsberger Tagblatt bat Trainer Nico Weis mit seinen beiden Stürmerinnen Andrea Bichler (links) und Nadine Schwarzwalder zum Interview.  Foto: Julian Leitenstorfer
Den ersten Saisonabschnitt haben die Dießener Fußballerinnen schon hinter sich. Das Landsberger Tagblatt bat Trainer Nico Weis mit seinen beiden Stürmerinnen Andrea Bichler (links) und Nadine Schwarzwalder zum Interview. Foto: Julian Leitenstorfer

Warum der Trainer anklopfen muss

Der MTV Dießen befindet sich in der Winterpause +++ Das Landsberger Tagblatt wollte wissen: Was ist das Erfolgsgeheimnis des Teams und wie stehen die Chancen auf den Klassenerhalt?

Die erste Saisonhälfte in der Bayernliga ist schon wieder vorbei. Für die Fußballerinnen von Aufsteiger MTV Dießen endete sie, wie sie begann: Mit einer Spielabsage. So geht’s jetzt mit zehn absolvierten Partien, zehn Punkten und Platz acht in die Winterpause. 18 Tore haben die Fußballerinnen vom Ammersee bislang erzielt – elf davon gehen auf das Konto der Stürmerinnen Andrea Bichler aus Beuern und Nadine Schwarzwalder aus Mundraching.

„Torjägerinnen-Gipfel“ in Landsberg – da blicken die beiden Goalgetterinnen zurück. Sie strahlen immer noch, wenn sie an den bisherigen Höhepunkt ihrer Karriere denken: Das 7:1 gegen Pegnitz, bei dem die beiden blonden „Sturm-Zwerge“ alle Tore erzielten: Andrea (1,60 Meter groß) drei, Nadine (1,53 Meter) die restlichen vier. „Unser Highlight“, sagt Marketing-Fachwirtin Bichler. Wie ihre Sturmkollegin ist Bayern-Fan und hat eine ähnliche Vorgeschichte: Der Papa, Erwin bei Andrea in Greifenberg, und Heinzi, die Issinger Fußball-Legende bei Nadine, einer Automobil-Kauffrau, haben ihnen das Talent in die Wiege gelegt.

Vom Bolzplatz zum MTV: Andrea kam schon 2007 in der C-Jugend nach Dießen, machte alle drei Aufstiege 2012, 2014 und 2017 mit. Nadine wechselte erst 2015 zum MTV. „Sie war in Issing die 100-prozentige Goalgetterin, hat in der A-Klasse 45 Tore gemacht. Da haben wir sie zu uns geholt“, verrät Trainer Nico Weis, der Vater des Dießener Erfolgs – und anders als seine beiden Stürmerinnen ein echter Löwe, also Anhänger von 1860 München.

Weis, 39, ist jetzt im achten Jahr Trainer der Dießenerinnen, hat sie von der Bezirksliga bis in die Bayernliga geführt. Seine Mädels stehen voll hinter ihm. Das merkt man in diesem Gespräch. Aber: Auch der Erfolgscoach muss sich an ganz strenge Regeln halten. Andrea verrät: „Er muss anklopfen, wenn er in die Kabine will. Es gibt ein ganz bestimmtes Zeichen, dann muss Nico warten, bis ihm die Türe aufgemacht wird.“

Weis und seine Mädels: Das passt. Das sieht man auf und neben dem Platz. Weis, immer authentisch im Trainingsanzug und mit Fußballschuhen an der Seitenlinie, „hat viel verändert, hat Taktik reingebracht“, erzählt Bichler. Nicht nur Taktik, sondern auch so richtig viel Spaß: „Am Anfang waren wir fünf, sechs Leute im Training, jetzt sind es 20.“

Dießen in der vierthöchsten deutschen Fußballliga. Das ist der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Er macht den Mädels so richtig Spaß: „Bayernliga ist geil, das ist eine ganz andere Welt“, sagt Andrea. „Der größte Unterschied ist die Abgezocktheit der Gegner. Da darf man sich keine Fehler erlauben. Ein Bock, dann kassiert man gleich ein Gegentor.“

Das Geheimnis des Dießener Erfolgs? Ein Zusammenhalt, der auch beim Interview zu spüren ist. Miteinander statt gegeneinander. „Bei uns gibt es keine Gruppenbildung, wir sind ein verschworener Haufen. Wir schreien uns nicht an, sondern feuern uns an. Wir sind keine Zicken, deshalb gibt’s auch keinen Zickenkrieg“, sagt Nadine Schwarzwalder. Und Andrea, übrigens, zum Leidwesen ihres Trainers, auch eine Top-Skifahrerin, ergänzt: „Wir freuen uns auf jedes Training. Es fehlt jetzt ein bisschen was in der Winterpause.“

Das geht auch dem Trainer, der seit seinem 18. Lebensjahr für den MTV gespielt hat (und immer noch spielt), so: „Frauenfußball ist ganz anders als Männerfußball. Ich komme in die Kabine und die Augen glänzen. Die Mädels arbeiten gerne und sind fleißig. Für sie zählt Freude am Fußball, Dankbarkeit und Respekt - da herrscht eine ganz andere Atmosphäre als bei den Herren.“

Zwölf Spiele stehen 2018 noch an. „Hauptsache, wir schaffen den Klassenerhalt“, sagen die beiden Torjägerinnen. Nadine: „Wir haben gesehen, dass wir gegen jede Mannschaft mithalten können.“ Andrea: „Wir haben’s im Köcher, dass wir es schaffen!“ Da fällt Widerspruch schwer…

Aufrufe: 029.11.2017, 08:14 Uhr
Landsberger Tagblatt / Thomas ErnstbergerAutor